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Außergewöhnliches "Biber"-Fossil aus Jura-Zeit  
  Das Fossil eines biberähnlichen Tiers in China stellt bisherige Theorien über die Entwicklung von Säugetieren in Frage. Denn: Die besonders weit entwickelte Art lebte bereits vor 164 Millionen Jahren, als die Säugetiere - nach bisheriger Erkenntnis - nur in wenigen, sehr primitiven Formen existierten. Beherrscht wurde die Erde zu der Zeit noch von den Dinosauriern.  
Das berichten Quiang Ji und seine Kollegen von der Universität in Nanjing sowie Forscher aus Peking und Pittsburgh (US-Staat Pennsylvania).
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Der Artikel "A Swimming Mammaliaform from the Middle Jurassic and Ecomorphological Diversification of Early Mammals" ist in "Science" (Bd. 311, S. 1123, 24. Februar 2006) erschienen.
->   Artikel (sobald online veröffentlicht)
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Semi-aquatisches Säugetier
 
Bild: Mark A. Klinger/CMNH / Science

Von wegen "primitiv": Der jetzt entdeckte Castorocauda lutrasimilis hatte bereits Fell, einen breiten schuppigen Schwanz, Schwimmflossen und Zähne wie ein Seehund.

Diese ermöglichten dem Säuger, außer auf Land auch im Wasser zu leben und sich von Fischen zu ernähren.

Diese wichtige Entwicklungsstufe hatten Paläontologen bisher auf eine Zeit etwa hundert Millionen Jahre später datiert.
Fossil aus mittlerer Jura-Periode
 
Bild: Science

Castorocauda ist damit nun das größte bekannte Säugetiere aus der ersten Hälfte der Jura-Periode: Es ist ungefähr so groß wie ein kleines weibliches Schnabeltier. Die Schnabeltiere messen dabei zwischen 40 und 60 Zentimetern vom Kopf bis zur Schwanzspitze.

Die Entdeckung des außerordentlich gut erhaltenen Fossils (Bild oben) aus Ablagerung der mittleren Jura-Periode lässt vermuten, dass die frühen Säugetiere eine vielfältigere Gruppe waren als bisher vermutet.
Größere Vielfalt als gedacht
Die Säugetiere der Mesozoikums, des Erdzeitalters von vor 248 bis 65 Millionen Jahren, wurden bisher eher mit einfachen Kreaturen in Verbindung gebracht, die im Schatten der Dinosaurier lebten, schreibt der deutsche Paläontologe Thomas Martin vom Forschungsinstitut Senckenberg in Frankfurt in einem Begleitkommentar.

Erst nach dem Aussterben der Dinosaurier Ende der Kreidezeit hätten sie eine Möglichkeit gehabt - so die bisherige Erkenntnis -, eine größere Vielfalt an ökologischen Nischen zu besetzen. Vor 65 Millionen Jahre wäre es ihnen dann möglich gewesen, auf dem Land wie auch im Wasser ihre Lebensräume auszuweiten.

Doch der neue Fund beweist einmal mehr, so der Paläontologe, dass die Vielfalt und frühe evolutionäre Entwicklung der Säuger ganz offensichtlich viel komplexer war, als noch vor zehn Jahren gedacht.
Der fossile Säuger-Zoo wird noch wachsen
Es bräuchte noch weitere Funde, um die wirkliche Vielfalt der frühen Säugetiere zu erfassen - die auch sicherlich in den nächsten Jahren auftauchen würden, schreibt Martin.

Es ist nur eine Frage der Zeit: Die fossilienreichen Ablagerungen in der Liaoning Provinz in China oder die Formationen der mittleren Mongolei werden sicherlich noch den ein oder anderen spektakulären Fund an die Oberfläche befördern.

[science.ORF.at/APA/dpa, 23.2.06]
->   Department of Earth Science, Nanjing University
->   Forschungsinstitut Senckenberg in Frankfurt
->   Jura-Periode bei Wikipedia
->   Alle Beiträge zum Stichwort Jura in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010