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Austro-Satellit wird massereiche Sterne beobachten  
  2007 soll der erste rein österreichische Satellit ins All geschossen werden. Nun wurde der Vertrag für den Bau des rund fünf Kilogramm schweren Nano-Satelliten unterzeichnet. Sein Name: "TUG-Sat".  
Gebaut wird der Satellit von der Technischen Universität (TU) Graz, er soll zur Beobachtung massereicher Sterne eingesetzt werden.
Start im Jahr 2007
450.000 Euro habe das Ministerium für das ganze Projekt "BRITE" (für Bright Target Explorer) über die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) zugesichert, sagte Forschungsstaatssekretär Eduard Mainoni (BZÖ).

Er rechnet mit einer Bauzeit von rund 20 Monaten, der Start sollte dann Herbst/Winter 2007 erfolgen. Nicht inkludiert in der Projektsumme ist der Start des Satelliten.

Klaus Pseiner, Leiter der FFG und Weltraumexperte, möchte nach eigenen Angaben versuchen, für den Nano-Satelliten eine möglichst günstige Passage ins All auszuhandeln. "Möglicherweise geht es sogar gratis", deutete Pseiner an, ohne auf Details einzugehen.
Ziel: Untersuchung massereiche Sterne
Waren es bisher stets nur Beteiligungen an größeren Projekten, ist "TUG-Sat" das erste rein österreichische Weltraumprojekt.

Sobald der Satellit - hoffentlich unbeschadet - im All ist, wird er in etwa 800 Kilometer ausgesetzt und in dieser Höhe jeweils die Pole passierend um die Erde kreisen. Die Bodenstation, die von Weltraumexperten der TU Wien betrieben wird, soll in Graz entstehen.

Die Verantwortung über die Wissenschaft des Projekts haben die Astronomen der Universität Wien übernommen. "TUG-Sat" soll vor allem große, massereiche Sterne unter die Lupe nehmen. In solchen Sternen entsteht nämlich die Masse der schweren Elemente im Weltall.

Die Theorien gehen davon aus, dass während des Urknalls hauptsächlich leichte Elemente wie Wasserstoff oder Helium geformt wurden. Schwerere Elemente entstanden erst innerhalb von Sternen.
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Sonne: Der Weg zum Weißen Zwerg
Was im Inneren eines solchen Sternes abläuft und wie lange seine Entwicklung dauert, hängt in erster Linie von seiner Masse ab. Unsere Sonne ist im Vergleich eher ein Leichtgewicht, ihre Entwicklung dauert rund 10 Milliarden Jahre, wobei sie etwa die Hälfte ihres Lebens hinter sich hat. In rund fünf Milliarden - so die gängige Theorie - wird sie sich zu einem Roten Riesen aufblähen und schließlich als Weißer Zwerg enden.
->   Weißer Zwerg - Wikipedia
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Entwicklung bei hoher Masse beschleunigt
In massereichen Sternen kann die Entwicklung deutlich schneller ablaufen, als in der Sonne. Im Extremfall innerhalb von wenigen Millionen Jahren, berichtete Werner Weiss von der Uni Wien.

Am Ende des Daseins eines massereichen Sternes stehen spektakuläre Ereignisse wie Supernova-Explosionen oder die mysteriösen Schwarzen Löcher. Im Prinzip glauben die Astronomen die Sternen-Entwicklung zu verstehen, aber im Detail sind noch viele Fragen offen.
Stern-Vibrationen geben Auskunft
Um die Theorien zu überprüfen und zu verbessern, blicken die Sonnenforscher daher auf das Vibrieren von fernen Sternen. So wie ein Musiker rein durch Hören der Töne auf ein Instrument schließen kann, verraten den Astronomen Vibrationen Details über das Innere von Sternen, so Weiss.

Wie durch einen riesigen Pudding pulsieren ständig Vibrationswellen durch Sterne. Diese machen sich als feinste Helligkeitsschwankungen bemerkbar. Allerdings sind die Schwankungen so gering "als würde eine Mücke vor einem Flutlicht vorbeifliegen", berichtete der Astronom.
Beobachtung nur aus dem All möglich
Eine Beobachtung von der Erde aus ist daher kaum möglich, die Lufthülle trübt den Blick. Erst aus dem Weltraum bietet sich ein ein Bild, das fein genug ist, um gleichsam ins Innere von fernen Sternen sehen zu können.

"TUG-Sat" verfügt dazu über eine elektronische Kamera, die auf jedes Objekt gerichtet werden kann und Licht im sichtbaren Bereich einfängt. Besonders wichtig dabei ist, dass der Satellit während der Beobachtungen möglichst ruhig in die gewünschte Richtung ausgerichtet ist. Eine spezielle Dreiachsenstabilisierung wird dafür sorgen.
Zwei Megabyte Daten pro Tag
Die Wissenschaftler erwarten, dass der würfelförmige Nanosatellit mit einer Kantenlänge von 20 Zentimetern täglich Daten im Bereich von zwei Megabyte zur Bodenstation senden wird. Die Sendeleistung beträgt 0,5 Watt, die Stromversorgung von insgesamt sechs Watt wird über Solarzellen gewährleistet.

Der Satellit hat eine projektierte Lebensdauer von wenigstens zwei Jahren, er könnte aber auch deutlich länger halten, so Otto Koudelka von der TU Graz.

Ziel der Forscher ist es, dass "TUG-Sat" quasi nur der Auftakt für eine ganze Reihe ähnlicher Satelliten wird, mit denen sich österreichische Wissenschafter wie Firmen einen Namen machen können.

[science.ORF.at/APA, 17.2.06]
 
 
 
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01.01.2010