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Das Jahr 2005: Rekorde, Liebe, Kurioses  
  Die bissigsten Raubtiere aller Zeiten, der Sitz der Liebe im Gehirn und Elefanten mit Fremdsprachenkenntnissen: science.ORF.at hat die Entdeckungen des Jahres in den Kategorien "Rekorde", "Liebe" und "Kurioses" zusammengetragen. Eine Auswahl.  
Best of Beißen
Zunächst ein paar Hinweise aus der Kategorie "Rekorde": Was wir immer schon über Raubtiere wissen wollten, aber bisher nie zu fragen wagten, haben australische Forscher im März dieses Jahres geklärt. Sie berechneten, welche Vertreter der Säugetiere mit der größten Beißkraft gesegnet sind, wobei auch ausgestorbene Großmeister der Bissigkeit berücksichtigt wurden.

Das Ergebnis: In absoluten Zahlen ist der Löwe das Raubtier mit dem kräftigsten Biss, relativ zum Körpergewicht hat hingegen der Tasmanische Teufel die Nase (bzw. den Kiefer) vorne.
Der schnellste Fresser der Welt
Als ähnlich aufschlussreich erwies sich eine Untersuchung an einem Sternmull (Condylura cristata) aus dem Februar. Schönheitswettbewerbe würde der Maulwurf mit den 22 Tentakeln im Gesicht vermutlich nicht gewinnen, dafür gebührt ihm der Titel "Schnellster Fresser im Tierreich".

In nur 230 Millisekunden taxiert das Tier seine Beute auf eventuelle Genießbarkeit, packt sie und schlingt sie schließlich hinunter. Zum Vergleich: Autofahrer brauchen etwa doppelt so lang, wenn sie nach einem roten Ampelsignal auf die Bremse steigen.
Rekord-Schleuder
In der Pflanzenwelt sorgte indes der Kanadische Hartriegel (Cornus canadensis) für einen Rekord. Er schießt seine Blütenpollen mit derartiger Vehemenz in die Umwelt, dass sich das Zuschnappen der Venusfliegenfalle im Vergleich dazu als Bewegung in Superzeitlupe ausnimmt.

Das Schleuderwunder in Zahlen: Während der ersten 0,3 tausendstel Sekunden der Blütenexplosion setzen die Staubblätter ihre Pollen der bis zu 2.400-fachen Erdbeschleunigung aus, rund 800 Mal stärker als eine Rakete die Astronauten auf dem Flug ins All.
Superlative im Weltall
Apropos All: Auch hier gab es 2005 einige Superlative. Entdeckt wurden unter anderem der von der Erde am weitesten entfernte Galaxienhaufen (neun Mrd. Lichtjahre), der schnellste Himmelskörper der Galaxis (1.100 km pro Sekunde) sowie der älteste Stern des Universums (gut 13 Mrd. Jahre).

Außerdem lieferte das lichtstärkste Teleskop der Erde auf dem Mount Graham in Arizona erste Bilder. Das Teleskop ist so leistungsfähig, dass man damit noch in 2,5 Millionen Kilometern Entfernung das Licht einer brennenden Kerze nachweisen könnte.
Der Sitz der Liebe
Wie im Leben war auch in der Wissenschaft das Thema "Liebe" ein Dauerbrenner. So wissen wir etwa seit Juni, wo im Hirn die romantische Liebe "sitzt", nämlich in den Basalganglien der rechten Hemisphäre.

Das ist freilich nicht zu verwechseln mit den Vorgängen, die sich bei sexueller Erregung im Nervensystem abspielen, zu denen es ebenfalls interessante Neuigkeiten gab:

Niederländische Forscher fanden heraus, dass Männer während des Höhepunktes nur kurz das Belohungszentrum im Hirn "aufleuchten" lassen, während Frauen jene Areale deaktivieren, die für die emotionale Kontrolle zuständig sind. Detail am Rande: Wird ein Orgasmus vorgetäuscht, ist das nicht der Fall.
Neues von der Partnerwahl
Damit es überhaupt soweit kommt, müssen sich Frauen und Männer allerdings einmal kennen lernen, sprich: die Hürde der Partnerwahl überwinden. Und das kann durchaus kompliziert sein.

Wie tschechische Anthropologen herausfanden, sind die Vorlieben von Frauen vom hormonellen Zyklus abhängig.

