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"Humanities" brauchen mehr Eigeninitiative  
  Die drei Wittgenstein-Preisträger Ruth Wodak, Andre Gingrich und Walter Pohl fordern mehr Eigeninitiative und bessere Bedingungen für die "Humanities" - die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften.  
Die Linguistin, der Anthropologe und der Historiker leiten die bisher einzigen Wittgenstein-Projekte im nicht-naturwissenschaftlichen Bereich und haben sich mit ihren Mitarbeitern kürzlich zu einem ersten gemeinsamen Workshop in Wien getroffen.

Der Wittgenstein-Preis ist die höchste Wissenschafts-Auszeichnung in Österreich und ist mit rund 1,5 Mio. Euro dotiert.
Nur drei von 17 Preisen an GKS
Dass von den 17 bisher vergebenen Wittgenstein-Preisen erst drei an Vertreter der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften (GKS) gingen, werten Wodak, Gingrich und Pohl nicht nur als Zeichen der "anhaltenden Marginalisierung der GKS in vielen Teilen Europas".

Dies zeuge auch vom "dringenden Nachholbedarf" der Wissenschaftler in diesem akademischen Bereich in punkto Teamarbeit, internationale Kooperationsfähigkeit und Kompetenz bei der Akquirierung von Drittmitteln.

Denn an den Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen liegt es nach Meinung der drei Preisträger nicht nur an infrastrukturellen und finanziellen Gegebenheiten, "sondern oft auch an den Vertretern der GKS selbst".
"Zahlreiche positive Erfahrungen"
Bei dem Workshop haben die drei Wissenschaftler "zahlreiche positive Erfahrungen" in ihren eigenen Wittgenstein-Projekten gesammelt, die sie als "beste Beispiele" auch für eine zukünftige Nutzung empfehlen.

Dazu zählen u.a. etwa internationale Beiräte, flache Hierarchien, internationale Netzwerke und Mobilität, Öffentlichkeitsarbeit und die Forcierung integrativer Teams aus fortgeschrittenen und Nachwuchs-Forschern.
Verständnis für gesellschaftliche Entwicklungen fördern
Gleichzeitig sollten sich die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften nicht von "kurzsichtigen ökonomischen und politischen Interessen in die Defensive drängen lassen", fordern Wodak, Gingrich und Pohl. Denn viele Themen der GKS seien nicht nur für eine breite Öffentlichkeit von Interesse, sondern wichtig für das Verständnis gesellschaftlicher Entwicklungen.

Die Sprachwissenschafterin Ruth Wodak, derzeit an der University of Lancaster (Großbritannien) tätig, erhielt 1996 den Wittgenstein-Preis. Der Sozialanthropologe Andre Gingrich, Uni Wien und Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW), wurde 2000 mit dem Preis ausgezeichnet, der Historiker Walter Pohl, ebenfalls von der ÖAW, 2004.

Die Auszeichnung hätten sie als "äußerst willkommene und ermutigende Unterstützung, aber auch Herausforderung" gesehen, die exzellente Forschungsprojekte auch im GKS-Bereich ermögliche.

[science.ORF.at/APA, 7.2.06]
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01.01.2010