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Elite-Uni wird in Gugging eingerichtet  
  Die geplante Elite-Universität soll auf dem Gelände der ehemaligen Landesnervenklinik in Maria Gugging bei Klosterneuburg (NÖ) entstehen. Diese Entscheidung hat am Donnerstag die Bundesregierung getroffen. Ab Oktober 2006 soll an der Graduiertenuniversität "Forschung auf höchstem Niveau" betrieben werden.  
Mit dieser Entscheidung hat das Projekt aber auch seinen geistigen Vater verloren: Unzufrieden mit dieser "suboptimalen Lösung" zog sich der Physiker Anton Zeilinger aus dem von ihm initiierten Projekt zurück.

Standortvorteile hätten für den niederösterreichischen Vorschlag und gegen den der Wiener gesprochen, sagten die Bildungsministerin Gehrer (ÖVP) sowie Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) nach dem Ministerrat.
Gugging vs. Wien-Aspern
Laut Gehrer hat man zahlreiche Gutachten und Bewertungen vor der Standortwahl eingeholt. Für Gugging, das früher als Nervenheilanstalt bekannt war, habe gesprochen, dass der Campus sofort benutzbar wäre, so die Ministerin.

Bundeskanzler Schüssel stellte die Angebote von Wien und Niederösterreich gegenüber: Wien habe für die nächsten 20 Jahre ein Paket von 120 Millionen Euro, Niederösterreich eines für 180 Millionen Euro angeboten. Die Grundfläche in Gugging mache 180.000 Quadratmeter aus, jene am Wiener Standort Aspern nur 100.000 Quadratmeter.

Weiters habe Niederösterreich für den laufenden Betrieb mit drei Millionen Euro pro Jahr eine Million Euro mehr als Wien angeboten. Und auch der Gebäudewert der ehemaligen Nervenheilanstalt in Gugging liege mit 35 Millionen Euro deutlich über dem Wiener Angebot von 25 Millionen Euro.
Shuttle-Dienst geplant, Name noch unklar
Laut Schüssel ist von niederösterreichischer Seite zusätzlich geplant, dass ein Shuttle-Dienst zur Elite-Uni eingerichtet wird. Und es gebe auch die Möglichkeit von Firmenansiedlungen im Umfeld der Universität.

An dem Projekt werde sich laut dem Kanzler auch die Industriellenvereinigung beteiligen. Diese stelle bis 2010 mindestens 30 Millionen Euro zur Verfügung, womit ein "substanzieller Beitrag der Privatwirtschaft" gegeben sei.

Der Name der Einrichtung, die keine Grundstudien anbietet, sondern nur Doktoratsstudenten und Post-Docs aufnimmt, ist noch nicht klar: Gehrer will auf einen "berühmten Wissenschaftler aus Österreich" zurückgreifen, mit dessen Familie aber man noch Rücksprache halten müsse
Initiatoren des Projekt ziehen sich zurück
Unzufrieden mit der Entscheidung sind Zeilinger sowie die beiden anderen Forscher im Projektteam, Peter Schuster und Arnold Schmidt, die sich mit dem Physiker aus dem Projekt zurückzogen:

"Die Wissenschafter in dem von Frau Bundesministerin Gehrer eingesetzten Planungsteam hatten sich einstimmig gegen eine vorschnelle Entscheidung zu Gunsten einer suboptimalen Lösung ausgesprochen", betonten die drei Forscher.

Der Aufbau einer Forschungs- und Lehreinrichtung auf höchstem internationalem Niveau könne nur erfolgreich sein, wenn alle wichtigen Entscheidungen in Übereinstimmung mit der Wissenschaft und in breitem politischem Konsens getroffen würden.

Rückzug von Zeilinger und Co.
Freude in Niederösterreich
Freude dagegen in Niederösterreich: Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) sprach von einer "Top-Zukunftschance". Für Infrastrukturminister Hubert Gorbach (BZÖ) wird mit der Elite-Uni "Grundlagenforschung auf Spitzenniveau ermöglicht", Forschungs-Staatssekretär Eduard Mainoni (BZÖ) freute sich über ein "positives Signal an den Forschungsstandort Österreich".

Von einem "großen Augenblick" und "historischen Tag" für die Reputation Klosterneuburgs sprach Bürgermeister Gottfried Schuh (ÖVP) in Reaktion auf die Entscheidung für Maria Gugging. Er habe Bildungsministerin Gehrer und Landeshauptmann Erwin Pröll bereits gedankt, sagte Schuh zur APA.
Kritik von SPÖ und Grünen
Kritik übte hingegen der Wiener Vizebürgermeister Sepp Rieder (SPÖ): Der Zuschlag an Gugging sei eine "wirkliche Enttäuschung" und "unüberlegte Fehlentscheidung".

Für SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal war die Entscheidung "rein parteipolitisch motiviert". Bedenken der Wissenschafter seien negiert worden. Die Grünen befürchten nach dem Ausstieg Zeilingers ein "Fiasko".
Rektorenchef will Gleichberechtigung
Die Universitäten "fürchten sich nicht vor der Konkurrenz", so der Vorsitzende der Rektorenkonferenz, Christoph Badelt, Voraussetzung: Zwischen dem neuen Institut und den Unis müsse es "Chancengleichheit beim Zugang" geben, sprich die Unis sollten sich die Doktoratstudenten ebenfalls aussuchen können.

Zweitens müsse es eine Vernetzung mit den Exzellenzzentren der Unis geben, und drittens müsse die Dotation des Wissenschaftsfonds FWF aufgestockt werden.

Anders sieht das die HochschülerInnenschaft: Die Elite-Uni ist für sie "Geldverschwendung".

[science.ORF.at/APA, 2.2.06]
->   Bildungsministerium
->   Gugging soll Princeton werden (2.2.06; ORF.at)
Mehr zur Elite-Uni in science.ORF.at:
->   Elite-Uni: Wer studieren bzw. forschen darf (2.2.06)
->   Archiv zum Thema
 
 
 
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01.01.2010