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China wird Forschung in Europa überholen  
  China wird Europa in den nächsten Jahren in der Forschung überholen und später die Weltspitze erlangen. Davon gehen deutsche Forscher aus, die die niedrigen Forschungsausgaben der EU kritisieren.  
"Wenn nicht noch ein Wunder passiert, wird China in zehn bis 15 Jahren nach den USA die Nummer 2 in der Forschung sein und Europa abgeschlagen dahinter kommen", sagte Jürgen Mlynek, Präsident der deutschen Helmholtz-Gesellschaft, der größten Forschungsgemeinschaft Deutschlands, am Donnerstag in Brüssel.
Lissabon-Ziel: China vor Europa
In China würden die Forschungsausgaben derzeit jährlich um 20 Prozent steigen, in der EU gerade einmal um zwei Prozent. Setzt sich der Trend fort, werde China das Lissabon-Ziel der EU, drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Forschung und Entwicklung zu investieren, vor Europa erreichen, so Mlynek.
Bildung: Deutschland nur ein Zehntel der USA pro Student
Die Spitzenuniversitäten in den USA würden heute 100.000 Euro für die Ausbildung eines Studenten ausgeben. In Deutschland seien es derzeit weniger als 10.000 Euro pro Jahr. Selbst durch diverse EU-Förderprogramme werde dieser Betrag bestenfalls um 1.000 Euro erhöht. Dennoch dürfe Europa vor allem zu China und Indien nicht den Anschluss verlieren.
"Signifikante Anhebung" der EU-Forschungsmittel
Die Dotierung des nächsten (siebenten) Rahmenprogramms für Forschung, wie sie die EU-Mitgliedstaaten im Dezember verabschiedet haben, wird zwar nicht die von der EU-Kommission vorgesehene Verdoppelung der Mittel auf 73,2 Mrd. Euro bringen, angesichts der wirtschaftlichen Probleme aller EU-Staaten müsse man die trotz allem zu erwartende "signifikante Anhebung" der Forschungsmittel aber "anerkennen", sagte der deutsche Experte.

Noch entscheidender als die finanziellen Mittel ist seiner Meinung nach die Einstellung der Bevölkerung zur Forschung, der Abbau der Bürokratie und die stärkere Vernetzung der Forscher.
Hoffnungsträger: Europäischer Forschungsrat
Große Hoffnung setzt Mlynek in den neu gegründeten Europäischen Forschungsrat. Derzeit müsse man für eine EU-Förderung rund 250 Seiten studieren und fast ebenso umfangreiche Anträge abgeben. Die Genehmigung sei mit rund einem Jahr "viel zu lange". Der neue Rat, so seine Hoffnung, soll die Vergabe von Förderungen künftig vereinfachen.

"Eher Skeptisch" ist Mlynek dagegen noch, was das neue European Institute of Technology (kurz EIT) betrifft. Angesichts der noch vagen Pläne, wonach ein Universitätsnetzwerk mit einer zentralen und einer dezentralen Ebene eingerichtet werden soll, sei ihm derzeit nicht klar, "in welche Richtung das gehen wird", so der Experte.
Helmholtz-Gemeinschaft: 15 Forschungszentren
Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 25.000 Mitarbeitern, 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von 2,2 Mrd. Euro fast doppelt so groß wie das renommierte deutsche Max-Planck-Institut.
1,6 Mrd. Euro des Budgets kommen fix von der öffentlichen Hand, die restlichen 600 Mio. sind Fördermittel für einzelne Projekte, von den wiederum derzeit 80 Mio. Euro pro Jahr von der Europäischen Union stammen.

Schwerpunkte der Forschung sind Energie, Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Materie sowie Verkehr und Raumfahrt.


[science.ORF.at/APA, 9.2.06]
->   Helmholtz-Gemeinschaft
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01.01.2010