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Austromars: Beginn der Weltraum-Simulation (I)  
  Zwar nicht direkt auf dem Mars, aber unter ähnlichen Bedingungen spielt sich "Austromars" ab: Sechs Österreicher trainieren ab sofort in der Wüste von Utah einen mehrwöchigen Aufenthalt auf dem Roten Planeten. In science.ORF.at präsentieren sie ihr Logbuch.  
Nach einer Vorbereitungswoche zieht die Austro-Mars-Crew am 8. April in eine von der "Mars Society" betriebene Analogstation - eine zweistöckige Blechbehausung mit nur sechs Metern Durchmesser und sehr wenig Frischwasser.
Kein Abenteuer-Urlaub
Mit einem Abenteuer-Urlaub hat das Leben in der Wüstenstation nichts zu tun. Von der geologischen Probennahme bis zum zeitverzögerten Funkverkehr mit Mission-Control, der Zentrale auf der Erde (sie liegt in Salzburg), wird Weltraum-Stimmung simuliert.

Dementsprechend hoch gesteckt ist das Ziel der Austromars-Mission: neue Erkenntnisse für eine zukünftige Marslandung zu gewinnen.
Biologische und psychologische Tests
Die Austro-Marsianer werden im Projekt "Bio-Mars" in der "Mars Desert Research Station" unter anderem testen, ob fremde Mikroben in die Raumstation eingeschleppt werden könnten bzw. wie viel biologisches Material die Erdlinge selber auf den roten Planeten bringen.

"Psycho-Mars" untersucht zum Beispiel, wie sich das "Betriebs-Klima" entwickelt, wenn sechs Menschen zwei Wochen lang auf knapp 24 Quadratmetern nach einem sehr strengen Protokoll und minutiös geregelten Tagesabläufen zusammen leben müssen.
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Die Teilnehmer von Austromars
Norbert Frischauf, Commander (Physiker); Alexander Soucek, MSS, First Officer (Weltraumjurist ESA); Gernot Grömer, Health and Safety Officer (Astronom); Christian Hutsteiner, Flight Engineer (Hubschrauberpilot Bundesheer); Christoph Kandler, Mission Specialist Planetary Science (Ziviltechniker); Markus Spiss, Mission Specialist Life Science (Bioanalytiker); Ersatz-Crew: Johannes Gross (Petroleum Engineer); Johannes Nendwich (Technischer Physiker); Rene Vidalli (Croupier).
->   Austromars
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Logbuch in science.ORF.at
Da auch unvorhergesehene Schwierigkeiten in der Simulation eingeplant sind, dürften Trockenshampoo, Zwölf-Sekunden-Duschen und Astronautenfutter zu den geringsten Problemen zählen.

Für science.ORF.at liefert die Austromars-Crew ein Logbuch der Vorbereitungswoche und der zwei "heißen" Simulations-Wochen in der "Habitat" genannten Station.

Gleich hier im Anschluss folgt der erste Eintrag in das Logbuch.
Utah Day 2 (PrepWeek Day 2): Eintrag 1, 8 Uhr 45 MSST
Bild: Austromars
von Alexander Soucek

6:45. Wir wachen auf und sind nicht müde. Quer verteilt auf dem Fußboden und unter dem Dach haben wir die Nacht gemeinsam mit unserer Vorgängercrew 47 verbracht, die uns kurz nach Sonnenaufgang die Schlüssel zum Habitat übergeben wird.

Ein Blick aus dem Bullauge des oberen Decks kündigt einen traumhaften Sonnenaufgang an. Gelb, Orange und Rot sind die Farben der Schleierbewölkung über dem Wüstenhimmel.

Drei Minuten später stehen wir zu sechst vor dem Habitat im Freien. Die Kollegen von 47 schlafen noch, und wahrscheinlich haben sie diese Aufregung am ersten Tag auch verspürt. In ein-, zweihundert Metern Entfernung steht der Repeater Hill, eine rote Sandkuppe.
Eine Komposition in Rottönen
Wir rennen hinauf. Super. Innerhalb von fünf Minuten aus dem Schlafsack auf den Berg. Dementsprechend pumpen unsere Lungen, die Wüstenluft raut den Gaumen auf.

Aber dann: Der Ausblick ist grandios. Vergessen sind für einen Augenblick zwei Jahre Vorbereitungen. Der ganze Himmel ist eine Komposition in Rottönen, ganz still, kein Wind regt sich, kühl, frisch.
Mars oder Utah?
Weit unter uns steht das kleine Habitat mit seinem Gewächshaus, den Generatoren, davor die MiniVans und die ATV-Maschinen. Schauen klein aus von hier oben, und für einen Moment kommt der Gedanke, dass das alles ist, was uns vor der lebensfeindlichen Umwelt des Mars schützen wird.

Ha! Da haben wir es schon: Zum ersten Mal stehen wir auf dem Mars statt in der Wüste von Utah. Dass dieser Effekt schon am ersten Morgen da sein wird, hätte ich nicht gedacht. Dabei beginnen jetzt erst die Vorbereitungen.
Magische Momente
 
Bild: Austromars

Und dann kommt die Sonne. Ein goldener Punkt, am Horizont genau hinter dem Habitat. Sechs angeblich für Kitsch nicht anfällige "g'standene Mannsbilder" blinzeln in diesen goldenen Punkt und sind ausnahmsweise: ganz still.

Rundherum leuchten die terassenförmigen Hügel in Rot. Ein magischer Moment, den ich nicht so schnell vergessen werde. Wir sind am Ziel unserer Bemühungen und Anstrengungen, in einer Landschaft, die einem den Atem raubt. Es ist Zeit, alles bereit zu machen, hier zu landen.
Karges Astronautenleben
Hinunter ist es rutschig. Wir haben alle noch die Halbschuhe an, mit denen wir aus Österreich angereist sind. Österreich! Europa - so weit weg.

Wir stolpern zum Habitat zurück, frühstücken im kalten Wind neben unseren Autos (Äpfel und Chocolate Chip Cookies), bringen die ersten Kisten Ausrüstung hinein. Punkt 8:30 verlässt Crew 47 das Habitat, und wir alle posieren zusammen für das obligatorische und symbolische Foto der Schlüsselübergabe. Die beiden Kommandanten, Jan Osburg (Crew 47) und Norbert Frischauf (Crew 48) geben sich zuerst die Hände und dann die Schlüssel.

Morgenbesprechung von 8:50 bis 9:00 Uhr. Der Löskaffee schmeckt überdurchschnittlich gewöhnungsbedürftig und holt uns auf den Boden des kargen Astronautenlebens zurück.

[3.4.06]
 
 
 
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01.01.2010