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Pflanzen sind globale Methan-Produzenten  
  Nun müssen wohl die Biologielehrbücher umgeschrieben werden: Entgegen bisherigen Annahmen produzieren Pflanzen offenbar einen erheblichen Anteil des Treibhausgases Methan. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam auf Grund umfangreicher Feldstudien.  
Pflanzen setzten jährlich etwa 60 bis 240 Millionen Tonnen Methangas frei, berichten die Forscher um Frank Keppler vom Heidelberger Max-Planck-Institut für Kernphysik. Das sind zehn bis 40 Prozent der weltweiten Methanemissionen.
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Die Studie "Methane emissions from terrestrial plants under aerobic conditions" von Frank Keppler et al. erschien in "Nature" (Bd. 439, S. 187-191; doi:10.1038/nature04420).
->   Abstract
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Lehrbuchmeinung widerlegt
Methan ist nach Kohlendioxid das wichtigste Treibhausgas. Die Methankonzentration in der Atmosphäre hat sich in den vergangenen 150 Jahren nahezu verdreifacht. Am bekanntesten ist Methan als Erdgas.

Entgegen aller bisherigen Annahmen entsteht Methan nach Erkenntnis der Forscher aus Pflanzenmaterial auch in Gegenwart von Sauerstoff. "Methan darf so eigentlich nicht entstehen", erläuterte Keppler.

"Es ist eine bisher anerkannte Lehrbuchweisheit, dass biogenes Methan nur unter Ausschluss von Sauerstoff gebildet werden kann. Deshalb hat bisher einfach niemand genau hingesehen." Lebende Pflanzen setzten sogar zehn bis 100 Mal mehr Methangas frei als abgestorbene Pflanzen.
Chemischer Prozess unbekannt
Diese Erkenntnis trage dazu bei, die Wechselwirkungen zu verstehen, die zwischen der globalen Erwärmung und der Produktion von Treibhausgasen bestehen, heißt es in dem Artikel.

Denn das Ansteigen der Temperatur und der CO2-Werte könnte in Zukunft auch zu einem größeren Pflanzenwachstum führen, betonte Keppler. "Das könnte einen Rückkoppelungsprozess bewirken, denn dadurch könnte deutlich mehr Methan produziert werden, was zur Klimaerwärmung beitragen könnte."

Ungeklärt ist bisher, welcher Prozess der Bildung von Methan in Pflanzen zu Grunde liegt. Die Forscher, deren Daten auf Laborversuchen fußen, planen nun umfangreiche Feldstudien.

Die Studie entstand in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des niederländischen Instituts für Meeres- und Atmosphärenforschung in Utrecht und des nordirischen Landwirtschaftsministeriums in Belfast.

[science.ORF.at/dpa, 12.1.05]
->   Methan - Wikipedia
->   Max-Planck-Institut für Kernphysik
->   Mehr zu Methan im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010