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Buch: Jüdische Friedhöfe in Ostösterreich  
  "Denkmale" heißt ein Bildband über jüdische Friedhöfe in Wien, Niederösterreich und Burgenland. Das Buch erschien vor 14 Jahren und wurde nun auf den jüngsten Forschungsstand gebracht.  
Es dokumentiert Verfall sowie Revitalisierung von rund 40 jüdischen Friedhöfen in Ostösterreich.
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"Denkmale. Jüdische Friedhöfe in Wien, Niederösterreich und Burgenland" von Martha Keil, Elke Forisch, Ernst Scheiber (152 Seiten, 137 Farbfotos, ISBN-10: 3-9502149-0-9) wurde vom "Club Niederösterreich" und dem "Institut für Geschichte der Juden in Österreich" herausgegeben.
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Ältester Grabstein aus dem 16. Jahrhundert

Der älteste erhaltene jüdische Friedhof in Österreich befindet sich mitten in Wien: der Friedhof in der Seegasse im neunten Wiener Gemeindebezirk. Der älteste Grabstein stamme aus der Zeit Mitte bis Ende des 16. Jahrhunderts. Martha Keil, Direktorin des Instituts für Geschichte der Juden in Österreich, gegenüber dem ORF-Radio:

"Ein wenig verblüffend: es ist inzwischen das Gelände eines städtischen Altersheimes, früher war hier das Altersheim der IKG Wien und wurde dann abgerissen. Wenn man hineingeht - was man tagsüber ungehindert tun kann - sieht man den Rest von einem naturbelassenen Friedhof, einem ruhigen Ort mit Renaissance-Grabsteinen. Der älteste Grabstein ist wahrscheinlich aus dem Jahr 1545, sicher aus dem Jahr 1580. Es sind aber nicht mehr alle Grabsteine da."

Ein Fisch aus Stein sticht heraus zwischen den Grabsteinen im ältesten jüdischen Friedhof in Wien in der Seegasse (Bild rechts): Der Sage nach ist darunter ein Fisch begraben, vermutlich ist das steinerne Denkmal aber der Wasserspeier für die Handwaschung nach dem Friedhofsbesuch.
->   Jüdischer Friedhof Seegasse (sagen.at)
Teilweise verwahrlost ...
Gut 40 jüdische Friedhöfe kennt man noch im Osten Österreichs: ca. sechs in Wien, 28 in Niederösterreich, gut zehn im Burgenland, sagt Martha Keil. Viele davon seien in sehr schlechtem Zustand:

"Das größte Sorgenkind ist der Währinger Jüdische Friedhof (Anm. Wien), der eigentlich vom Kulturhistorischen der bedeutendste wäre - weil er schon zwischen 1780 und 1870 belegt ist und wo es wunderschöne Gräber von sehr bedeutenden Menschen gibt. Trotzdem ist dieser Friedhof in einem fürchterlichen Zustand."
... teilweise geschändet

Laut "Bestattung Wien" wurde der angrenzend an den Währinger allgemeinen Friedhof errichtete jüdische Friedhof 1879 gesperrt und an seiner Stelle die an den Zentralfriedhof angrenzende Israelitische Abteilung des Wiener Zentralfriedhofes (l. Tor) eröffnet.

"In Niederösterreich sehen die meisten Friedhöfe unwürdig aus - jener in Neulengbach zum Beispiel; er wird nun aber renoviert. Es gibt Friedhöfe wie z.B. in Michelstetten, wo nur mehr ein einziger Grabstein erhalten ist", so Keil:

"Im Burgendland ist die Situation ähnlich wie in Niederösterreich auch hier gibt es unterschiedliche Grade der Verwahrlosung. In Eisenstadt (Bild rechts, Anm.) wurde der Friedhof z.B. zweimal schwer geschändet - obwohl er im Stadtgebiet liegt und man das vielleicht verhindern könnte."

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft, 2.5.06
->   Jüdischer Friedhof Währing (injoest.ac.at)
->   Institut für Geschichte der Juden in Österreich
 
 
 
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01.01.2010