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Hochwassergefahr: Schnee ist Fluch sowie Segen  
  Der viele Schnee könnte zwar beim vorhergesagten Tauwetter zu Hochwasser führen, wirkt aber gleichzeitig auch "mildernd": Durch Schnee gut isolierte Böden tauen rascher und speichern so schneller Wasser.  
Eine dicke Schneedecke wirkt nämlich isolierend, die Böden sind weniger tief gefroren und können bei der Schneeschmelze rascher Wasser aufnehmen, erklärten Experten der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien auf Anfrage der APA.
Schnee als Thermo-Isolator
Schnee enthält sehr viel Luft und wirkt daher als Thermo-Isolator. Böden sind deswegen in schneereichen Wintern stets weniger tief gefroren als in schneearmen. In diesem Winter sollten die Böden in vielen Gegenden während der Schneeschmelze bereits aufgetaut und somit aufnahmebereit für Wasser sein.

Damit kann das Schmelzwasser ins Grundwasser absickern und fließt nicht - wie über gefrorenem Boden - sofort in den nächsten Bach oder Fluss.
Böden als Wasserspeicher
Generell ist die Speicherfähigkeit von Böden für Wasser für die Besiedelung vor allem in alpinen Gebieten sehr wichtig, sagt Boku-Professor Winfried Blum.

Die Frage, wie viel Wasser "der Boden" aufnehmen kann, ist laut Blum nicht generell, sehr wohl aber lokal sehr genau zu beantworten.
Indikator für Speicherfähigkeit: Feinporen
Allgemein gehen die Wissenschaftler davon aus, dass gesunde Böden einen durchschnittlichen Volumsanteil an Poren von rund 50 Prozent haben.

Davon sind etwa 15 bis 30 Prozent Grobporen mit einem Durchmesser von mehr als 0,01 Millimeter, der Rest sind Feinporen.

Letztere sind für die Speicherfähigkeit des Bodens an Wasser verantwortlich, sie nehmen Flüssigkeit auf und halten sie auch.
Grobporen leiten ins Grundwasser
Die Grobporen dagegen sind leitend, das heißt, das Wasser rinnt der Schwerkraft folgend durch sie hindurch und gelangt so durch die mehr oder weniger mächtige Bodenschicht ins Grundwasser.

Erst wenn etwa bei starkem Regen oder bei der Schneeschmelze Abfluss- und Speicherkapazität erschöpft sind, fließt das Wasser oberirdisch ab und sucht sich - sofern es kann - den nächsten Weg zu einem Bach oder Fluss.
Durch Asphalt versiegelt
Problematisch wird es, wenn Böden - beispielsweise durch den Einsatz von Landmaschinen - so weit verdichtet sind, dass der Porenanteil unter 20 Prozent sinkt, erläuterte Blum. Dann verliere der Boden seine Aufnahmefähigkeit für Flüssigkeit, es bilde sich rasch so genanntes Stauwasser.

Dazu kommt, dass viele Böden ihre natürliche Funktion nicht mehr erfüllen können, weil sie mit Asphalt oder Gebäuden "versiegelt" wurden.

[science.ORF.at/APA, 13.2.06]
->   BOKU Wien
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01.01.2010