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Unglaube und Enttäuschung nach Hwang-Skandal  
  Die Nachricht über die komplette Fälschung einer einst gefeierten Stammzellenstudie durch den südkoreanischen Klon-Forscher Hwang Woo Suk hat unter US-Kollegen weithin Unglauben ausgelöst.  
"Die wissenschaftliche Gemeinde ist schwer enttäuscht", hatte "Science"-Chefredakteur Donald Kennedy schon vor Bekanntwerden des vollen Umfangs des Betrugsskandals gesagt.
Noch keine "Science"-Stellungnahme
Nach der letzten Hiobsbotschaft aus Seoul am Donnerstag lag zunächst noch keine Stellungnahme von den "Science"- Herausgebern vor. Das Fachjournal hatte die Arbeit des Klonpioniers Hwang Woo Suk über angeblich maßgeschneiderte Stammzellen mit dem Erbgut kranker Menschen im Mai dieses Jahres veröffentlicht.
->   Hwangs Stammzellenstudie komplett gefälscht
"Man prüft nicht mit Augen eines Fahnders..."
Laut Kennedy hatte "Science" die jetzt als Betrug entlarvte Studie einer gründlichen Prüfung unterzogen. Dafür, dass niemand Verdacht gegen Hwang schöpfte, hat der deutsche Stammzellenexperte Rudolph Jaenisch vom Whitehead Institut für Biomedizinische Forschung in Cambridge (US-Bundesstaat Massachusetts) eine Erklärung: "Man prüft eine Studie nicht mit den Augen eines Fahnders (...). Wir vertrauen auf Ehrlichkeit in der Forschung."
Wenig Chancen, Fälschungen zu entdecken
Auch sein Kollege John Gearhart von der Johns Hopkins Universität in Baltimore sieht keine Möglichkeit, Fälschungen beim so genannten "Peer Review" auf die Spur zu kommen: "Wir haben keinen Zugang zu ihren Computern, sind nicht in ihrem Labor und kennen die rohen Daten nicht."
Hwangs Team war kompetent
Der Nobelpreisträger und Leiter des Howard-Hughes-Medizin-Instituts, Thomas Cech, erinnerte daran, dass US-Forscher stets mit Bewunderung für Südkoreas technische Kompetenz von einem Besuch in Hwangs Labor zurückgekehrt seien.

Viele von Hwangs Experimenten konnten in den USA auch deshalb nicht nachvollzogen werden, weil die US-Regierung sie wegen ethischer Bedenken nicht finanziere, sagte der Hopkins-Forscher und Herausgeber von "Cell", Curt Civin.
"Wir haben geglaubt..."
"Wir haben in (Hwangs) Ergebnisse geglaubt, weil uns der Gedanke fasziniert", glaubt die amerikanische Bioethikerin Laurie Zoloth von der Northwestern Universität bei Chicago:

Ein hart arbeitender Forscher aus einfacher Familie, in einem kleinen aufstrebenden Land, der dank seiner intellektuellen Kapazität und mit einem ihm ergebenen Team die internationale Führung übernimmt und rund um die Uhr für das Wohl der Menschheit schuftet.

[science.ORF.at/dpa, 30.12.05]
 
 
 
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01.01.2010