Befinden sie sich unmittelbar vor dem Eisprung, gefallen ihnen dominante Partner besser als während der restlichen Tage. Das gilt allerdings nur für jene Frauen, die in einer stabilen Partnerschaft leben.
Romantische Mäuse
Durchaus romantische Erkenntnisse förderte die Verhaltensforschung an Mäusen zutage. Erstens haben männliche Tränen bei den Nagern durchaus Sex-Appeal, und zwar durch die Wirkung von Pheromonen.

Zweitens trällern Mäuse offenbar das eine oder andere Liebeslied, was leider (oder zum Glück) für den Menschen nicht hörbar ist. Die Liebesbekundungen sind nämlich auf den Ultraschallbereich beschränkt.
Vogelchöre und eisige Gesänge
Die Gesangeskunst führt zur dritten und letzten Kategorie dieses Jahresrückblicks: die Abteilung "Kuriosa". Seit September weiß man, wer die definitiven Meistersinger im Tierreich sind.

Es handelt sich dabei um die Männchen und Weibchen des Fraser-Zaunkönigs, die aus einem Repertoire von rund 80 verschiedenen Phrasen schöpfen und vielstimmige Arrangements beherrschen.

Als einsamer Sänger im weiten Meer betätigt sich hingegen ein antarktischer Eisberg, wie deutsche Meeresforscher im November herausfanden: Ihren Analysen zufolge produziert der Eiskörper Schwingungen im Ultraschallbereich, die - mit höherer Geschwindigkeit abgespielt - für das menschliche Ohr wie ein Bienenschwarm oder ein sich warm spielendes Orchester klingen.
Elefanten mit Fremdsprachenkenntnissen
Ebenfalls überzeugen konnte eine Studie zu zwei Elefanten, die offenbar eine gewisse Versiertheit bezüglich Fremdsprachen aufweisen. Der Untersuchung zufolge hat sich ein Afrikanischer Elefant namens Calimero die Lautäußerungen von Indischen Elefantendamen angeeignet, mit denen er einige Jahre in einem Zoo lebte.

Noch ungewöhnlicher der Fall seiner Artgenossin Mlaika: Ihre Stimmübungen klingen wie das Motorengeräusch von LKW, weil sie in der Nähe einer Autobahn aufgewachsen ist.

Das ist immerhin noch besser, als schon am helllichten Tage betrunken zu sein. Das gibt es nämlich auch bei Elefanten. Wie britische Forscher nachwiesen, rührt das vom Genuss gewisser (toxischer) Käferlarven - und nicht von vergorenen Früchten, wie man bisher annahm.
Delfin-Ping-Pong
Auch über Delfine gab es wieder Kurioses zu lesen. Die Meeressäuger verwenden bei der Futtersuche Werkzeuge: Sie lösen Schwämme vom Meeresboden ab und stülpen sich diese über die Nase, um ihre Schnauze bei der Futtersuche am Meeresboden zu schützen.

Und in ihrer Freizeit spielen sie gerne Ping-Pong, wie französische Forscher im November berichteten. Allerdings nicht mit Bällen, sondern mit anderen Tieren.
Höhepunkte der Nudelfroschung
Bleiben noch drei Resultate aus der Nudel-Forschung zu erwähnen, die in keinem seriösen Jahresrückblick fehlen dürfen. Erstens weiß man nun definitiv, woher die Nudel kommt: Sie wurde vor mindestens 4.000 Jahren in China erfunden, zur damaligen Zeit allerdings noch aus Hirse hergestellt.

Zum zweiten ist nun auch bekannt, wo die Zukunft der Nudel liegt: im Weltraum. Im Juli verkostete der japanische Astronaut Soichi Noguchi eigens entwickelte Weltraumnudeln ("Space Ram") an Bord der "Discovery". Das Experiment verlief dem Vernehmen nach äußerst erfolgreich.

Zum dritten klärten französische Physiker endlich die brennende Frage, warum Spaghetti immer in mehr als zwei Stücke zerbrechen, sofern man sie an beiden Enden zu stark biegt. Die Antwort: Dabei entstehen Biegewellen, die durch die Spaghetti flitzen. Überlagern sich die Wellenberge, so ist die Nudel an einigen Stellen extrem gekrümmt. Dort bricht sie.

Robert Czepel, science.ORF.at, 28.12.05
 
 
 
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01.01.2010