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"Zehnter Planet" Xena ist größer als Pluto  
  Im Sommer 2005 wurde erstmals von einem neuen Himmelsobjekt in unserem Sonnensystem berichtet, das später "Xena" genannt wurde. Wie Astronomen nun berechnet haben, hat Xena einen Durchmesser von 3.000 Kilometern und ist somit rund 700 Kilometer dicker als Pluto - sie könnte somit als "zehnter Planet" bezeichnet werden.  
Genauso gut ist es aber möglich, dass Pluto eines Tages der "Planetenstatus" aberkannt wird. Zuständig dafür ist die Internationale Astronomische Union in Paris.

Von den neuen Messungen zu Xena - weniger geläufig auch unter dem Namen "UB313" bekannt - berichtet ein Astronomenteam der Universität Bonn und des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie (MPIfR) um Frank Bertoldi in "Nature".
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Die Studie "The trans-neptunian object UB313 is larger than Pluto" erscheint in "Nature" (Bd. 436, S. 563; Ausgabe vom 2.2.06).
->   Nature
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Erste Fotografie bereits 2003
Mike Brown und seine Kollegen am California Institute for Technology hatten das Himmelsobjekt bereits Ende Oktober 2003 erstmals fotografiert.

Aber erst im Jänner des Vorjahrs wurde ihnen nach eigenen Angaben bei der Analyse der Daten klar, was sie entdeckt hatten. Im August gingen sie damit an die Öffentlichkeit.

Im Oktober entdeckten sie zudem, dass Xena einen Mond besitzt, den sie "Gabrielle" nannten - bei beiden dienten Figuren der US-amerikanischen Fernsehserie "Xena" als Vorbild.
->   Zehnter Planet des Sonnensystems entdeckt? (1.8.05)
->   Zehnter "Planet" Xena hat einen Mond (3.10.05)
Größenvergleich
 
Bild: Nature

Xena ist zur Zeit das fünfzehnt-größte bekannte Himmelsobjekt unseres Sonnensystems, mit einem Durchmesser größer als Pluto und der Neptunmond Triton, aber kleiner als der Erdmond oder Titan, der größte Saturnsatellit.

Die weiteren größeren Objekte neben den Planeten: die Jupitermonde Callisto, Io, Europa und Ganymed.
Messung von Wärmestrahlung und Helligkeit
Schon bei den ersten Messungen gingen Brown und seine Kollegen davon aus, dass Xenas Durchmesser rund 3.000 Kilometer betragen müsste. Eine genaue Größenbestimmung war bislang jedoch nicht möglich, da das Reflektionsvermögen dieses Kleinplaneten nicht bekannt war.

Den deutschen Astronomen ist es nun gelungen, dieses Problem zu lösen, schreibt die Max-Planck-Gesellschaft in einer Aussendung.

Durch die kombinierte Messung der von UB313 abgestrahlten Wärmeleistung sowie seiner optischen Helligkeit bestimmten sie Reflektivität und Größe von Xena.
Objekt im Kuiper-Gürtel
Wie Pluto ist auch Xena eines der eisigen Objekte des so genannten Kuiper-Gürtels, die jenseits von Neptun um die Sonne kreisen. Xena ist das am weitesten entfernte aller im Sonnensystem gefundenen Objekte - so ist es etwa dreimal so weit von der Sonne entfernt wie Pluto.

Die Zeitdauer einer Sonnenumkreisung - respektive eines Jahres auf "2003 UB313" - entspricht 560 Erdenjahren. Die Entfernung zu unserem Heimatplaneten beträgt 14,5 Milliarden Kilometer.

Auf ihrer stark exzentrischen Umlaufbahn entfernt sich Xena 97 mal so weit von der Sonne wie die Erde - und fast zweimal weiter als der entfernteste Punkt in Plutos Orbit. UB313 braucht doppelt so lange wie Pluto, um die Sonne zu umkreisen.
Ein Planet mehr oder einer weniger?
"Da UB313 deutlich größer ist als Pluto", gibt Frank Bertoldi zu bedenken, "wird es zunehmend schwieriger, Pluto einen Planeten zu nennen, aber UB313 diesen Status zu verwehren."

Über den Status und die Anerkennung von Planeten bestimmt die Internationale Astronomische Union (IAU) in Paris. Angesichts immer häufigerer Entdeckungen in den Außenbezirken des Sonnensystems - u.a. von "Sedna" im April 2004 - hat sie eine Arbeitsgruppe eingesetzt, welche die Mindestanforderungen an einen Planeten definieren soll.

Solange von dieser Arbeitsgruppe kein Ergebnis vorliege, würden alle Himmelskörper des Systems, die mehr als 40 Mal so weit von der Sonne entfernt sind wie die Erde, als Mitglieder der so genannten Trans-Neptunischen-Population betrachtet, hieß es bei der erstmaligen Entdeckung von Xena.

[science.ORF.at/APA/AP/MPG, 1.2.06]
->   Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn
->   Internationale Astronomische Union
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01.01.2010