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Austromars: Sinn der Weltraum-Simulation (II)  
  Zweiter Beitrag des Logbuchs zur Austromars-Expedition von sechs Österreichern in der Wüste von Utah: Diesmal mit grundlegenden Gedanken, wozu das Ganze gut sein soll.  
Utah Day 4 (PrepWeek Day 4), Eintrag 2, 20 Uhr 00 MSST
Bild: Austromars
Von Alexander Soucek

72 Stunden hier und mittendrin. Egal wie genau die Prozeduren vorbereitet wurden, werden wir von der Wirklichkeit überholt. Und die kann abenteuerlich sein.

Wir haben gestern unsere erste "Extra Vehicular Activity" gehabt. Trockentraining, versteht sich, denn noch sind wir einige Tage vom Beginn der Mission entfernt. Trockentraining in der Wüste hat allerdings auch einen physischen Beigeschmack, der relativ salzig ist: Schweiß.

Ich habe unterschätzt, wie anstrengend es sein kann, im Außenbordanzug mit Sauerstoffkanister am Rücken, dreilagigen Handschuhen, Telemetrie-Einheiten am Körper, schweren Schuhen und dem klobigen Helm überm Kopf durch die Mittagshitze zu stapfen.
Lästiger Schweiß
Zwei Ventilatoren pumpen zwar Frischluft links und rechts auf Höhe der Wangen in den Helm, aber in dem Moment, in dem man beginnt, körperlich aktiver zu werden, sich zum Beispiel zu bücken, um Bodenproben zu nehmen oder schwere Ausrüstung aufzubauen, rinnt einem die Anstrengung über die Stirn.

Besonders lästig: Man kann sich nicht kratzen oder den Schweiß mit der Hand wegwischen. Kleinigkeiten, die niemanden von einem Weltraumflug abhalten werden, Kleinigkeiten, die jeder echte Astronaut, der eine "Extra Vehicular Activity" hinter sich gebracht hat, gut kennt. Und trotzdem: lästig.
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Austromars in science.ORF.at
Zwar nicht direkt am Mars, aber unter ähnlichen Bedingungen spielt sich "Austromars" ab: Sechs Österreicher trainieren ab sofort in der Wüste von Utah einen mehrwöchigen Aufenthalt auf dem Roten Planeten. In science.ORF.at präsentieren sie ihr Logbuch.
->   Beginn der Weltraum-Simulation (3.4.06)
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Warum diese Wissenschafts-Simulation?
Bild: Austromars
Kontrolle der Habitats-Telemetriedaten
Warum Österreicher für einen Marsflug trainieren? Falsch gefragt. Hier wird kein Österreicher für einen Marsflug trainiert, das wäre ja auch etwas absurd.

Dass wir ein österreichisches Team sind, liegt in der Natur der Personen, wir wechseln ja nicht unsere Pässe, um zu einer Sache wie dieser beizutragen. Und mit Astronautenausbildung hat das alles auch nichts zu tun.

Was ist Austromars dann? Es ist gar nicht so kompliziert, wenn man das Projekt abseits aller Pro-und-contra-Polemik betrachtet, die sich immer wie ein Schleier um die Raumfahrt legt.
Neugier und Wissensdurst
Nehmen wir für einen Augenblick als gegeben an, dass der Mensch neugierig ist und wissensdurstig. Nehmen wir an, dass es auf der Erde immer große Probleme gibt, derer man sich annehmen muss, und trotzdem auch Dinge geschehen, die sich nicht oder nicht immer diesen großen Problemen widmen und trotzdem wichtig sind.

Das alles wäre dann die Summe dessen, was unser Leben ausmacht. Irgendwo dazwischen liegt die Wissenschaft, je nach Betrachtungsweise. Wenn wir all das annehmen, können wir auch annehmen, dass Menschen irgendwann versuchen werden, zum Mars aufzubrechen.
Bemannter Marsflug noch in weiter Ferne
 
Bild: Austromars

Der vom TGM Wien und ESA-Experten gebaute Marsrover für die Austromars Mission

Wann der erste Raumflug von Menschen zum Roten Planeten stattfinden wird, steht in den Sternen (metaphorisch, natürlich). Nicht heute, nicht morgen, aber vielleicht überübermorgen.

Eines ist aber sicher: Die Reise zum Mars wird erst dann beginnen, wenn alle Eventualitäten bis aufs Letzte durchdacht sind. Und das sind nicht nur "große Themen" wie das Missions-Szenario.

Das ist die Auswahl und der Ablauf der Experimente, das ist die ideale Gestaltung des Tagesablaufes in der Isolation des Aufenthaltes auf Mars, das ist der beste Verschlussmechanismus des Helms, die effizienteste Methode der Probensammlung, die richtige Zusammenstellung der Ernährung, die Vermeidung unnötiger Stresssituationen, die Quantifizierung der forward-backward-Kontamination des Habitats.
120 Freiwillige, 17 Experimente
Bild: Austromars
Tägliche Abnahme der medizinischen Werte
Und dazu kann Österreich was beitragen? Die österreichischen Uni-Institute, die Forschungseinrichtungen und Firmen, die für Austromars ihre Ideen und Experimente beitragen, werden sich bedanken für so eine Frage.

Austromars ist die größte umfassende High Fidelity Simulation, die seit Bestehen des Habitats der Mars Society hier durchgeführt wird, mit insgesamt 17 zusammenhängenden Experimenten aus zehn Disziplinen und mehr als 120 Freiwilligen, die ehrenamtlich seit zwei Jahren für AustroMars arbeiten.

Ohne diesen Einsatz wäre eine solide Mission mit wissenschaftlichem Output, der nachgenutzt werden kann, nicht möglich.
Ein Pflasterstein auf dem Weg zum Mars
Das ist Austromars. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ein Pflasterstein auf dem Weg zum Mars, wie schon viele gelegt wurden und noch viel mehr gelegt werden müssen.

Nach uns zieht in das Habitat der Mars Desert Research Station ein Wissenschaftsteam der NASA ein, um die Arbeit an der Mars-Analog-Forschung fortzusetzen.

Beruhigend zu wissen, dass auch denen Schweiß von der Stirn tropfen wird und sie es lästig finden werden. Spannend zu wissen, dass wir alle eine gleiche Leidenschaft teilen.

[5.4.06]
->   Austromars
 
 
 
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01.01.2010