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Meeres-Schnecken überleben mit Nulldiät  
  Ein ganzes Jahr lang können im Meerwasser schwebende Flügelschnecken auf Nahrung verzichten, wie deutsche Forscher berichten. Denn sie sind in der Lage, auf andere Versorgungsstrategien zurückzugreifen.  
Die Hungerkünstler haben einen sehr niedrigen Stoffwechsel, bauen Körperzellen ab und nutzen spezielle Speicherfette, erklärt das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI/Bremerhaven) am Dienstag.

Diese in größeren Mengen produzierten Fette dienen der Flügelschnecke (Clione limacina) als Langzeit-Energiespeicher.
Wählerisches Schalentier mit eigenen Strategien
 
Alfred-Wegener-Institut

Die Flügelschnecke ernährt sich ausschließlich von einer anderen Schneckenart.

Diese extreme Nahrungsspezialisierung kann jedoch zu langen Hungerperioden führen. Dabei werden nicht nur die energiereichen Fette aufgebraucht, sondern die Schnecke baut auch die eigene Körpersubstanz ab und schrumpft.

Wenn wieder genug Nahrung vorhanden ist, werden die Reserven schnell wieder aufgebaut. Bis zu 80 Prozent der Nahrung wird umgesetzt. Andere Meerestiere nutzen häufig nur 20 Prozent.
Als "Chemie-Keule" keine gute Beute
 
Alfred-Wegener-Institut

Nach weiteren AWI-Untersuchungen sind die seltenen Fette als Tröpfchen in der Haut der Tiere eingelagert. Dort dienen sie auch als chemische Abwehr gegen Parasiten.

Mit dieser Art "Chemiekeule" macht sich die Schnecke zudem für Fische und andere Räuber zum unappetitlichen Happen.

Das Überleben von Clione limacina sehen die Forscher jedoch vor allem durch den steigenden Säuregehalt des Meeres als Folge wachsenden Kohlendioxidgehaltes gefährdet.

Dadurch könnte die Schalenbildung der Schnecke und ihrer einzigen Futterquelle verhindert werden. Ihr Aussterben hätte nach AWI-Angaben Auswirkungen auf das gesamte Nahrungsnetz im Polarmeer.

[science.ORF.at/APA, 14.2.06]
->   AWI zu Flügelschnecke
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01.01.2010