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US-Forscher planen Konservierung Verstorbener  
  US-Forscher haben ein Projekt entwickelt, in dem sich Menschen nach ihrem Tod einfrieren lassen können - in der Hoffnung, irgendwann wieder aufgetaut zu werden. Die Kosten der fragwürdigen "Lebensverlängerung": knapp zwei Millionen Schilling.  
Per Zeitfähre in die Zukunft
Hinter dem Projekt "Timeship", zu deutsch "Zeitfähre", verbirgt sich nach Angaben seiner Initiatoren ein großes Gelände mit Labors, Klinik- und Tagungsräumen. Darin soll Biomasse tiefgekühlt aufbewahrt werden. Gleichzeitig wollen die Forscher das Konservierungsverfahren weiterentwickeln.

Derzeit warten in den USA 90 gefrorene Menschenleichen und die sterblichen Überreste von Hunden und Katzen darauf, wiederbelebt oder - und das ist wohl wahrscheinlicher - geklont zu werden. Für die Umsetzung ihrer Pläne fehlt den Wissenschaftlern nur noch das Geld.
Bereit für bis zu 10.000 Tote
Nimmt die "Zeitfähre" tatsächlich ihre Arbeit auf, könnte sie nach Ansicht der Forscher eine Revolution einleiten. Ihre Verfechter preisen die "Zeitfähre" als eine Art "Arche Noah" zur "Verlängerung des Lebens".

Bis zu 10.000 Tote könnten auf die "Reise in die Zukunft" geschickt werden, wo ihnen Gesundheit und Jugend wiedergegeben werden könnten, erklärt der Vater des Projekts, Stephen Valentine.
Klonen von Embryonen und anderem
Neben Menschen sollen auch geklonte Embryonen von vom Aussterben bedrohten Tierarten bei extremen Minusgraden in flüssigem Stickstoff tiefgekühlt und so für die Nachwelt erhalten werden. Das Erbgut vieler lebender oder bereits verschwundener Arten, Proben menschlicher DNA oder menschliche Organe könnten so konserviert werden.
Fort Knox für Biomasse
Der Gebäudekomplex, in dem die "Zeitfähre" starten soll, ist so konzipiert, dass er Terroranschlägen, Erdbeben, Überschwemmungen oder gar einer nuklearen Explosion standhalten kann, wie Valentine versichert. Spezielle Behälter sollen stabile Minusgrade des Stickstoffs auch bei mehrmonatigem Stromausfall gewährleisten.

Ein "Fort Knox für Biomasse" werde entstehen, in dem biologische Stoffe langfristig sicherer gelagert werden könnten als irgendwo sonst.
'Schlüssel gegen das Altern'
Als "Schlüssel gegen das Altern" bezeichnet Fred Chamberlain die "Zeitfähre". Er ist Gründer der Privatgesellschaft Alcor, die sich seit 1976 mit lebensverlängernden Methoden beschäftigt. "In fünf bis zehn Jahren wird die Methode des Einfrierens unser Leben tiefgreifend verändern", prophezeit Chamberlain.

Robert Shapiro, Chemie-Professor an der Universität in New York, bezweifelt jedoch, ob es jemals gelingen wird, eingefrorene Menschen wieder aufzutauen. Das Konservieren von Speichel- oder Blutproben und Haaren könne eine Alternative zum Einfrieren ganzer Körper sein, bis das Zusammenspiel der menschlichen Gene irgendwann vollständig geklärt sei. Dann werde auch das Klonen von Menschen einfacher.
Schon jetzt werden Köpfe tiefgekühlt
Bereits jetzt können in den USA Köpfe von Verstorbenen tiefgekühlt werden: Ihr Gedächtnis soll irgendwann mit Hilfe der Original-DNA auf einen geklonten Menschen übertragen werden.

Die Wissenschaftler haben für die "Zeitfähre" Kosten von 180 Millionen Dollar (2,92 Mrd. ATS) veranschlagt. 20 Millionen Dollar haben sie nach eigenen Angaben schon zusammen. Die fehlende Summe erhoffen sie sich von Investoren oder künftigen Patienten.
Kostenpunkt: Knapp zwei Millionen Schillling
Das Gefrieren eines gesamten Körpers soll 120.000 Dollar kosten (1,95 Mill. ATS), ein tiefgekühlter Kopf kostet die Hälfte. Wenn das Geld rechtzeitig beisammen sei, könne 2002 mit der Arbeit begonnen werden, sagen die Forscher. Wahrscheinlich werde die Anlage im Südwesten der USA entstehen, oder in Florida, wo besonders viele betagte US-Bürger leben.

Die meisten Lebensversicherungen in den USA akzeptieren die Auszahlung der Versicherungssumme zur Finanzierung einer Tiefkühlung. Es genügt, in den Policen für den Todesfall die entsprechende Organisation als Begünstigte anzugeben. Diese kümmert sich dann um den Rest.

(Gatan Lecointe/AFP)
 
 
 
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01.01.2010