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Austromars (V): Kontamination gemessen  
  Im fünften Beitrag des Logbuchs zur Austromars-Expedition von sechs Österreichern in der Wüste von Utah geht es um Kontamination - und die Gefahr, durch sie die eigenen Proben zu verfälschen.  
Utah Day 12 (Mission Day 5), Eintrag 5, 22:00 MSST
Bild: Austromars
Von Gernot E. Grömer

45 Jahre ist es her: Am 12. April 1961 startete in der damaligen UdSSR der sowjetische Kosmonaut Yuri Gagarin in den Kosmos und umrundete in etwas mehr als 100 Minuten unseren Globus. Mit dem Ausruf "Pajechali" ("Auf gehts") läutete er das Zeitalter der bemannten Raumfahrt ein.

Auch wenn Austromars kein dezidiertes Projekt der Europäischen Weltraumorganisation ist, so leisten Simulationen dieser Art doch einen merkbaren Beitrag zu den großen Programmen, da diejenigen Forschungseinrichtungen, welche bei Projekten wie Austromars beteiligt sind, auch typischerweise in Studien der großen Agenturen eingebunden werden und damit auch österreichische Institutionen einen Startvorteil bekommen.
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Zwar nicht direkt am Mars, aber unter ähnlichen Bedingungen spielt sich "Austro-Mars" ab: Sechs Österreicher trainieren in der Wüste von Utah einen mehrwöchigen Aufenthalt auf dem Roten Planeten. In science.ORF.at präsentieren sie ihr Logbuch.
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Ausmaß der "Vorwärtskontamination" gemessen
Bild: Austromars
Anlegen des "BioMars"-Anzugs
Ein gutes Beispiel dafür ist das heute durchgeführte BioMars Experiment, bei dem das Ausmaß der "Vorwärtskontamination" gemessen wird.

Dabei wurde zwei Analogastronauten des Außenteams ein steriler Überanzug angezogen, bei dem die Einbringung von biologischem Material aus der Umwelt auf unbelebten Nährlösungen an vordefinierten Anzugstellen untersucht wird.

Natürlich ist die Wüste von Utah nicht steril, aber nachdem die biologische Besiedlung dieser Gegend gut bekannt ist, können wir sehr genau messen, wie viel bei einer Marsexpedition davon in das Habitat eingebracht worden wäre.
Versuche mit künstlichen Bakterien
Zusätzlich ist in diesem Experiment ein Analogastronaut mit "künstlichen Bakterien" "verseucht": Das sind mikroskopisch kleine Plastikkügelchen, die mit einer Oberfläche veredelt sind, welche im Fluoreszensmikroskop zu leuchten beginnen und gleichzeitig vergleichbare Hafteigenschaften wie Bakterien haben.

In einem Testfeld auf dem Raumanzug werden diese Kügelchen aufgefangen und zur späteren Analyse an der Universität Innsbruck eingekühlt.

Nachdem zu erwarten ist, dass die Crew bei einer echten Marsexpedition nicht steril arbeiten wird können, sind wir erstmals in der Lage abzuschätzen, wie viel wir von unseren eigenen Bakterien auf der Marsoberfläche ausbringen würden.

Das Risiko, sich mit Marslebewesen anzustecken ist außerordentlich gering, zumal auch die Marsoberfläche durch die UV-Sonnenstrahlung faktisch sterilisiert ist, umso größer ist das Problem, auf der Suche nach Lebensspuren die eigenen Proben zu verfälschen.
Von der Theorie zur gelebten Exploration
 
Bild: Austromars

Bei aller Theorie, die wir in der Vorbereitung in den akademischen Institutionen studiert haben und den vielen Vortests, die wir in Büros und Labors durchgeführt haben und ganz stolz ein "robustes¿ System nach Utah in die Mars Desert Research Station gebracht haben: Die Realität hat uns schnell eingeholt und viele praktische Herausforderungen aufgezeigt.

Von der Beengtheit, die im Vorbereitungsraum herrscht, wo die Anzüge angelegt werden, über die Herausforderung Wind, der nicht perfekt montierte Sterilabdeckungen einfach aufreißt (und ja, es gibt auch auf dem Mars etwas Wind), bis hin zur Schwierigkeit, einfache geologische Proben in den BioMars-Anzügen zu nehmen - all das sind Dinge, wo die akademische Theorie von der Praxis leicht eingeholt werden kann und wir mit jedem Schritt immens viel unter relativ kontrollierten Bedingungen lernen.

Gelebte Exploration, sozusagen, wie damals, als Gagarin vor 45 Jahren in die Raumkapsel stieg und in das Unbekannte flog, wenn auch in einem weitaus bescheideneren Umfang - genau dafür ist Austromars.

[14.4.06]
->   Austromars
->   Video: Einige Eindrücke von der Austromars-Mission (Alpha Österreich)
 
 
 
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01.01.2010