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Ameisen: Eigene Antibiotika gegen Pilz-Parasiten  
  Einige Ameisen sind für ihre groß angelegten Pilzgärten bekannt. Um diese vor krank machenden Parasiten zu schützen, produzieren die Arbeiterinnen laut US-Forschern ein eigenes "Pilzschutzmittel", nämlich Antibiotika.  
Es sind von den Ameisen beherbergte Bakterien, die für das wirksame Mittel sorgen. Mit Hilfe der Antibiotika schützen die Ameisen ihre Pilzgärten vor gefährlichen Keimen, belegen Untersuchungen von Cameron R. Currie der University of Wisconsin in Madison und seinem Team.
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Der Artikel "Coevolved Crypts and Exocrine Glands Support Mutualistic Bacteria in Fungus-Growing Ants" erschien in der Fachzeitschrift "Science" (Vol. 311, 6. Jänner 2006).
->   Science
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Die Pilzgärten der Ameisen
 
Bild: Science, Cameron Currie

Eine Blattschneider Ameise (Atta colombica) in ihrem Pilzgarten

Dass bestimmte Ameisen - vor allem Blattschneiderameisen - eigene Gärten anlegen, ist lange bekannt.

Die Tiere sammeln Pflanzenmaterial, das sie nicht selbst als Nahrung verwenden. Von diesem Pflanzenmaterial, gut zerkleinert und zu kleinen Klumpen angehäuft, ernähren die Ameisen vielmehr Pilze in ihren Bauten.

Die Pilze bilden auf den Materialhaufen eine Art Geflecht. Sind die wachsenden Pilzfäden reif, werden diese von den Ameisen geerntet und gefressen.
->   Ameisen als Gärtner und Pilzzüchter (15.5.2004)
Pilzschutzmittel Antibiotikum
 
Bild: Science, Cameron Currie

Das Bild zeigt eine Pilze anbauende Ameise (Trachymyrmex zeteki): Die Bakterienkulturen sitzen unterhalb des Kopfes.

Um ihre Gärten vor krank machenden Mikroorganismen zu schützen, setzen die Krabbler auf die Hilfe von Bakterien, welche Antibiotika produzieren.

Die Körperoberfläche der Pilze anbauenden Ameisen weist dabei halbmondförmige "Grüfte" auf, in denen die Tiere die Antibiotika produzierenden Bakterien beherbergen und vermutlich auch ernähren.
Grüfte sind Zuhause der Bakterien
 
Bild: Science, Cameron Currie

Eine Blattschneiderameise (Acromyrmex octospinosus) in ihrem Pilzgarten. Die Arbeiterin hat weißliche Flecken auf ihrem Kopf: die Antibiotika produzierenden Bakterien.

Diese Vertiefungen entdeckten Currie und sein Team zwischen dem Kopf und dem ersten Paar der Beine, nachdem sie weiße Bakterien-Blüten von der Unterseite einer Cyphomyrmex costatusgingen entfernt hatten.

In die Vertiefungen mündende Drüsen lassen die Forscher vermuten, dass die Ameisen ihre nützlichen Mitbewohner damit ernähren.
Ein evolutionärer Bund
Generell fanden sich die beschriebenen Strukturen nur bei Pilz-züchtenden Ameisenarten.

Laut den Wissenschaftlern weisen die Ergebnisse auf eine lange und evolutionäre Verbindung der Antibiotika produzierenden Bakterien und den die Pilzgärten anbauenden Ameisen hin.

Die Erkenntnisse werfen allerdings eine neue Frage auf, nämlich warum die Parasiten nicht über die lange Zeit Antibiotika-resistent wurden, also das eigens produzierte Pilzschutzmittel nach wie vor seine Wirkung zu haben scheint.

[science.ORF.at/APA, 6.1.06]
->   Department of Bacteriology, University of Wisconsin
->   Blattschneiderameise bei Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010