News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Artenschutz: Forscher sehen 20 Gefahrenbereiche  
  Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt setzen zumeist da an, wo Arten aktuell vom Aussterben bedroht sind. Englische Forscher haben jetzt weltweit 20 potenzielle Gefahrengebiete ermittelt, in denen die dort lebenden Säugetiere zukünftig stark gefährdet sein könnten.  
Die Gefahr sei derzeit noch nicht sehr ausgeprägt, doch die Tierpopulationen könnten innerhalb kürzester Zeit zurückgehen, schreiben Marcel Cardillo der Division of Biology des Imperial College London und sein Team.

Grund dafür sei, dass die Tiere besonders sensibel auf zukünftige menschliche Aktivitäten und ein Bevölkerungswachstum reagieren würden.
...
Der Artikel "Latent extinction risk and the future battlegrounds of mammal conservation" ist in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" (Bd. 103, Nr. 11, S. 4157, 6. März 2006) erschienen.
->   Artikel (sobald online veröffentlicht)
...
Heutige Gefährdung steht im Mittelpunkt
Derzeit laufende Schutzprogramme konzentrieren sich laut den Forschern insbesondere auf Gebiete, die aktuell durch die höchste Anzahl an gefährdeten Arten und/oder den größten Verlust von Lebensräumen charakterisiert sind.

Dem Biologen Marcel Cardillo und seinen Kollegen ist dieses Herangehen zu kurzsichtig: Sie richteten nun ihre Aufmerksamkeit auf die Gebiete, die zukünftig neue Gefährdungszonen beschreiben könnten.

Um diese Flächen zu ermitteln, standen den Biologen geographisches, biologisches und phylogenetisches Datenmaterial für fast 4.000 Säugetier-Arten zur Verfügung.
Drei Risiko-Szenarien
 
Bild: Cardillo / PNAS

Die globale geographische Verteilung des Auslöschungs-Risikos von nicht-marinen Säugetieren (blau heißt niedrig, rot hoch): Das obere Bild zeigt das Risiko aus heutiger Sicht, das mittlere stellt das vorhergesagte Risiko dar und das untere Bild das daraus abgeleitete "latente" Risiko.

Cardillo und sein Team bestimmten das so genannte "latente Risiko eines Aussterbens" für mehr als 1.500 Land-Säugetiere: Sie zogen das derzeitige Extinktions-Risiko - vorgegeben durch die Liste der gefährdeten Arten der World Conservation Union (IUCN) - von dem prognostizierten Risiko ab.

Letzteres ermittelten die Forscher aufgrund dessen, wie die Arten biologisch auf menschliche Einflüsse und Aktivitäten in ihren Lebensräumen reagiert haben, so etwa mit einer veränderten Körpergröße oder Reproduktionsrate.
->   Rote Liste der IUCN (2004)
Hotspots: Vor allem in zwei Regionen
 
Bild: Cardillo / PNAS

Die 20 Hotspots mit hohem latenten Risiko

Die Karte zeigt, dass sich die von den Forschern ermittelten 20 Hotspots mit sehr hohem latenten Risiko vor allem auf zwei Erdregionen verteilen.

Das sind zum einen die Wälder und die Tundra des nördlichen Kanadas und Alaskas - derzeit noch wenig beachtet - und zum anderen die Inselkette, die sich von Indonesien zum Süd-Pazifik erstreckt.

Weitere Hotspots stellen die Bahamas im Atlantik, die australische Insel Tasmanien und die Küste Patagoniens in Südamerika dar.

Viele dieser Gebiete sind derzeit (vom Menschen) noch relativ unbeeinflusst. Daher appellieren die Wissenschaftler an die Politiker, kosteneffiziente Präventivmaßnahmen zu nutzen, um einem zukünftigen Artensterben in diesen Regionen entgegenzuwirken. Das latente Risiko solle bei Schutzplanungen unbedingt berücksichtigt werden.

[science.ORF.at, 7.3.06]
->   Division of Biology, Imperial College London
Mehr zum Thema in science.ORFat:
->   Prognose: Verlust der Artenvielfalt in Europa (24.5.05)
->   Artenvielfalt schwindet in Rekordzeit (20.5.05)
->   Alle Beiträge zum Stichwort Biodiversität
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010