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Wie Shakespeare wirklich ausgesehen hat  
  Ob es authentische Bilder von William Shakespeare gibt, ist seit langem umstritten: Deutsche Forscher haben nun die Echtheit einer Büste bewiesen, die zu Lebzeiten Shakespeares (1564-1616) entstanden ist und bisher umstritten war. Sie gibt nach ihren Angaben die Züge des Dichters dreidimensional und naturgetreu wieder.  
In der aktuellen Ausgabe des Magazins "Geo" werden die Methoden beschrieben, mit denen die Mainzer Professorin für Englische Literatur- und Kulturwissenschaft, Hildegard Hammerschmidt-Hummel, die Authentizität dieses und anderer Bildnisse des Dramatikers nachgewiesen hat.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass es nur ein einziges Bild gibt, das tatsächlich zu Shakespeares Lebzeiten entstand.
Umstrittene Davenant-Büste ist echt
 
Bild: Nico Gray/Garrick Club/London/Art Archive

Bei der dreidimensionalen Darstellung handelt es sich laut "Geo" um die so genannte Davenant-Büste (Bild oben), ein Meisterwerk, das wenige Jahre vor dem Tod des Dichters entstanden sein müsse.

Die heute in einem Londoner Club aufbewahrte Terracotta-Büste galt bisher als unecht, weil der Finder der Büste die Umstände verschleierte, unter denen er in Besitz des Kunstwerks kam.

Den Hergang konnte Hammerschmidt-Hummel auf Grund der Tagebuch-Notizen des Finders, William Clift, rekonstruieren. Sie hat bei ihrer Forschung mit Experten verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen zusammengearbeitet.
Übereinstimmungen mit anderen Zeugnissen
 
Bild: Geo/Konica Minolta 3D

So hat laut "Geo" ein Sachverständiger des Bundeskriminalamtes signifikante Übereinstimmungen der Gesichtszüge der Davenant-Büste mit denen der Darmstädter Shakespeare-Totenmaske, des Chandos- und Flower-Porträts, der Grabbüste des Dichters und des bekannten Droeshout-Stichs festgestellt - Darstellungen, die für echt befunden oder den neuen Erkenntnissen zufolge unmittelbar auf Originalbildnisse des Dichters zurückgeführt werden können.

Zu sehen im Bild oben: Die Totenmaske (grau) mit dem Profil der neu untersuchten Büste (braun) ergibt dasselbe Antlitz.
Aufschlussreiche Krankheitsmerkmale
Als besonders aufschlussreich erwiesen sich demnach auch von Medizinern diagnostizierte Krankheitsmerkmale im Gesicht des Porträtierten. Praktisch alle Bildnisse enthalten Hinweise auf eine Verformung oberhalb des linken Augenlids, Schwellungen im linken inneren Augenwinkel und eine auffallend erhabene Stelle auf der Stirn.

Die naturgetreue Wiedergabe auch solch wenig ästhetischer Details war zur Zeit der Renaissance üblich.
Einziges echtes Ölbild ...
Auch für eine Ausstellung, die im März (2. bis 29.) in der Londoner National Portrait Gallery eröffnet wird, wurden mehrere Shakespeare-Porträts erstmals mit neuen wissenschaftlichen Methoden untersucht, um dem Aussehen des Dichterfürsten auf die Spur zu kommen.

Demnach gibt es mit hoher Wahrscheinlichkeit nur ein einziges Bild, das tatsächlich zu Shakespeares Lebzeiten entstand und für das der Dichter Modell gesessen haben könnte.
... bei Ausstellung in London
Dabei handelt es sich um das Chandos-Porträt - ein Ölbild, das zwischen 1603 und 1610 entstand und nach einer früheren Eigentümer-Familie benannt ist.

Bei den Untersuchungen kam heraus, dass es tatsächlich von Anfang an einen etwa 40-jährigen Mann mit goldenem Ohrring zeigte. Im Lauf der Jahrhunderte wurden nach wissenschaftlichen Erkenntnissen dann aber beispielsweise Haare und Bart verändert.

[science.ORF.at/dpa, 21.2.06]
->   Geo über Shakespeare
->   Hildegard Hammerschmidt-Hummel
->   Ausstellung in der National Portrait Gallery
 
 
 
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01.01.2010