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ORF ON Science :  News :  Kosmos 
 
Astronomen beobachteten älteste Sternenexplosion  
  Astronomen haben die bisher älteste Sternenexplosion im Kosmos beobachtet. Der gigantische Ausbruch von Gammastrahlung in den Tiefen des Alls fand vor 12,8 Milliarden Jahren statt - nach kosmischen Maßstäben kurz nach dem Urknall.  
Es ist damit auch die am weitesten entfernte Sternenexplosion, die je gesehen wurde, wie drei Forschergruppen im britischen Fachjournal "Nature" berichten.

Ihre Daten sollen neue Einblicke in die Entstehung der Sterne und Galaxien im jungen Universum geben.
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Die drei Artikel von Daniel Reichart (Universität North Carolina), Nobuyuki Kawai (Institut für Technologie, Tokio) und Giancarlo Cusumano (Nationales Institute for Astrophysik, Palermo) sind in Nature (Bd. 440, ab S. 181, 9. März 2006) erschienen.
->   Nature
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Licht kam erst jetzt zur Erde
Ursprung des rund 80 Sekunden langen Gammastrahlen-Ausbruchs GRB 050904 im Sternbild Fische war vermutlich ein Riesenstern, der seine Existenz mit einer gewaltigen Explosion aushauchte.

Dieses kosmische Inferno fand so weit entfernt statt, dass sein Licht erst jetzt die Erde erreichte.
Gammastrahlung und längeres Nachleuchten
 
Bild: Daniel Reichart

Nachglühen von GRB 050904, aufgenommen im Infrarotbereich durch das Southern Observatory for Astrophysical Research (SOAR)

Die Gammastrahlung war am 4. September 2005 von Wissenschaftlern der Penn State University mit Hilfe des NASA-Satelliten "Swift" registriert worden.

Der Satellit und mehrere Observatorien auf der Erde beobachteten dann das zum Teil erheblich längere Nachleuchten der Explosion im sichtbaren Licht sowie im Bereich der Röntgen- und Infrarot-Strahlung.

In den Instrumenten leuchtete der Sternentod wegen der großen Entfernung nur schwach auf.
->   Website mit Animationen des Ausbruchs (Penn State University)
Dauerte ungewöhnlich lange
Wie die Wissenschaftler schreiben, dauerte der Ausbruch mit 80 Sekunden ungewöhnlich lang - übliche "Gamma Ray Bursts" bringen es "nur" auf zehn Sekunden. Außerdem zeigte der Schwanz des Ausbruchs eine Vielzahl so genannter Flare - flackernde Lichtblitze.

Diese Eigenschaften verleiten die Forscher zu der Annahme, dass das daraufhin entstandene Schwarze Loch sich nicht unmittelbar gebildet hat, sondern erst nach einem "längeren, chaotischen Prozess" - und dies steht im Gegensatz zu dem, was man von näher gelegenen GRBs weiß.

Die Ursache dafür könnte sein, dass die ältesten Sterne massiver waren als moderne.
Die Lage von GRB 050904 - im Sternzeichen der Fische
 
Bild: NASA

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Die Distanz
Astronomen messen kosmische Distanzen mit Hilfe der "Rotverschiebung" - das Ausmaß, in dem Licht gegen den roten Bereich des elektromagnetischen Spektrums während seiner Reise durch das Universum verschoben wird. Je größer die Distanz, desto größer ist auch die Rotverschiebung.

GRB 050904 hatte eine Rotverschiebung von 6,39 +/- 0,12 - was man auf eine Distanz und ein Alter von rund 12,8 Milliarden Jahren umrechnen kann. Nach jüngsten Schätzung sind seit dem Urknall 13,7 Milliarden Jahre vergangen.
->   Rotverschiebung (Wikipedia)
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Weiter entfernte Quasare und Galaxien
Wie der Astrophysiker Enrico Ramirez-Ruiz von der Universität Princeton in einem Begleitartikel von "Nature" betont, konnte mit GRB 050904 erstmals ein derart weit entfernter einzelner Stern beobachtet worden.

Bei noch weiter entfernten Himmelsobjekten hatte es sich um Detektionen von Quasaren und Galaxien gehandelt.

[science.ORF.at/dpa, 8.3.06]
->   Swift-Satellit (NASA)
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Explosion am Rande des Universums (13.9.05)
->   Supernovae dehnen sich gebündelt in Jets aus (13.11.03)
->   Rätsel der Gammastrahlenblitze scheint gelöst (20.6.03)
 
 
 
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01.01.2010