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Zu niedriges HDL-Cholesterin oft unbehandelt  
  Niedrige HDL-Cholesterin-Werte werden laut einer Studie oft nicht behandelt. Dabei ist auch dieses "gute" Cholesterin für das Risiko von Gefäßverstopfungen von entscheidender Bedeutung.  
Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen
Schlechte Cholesterin-Werte erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, die Todesursache Nummer 1 in Industriestaaten. Mediziner unterscheiden zwischen zu viel LDL-Cholesterin und zu wenig "gutem" HDL-Cholesterin, wobei neuere Untersuchungen letzterem eine immer größere Bedeutung zuschreiben.

In der Praxis wird einer Studie zufolge aber noch allzu häufig ein niedriger HDL-Wert eher vernachlässigt. Behandelt werde oft nur das LDL, wodurch die Gesundheitsgefahr bleibe.
"Böses" Cholesterin allein bekämpfen, reicht nicht
Erstmals wurde in elf Ländern, auch in Österreich, die Verbreitung von niedrigem HDL (High Density Lipiprotein-Cholesterin) bei Patienten mit Fettstoffwechselstörungen untersucht.

Das Ergebnis: Statin-Therapie und Lebensstiländerung senkten zwar das LDL, hatten aber kaum Einfluss auf die Triglyzerid-Werte oder das "gute" Cholesterin. Trotz Therapie schritt die Gefäßverstopfung fort.

Die Patienten hatten weiterhin ein Restrisiko für Herz-Kreislauferkrankungen von bis zu 70 Prozent.
Studienleiter: "HDL-Werte heben"
Der Autor der HDL-Studie, Eric Bruckert, sieht Handlungsbedarf: "Die HDL-Studie zeigt, dass ein Senken des LDL-Cholesterins zu wenig ist, um das Risiko von Herzerkrankungen bei diesen Patienten zu senken. Zusätzlich müssen wir das HDL-Cholesterin heben und aktiv zu einer Therapie der HDL-Werte raten." Besonders wirksam seien HDL-Medikamente mit Nikotinsäure.
8.500 Patienten aus elf Ländern untersucht
An der Studie nahmen elf Länder - Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien, Frankreich, Portugal, Belgien, Niederlande, Großbritannien, Schweden und Finnland - mit 8.545 Patienten teil. Untersucht wurden HDL-Cholesterinwerte unter 50 mg/dL bei Frauen, unter 40 mg/dL bei Männern.

Geleitet wurde die Untersuchung vom Franzosen Bruckert, Professor für Endokrinologie und Primar für die Endokrinologische und Metabolische Abteilung an der Universitätsklinik Pitie-Salpetriere in Paris.
Prävention: Tabak vermeiden, Sport betreiben ...
Wichtiges Thema Vorbeugen: Rauchen, zu viel Alkohol, Übergewicht und Bewegungsmangel "zwingen das HDL-Cholesterin in die Knie", so der Mediziner. Erste Gegenmaßnahmen seien daher Tabakverzicht und höchstens mäßiger Alkoholkonsum.

"Dann kommt Sport. Denn regelmäßiges aerobes Training, etwa Joggen, begünstigt den HDL-Anstieg." Besonders bei Männern führe Sport in Verbindung mit reduzierter Kalorienzufuhr zu guten Ergebnissen.

Frauen haben, so Bruckert, von Natur aus mehr HDL. Grund seien die weiblichen Hormone. Nach der Menopause ist es freilich mit dem Hormonschutz vorbei.
... ungesättigte Fettsäuren
Das "schlechte" LDL reagiert besser auf diätische Maßnahmen. Aber auch auf das HDL kann sich eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse positiv auswirken.

Ungesättigte Fettsäuren verbessern das Verhältnis zwischen LDL und HDL. Besonders effektiv seien pflanzliche Öle wie Olivenöl. Auch fette Fische wie Makrele, Lachs, Hering oder Tunfisch, Nüsse oder Avocados seien gut fürs Herz.

[science.ORF.at/APA, 25.4.06]
->   Cholesterin bei Wikipedia
->   Universitätsklinik Pitie-Salpetriere
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Cholesterin
 
 
 
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01.01.2010