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Frage des Monats: Macht Wissen unglücklich?  
  Im Rahmen der Initiative "Innovatives Österreich" wurde die Frage gestellt, ob Wissen unglücklich mache. Ein Wiener Philosoph versucht nun die Frage aus historischem Blickwinkel zu beantworten.  
Streben nach Wissen
Die Menschen streben von Natur aus nach Wissen. Das weiß man seit Aristoteles. Dieses Streben ist die Grundlage der europäischen Philosophie.

Vor Aristoteles bestand eine gewisse natürliche Skepsis gegenüber den Wissensansprüchen, sagt der Philosoph Cornelius Zehetner von der Universität Wien. Nach Sokrates, der vor Aristoteles lebte, ist das Wissen, dass man etwas nicht weiß, ein Fortschritt.
Glücksgefühl durch Wissen
Die Wissensdisziplinen haben sich differenziert und spezialisiert. Jeder kann seinen Wissenszweig betreiben und Fortschritte darin machen. Je kleiner das Wissensgebiet, desto besser sind Fortschritte artikulierbar.

Insofern kommt ein Glücksgefühl mit jedem Wissensfortschritt auf, sagt der Philosoph Zehetner. Die Frage sei aber, ob man überhaupt weiß, ob man glücklich ist oder nicht.
Was ich nicht weiß...
Das Problem ist die Spezialisierung, die hohe Ausdifferenzierung der Wissenschaft, wo die eine mit der anderen kaum noch etwas zu tun hat, sagt Zehetner. Die Frage sei, ob die Leute außerhalb, die nicht an dieser Forschung teilhaben, dadurch glücklich werden oder nicht.

Es bedürfe immer mehr Spezialistentum, immer längerer Einzelforschung, um überhaupt zu verstehen, worin die Wissenschaft besteht. Andererseits wisse man, dass Dummheit oft glücklich macht. Nicht von ungefähr kommt das Sprichwort: "Was ich nicht weiß, das macht mich nicht heiß."
Wissen für alle nutzbar machen
Wissen allein reicht nicht für das Glück aller aus.
Der Philosoph Paul Feyerabend hat gemeint, dass Erkenntnis für freie Menschen nicht darin besteht, dass einzelne Experten ihr Wissen formulieren und einzelne Fortschritte selbst definieren, sondern dass es jeweils einer demokratischen Kontrolle zu unterwerfen sei, so Cornelius Zehetner. Insofern sei das Wissen streng limitiert und es spielten andere Faktoren eine Rolle, um das Wissen für das Glück der Menschen und den allgemeinen Wohlstand auch nutzbar zu machen.

Edith Bachkönig, Ö1-Wissenschaft, 24.2.06
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Fragenbank "Innovatives Österreich"
Fragen jeder Art zum Thema Wissenschaft kann man bei der Online-Plattform "Innovatives Österreich" stellen. Daraus entsteht eine öffentlich zugängliche "Fragenbank", die interessantesten Probleme werden an Experten zur Beantwortung weitergeleitet. Regelmäßig präsentiert das Ö1-Radio und science.ORF.at die "Frage des Monats".
->   innovatives-oesterreich.at
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->   Institut für Philosophie, Unie Wien
 
 
 
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01.01.2010