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Doppelhelix-Nebel im Zentrum der Milchstraße  
  US-Forscher haben nahe dem Zentrum der Milchstraße einen Nebel gefunden, der in seiner Gestalt an die Doppelhelix der DNA erinnert. Die ungewöhnliche Form liegt ihrer Ansicht nach an der speziellen Beschaffenheit des Magnetfeldes im Herzen der Galaxie.  
Mark Morris, Professor für Physik und Astronomie an der University of California in Los Angeles (UCLA), und sein Team konnten im Zuge ihrer Forschungsarbeiten über das Magnetfeld der Milchstraße einen Nebel beobachten, der die Form einer ineinander verflochtenen Doppelhelix aufweist.

Als Instrument für ihre Beobachtung diente den Forschern das "Spitzer"-Weltraumteleskop der US-Raumfahrtagentur NASA - eine hoch spezialisierte Kamera, mit der sich der thermische Staubauswurf messen lässt.
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Die Studie "A magnetic torsional wave near the Galactic Centre traced by a 'double helix' nebula" von Mark Morris, Keven Uchida und Tuan Do erschien in "Nature" (Band 440, No. 7082, S. 308-10; doi:10.1038/nature04554)
->   Abstract
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"Geordneter Nebel" stellt ein absolutes Novum dar
 
Bild: Mark Morris/UCLA

Infrarotbild des Doppelhelix-Nebels (Falschfarbenbild)

Jener Teil des Nebels, den die Astronomen beobachteten, weist eine Länge von 80 Lichtjahren auf und liegt ungefähr 300 Lichtjahre vom riesigen Schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße entfernt. Zum Vergleich: Die Erde ist mehr als 25.000 Lichtjahre von diesem Schwarzen Loch entfernt.

"Nie zuvor hat jemand so etwas im Weltall gesehen", berichtet Mark Morris, der Leiter der Studie. "Die meisten Nebel bestehen entweder aus spiralförmigen Galaxien voller Sterne oder aus formlosen Konglomerationen aus Staub und Gas - gewissermaßen aus 'Weltraum-Wetter'. Was wir hier sehen, weist auf einen hohen Grad an Ordnung hin."
Ungewöhnliche Verdrehung des Magnetfeldes
 
Bild: Mark Morris/UCLA

Infrarotbild des Doppelhelix-Nebels (Negativbild)

Morris und seine Kollegen führen den Doppelhelix-Nebel auf besondere Phänomene des Magnetfeldes im Kern der Milchstraße zurück.

Die Linien des Magnetfeldes der Milchstraße stehen an sich senkrecht zur Ebene der Galaxie. Was löst nun jene Welle aus, die zur Drehung der Magnetfeldlinien führt?

Morris sieht diese Drehung in keinem direkten Zusammenhang mit dem Schwarzen Loch im Kern der Milchstraße. Erklärungsansätze seien vielmehr in der Gasscheibe zu suchen, die dieses Loch wie ein Ring umgibt.
Plasmawelle als Auslöser für Doppelhelix vermutet
Seine Kollegen und er interpretieren den Doppelhelix-Nebel als eine sich senkrecht ausbreitende Plasmawelle, die durch die Rotation dieser magnetisierten Gasscheibe ausgelöst wird.

Ob es eine direkte Verbindung zwischen der Gasscheibe und der Doppelhelix gibt, ist noch unklar. Die bisherigen Bilder deuten jedenfalls auf einen möglichen Verbindungskanal hin.
Besseres Verständnis der Vorgänge im Kern der Milchstraße
Neue Erkenntnisse über die Struktur des magnetischen Feldes der Milchstraße sind von zentraler Bedeutung für das bessere Verständnis von Quasaren - von sternenähnlichen Radioquellen - und all jener hochenergetischen Vorgänge, die sich im Kern der Milchstraße abspielen.

Das starke Magnetfeld der Milchstraße könnte, so die These der Forscher, die Laufbahn molekularer Wolken beeinflussen, Sternformationen hemmen und kosmische Strahlung aus ihrem Zentrum weg lenken.

[science.ORF.at, 16.3.06]
->   Spitzer Weltraum Teleskop
->   Quasare (Wikipedia)
->   Plasmawelle (Wikipedia)
 
 
 
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01.01.2010