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"Venus Express" in Umlaufbahn eingeschwenkt  
  Fünf Monate nach ihrem Start hat die ESA-Raumsonde "Venus Express" heute pünktlich um 10.07 Uhr ihr Ziel erreicht. Europas erste Expedition zum "Morgenstern" ist erfolgreich in die Umlaufbahn des lebensfeindlichen Nachbarplaneten eingeschwenkt. Eine Stunde später kam die endgültige Erleichterung: Der Satellit hat nicht nur die Reise von 400 Millionen Flugkilometern, sondern auch das Manöver problemlos überstanden.  
Für das heikle Manöver mussten die Ingenieure im Europäischen Raumflugkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt die 29 000 Kilometer pro Stunde schnelle Sonde abbremsen, damit sie von der Schwerkraft der Venus erfasst werden konnte.

"Dies ist ein ganz besonderer Moment, weil die Venus für uns etwas ganz Besonderes ist", sagte ESA-Generaldirektor Jean Jacques Dordain. "Die Venus ist unser Schwesterplanet, und wir müssen wissen, warum sie sich so anders als die Erde entwickelt hat."
Technologie-Recycling von Mars Express
Venus Express ist quasi eine Recycling-Mission. Sie weist nicht nur die gleiche Grundkonstruktion wie Mars Express auf, sondern verwendet auch etliche für die Mars-Sonde sowie die Kometen-Mission Rosetta gebaute Reserve-Instrumente. Mars-Express erreichte Ende 2003 den Roten Planeten.

Das Landefahrzeug Beagle ging zwar verloren, der Orbiter arbeitet aber höchst erfolgreich. Durch das Technologie-Recycling ist Venus Express vergleichsweise billig. So kostete die Sonde knapp 200 Millionen Euro, bei Mars Express lagen die Kosten noch bei 300 Millionen Euro.
Letzter Venus-Besuch in den 90ern
Der letzte Besuch eines Raumfahrzeugs bei der Venus liegt schon einige Zeit zurück, von 1990 bis 1994 lieferte die US-Sonde "Magellan" teils sensationelle Daten von dem Planeten. Das Besondere an der Venus ist ein extremer Treibhauseffekt in der Atmosphäre. So wird der Planet auf bis zu 500 Grad aufgeheizt, der Druck liegt um rund das 90-Fache über dem auf der Erde.
Einblicke in Atmosphären-Geschichte
 
Bild: ESA

Gerade diese Bedingungen interessieren die Forscher. So soll geklärt werden, wie und warum Venus, Erde und Mars im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichten so völlig unterschiedliche Richtungen gegangen sind.

Die Venus hat eine extreme Treibhaus-Atmosphäre, der Mars hat seine Atmosphäre fast verloren und kühlte stark aus, nur die Erde bietet ideale Bedingungen für Leben. Die ESA untersucht derzeit alle drei Planeten mit den gleichen Instrumenten. Die Antwort auf die Frage, wie sich die Erde in einem erdgeschichtlichen Zeitrahmen von Millionen Jahren entwickeln wird, ist dabei nicht nur für Weltraumforscher von Bedeutung.
Stürme und Treibhauseffekt
Dazu wird Venus Express mit sieben Instrumenten erstmals die komplette Atmosphäre des Planeten untersuchen und sich speziell dem Treibhauseffekt und den starken Stürmen in der Gashülle widmen. Es soll auch geklärt werden, warum die Venus so langsam rotiert und ein so schwaches Magnetfeld hat. Eine Landeeinheit ist bei Venus Express nicht vorgesehen.
Suche nach Leben
Auch die permanente Suche nach Leben wird bei der Venus-Mission eine Rolle spielen. Die Wissenschaftler nehmen zwar nicht an, dass es auf der Oberfläche des Planeten Leben gibt, aber in einer gewissen Höhe der Atmosphäre existiert eine Schicht mit vergleichsweise harmlosen Bedingungen, und manche Wissenschafter spekulieren damit, dass sich dort eine Art fliegendes Leben in Form von Bakterien oder Einzellern entwickelt haben könnte. Die ESA-Sonde könnte Hinweise auf solches Leben finden.

[science.ORF.at/APA/dpa, 11.4.06]
->   Venus Express - ESA
->   Venus Express - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010