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Mauthausen: Gedenken an weibliche NS-Opfer  
  Die Erinnerung an die weiblichen NS-Opfer stand im Mittelpunkt der diesjährigen Gedenkfeier im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen. Rund 12.000 Menschen nahmen an der Veranstaltung teil.  
Die Generalsekretärin des Entschädigungsfonds, Hannah Lessing, betonte in ihrer Rede die Bedeutung der Frauen als Gefangene - in Mauthausen habe es etwa 8.500 weibliche Häftlinge gegeben -, aber auch als Widerstandskämpferinnen.
Defizit der Erinnerungskultur
"Ich möchte heute an das Schicksal der Frauen, die verschwunden sind, Frauen die ermordet worden sind, erinnern", sagte Lessing, deren Großmutter in Auschwitz vergast wurde.

Die Leiden Millionen weiblicher Opfer seien lange Zeit nicht angemessen thematisiert und die Rolle von Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus Jahre lang unterbewertet worden. In den meisten Gedenkstätten sei für das Gedenken an viele Frauen kein Platz gewesen. Auch heute noch sei dies ein schwieriges und sehr häufig verschwiegenes Thema, so Lessing.

Der Umgang mit Frauen im Nationalsozialismus und auch in der Zeit danach sei symptomatisch für den Umgang mit der weiblichen Geschichte. "Die Kriege gehören den Männern, also auch die Kriegserinnerungen", zitierte Lessing aus den Erfahrungen der Zeitzeugin und Schriftstellerin Ruth Klüger.

Die Generalsekretärin erinnerte an die Qualen, die Frauen in der NS-Zeit erleiden mussten, wie Zwangssterilisation oder Prostitution im KZ. Viele Widerstandskämpferinnen seien nur vereinzelt und erst sehr spät in den Genuss von Ehrungen oder Entschädigungen gekommen.
Geschlechterkritische Forschung gefordert
Lessing betonte die Notwendigkeit der geschlechterkritischen Forschung. Man werde im Nationalfonds versuchen, Projekte zu fördern, die sich mit der Geschichte der Frauen auseinander setzen. "Ich verneige mich hier auf dem Appellplatz vor den Ermordeten und vor den Überlebenden", sagte Lessing.

An der Gedenkfeier nahmen zahlreiche Überlebende und internationale Delegationen teil. Hochrangige Vertreter der Kirchen und Politiker - an ihrer Spitze Bundespräsident Heinz Fischer, die zweite Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ), Innenministerin Liese Prokop und Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (beide ÖVP) - wohnten der Veranstaltung bei.

Die Nationalsozialisten hielten im KZ Mauthausen und seinen Nebenlagern rund 200.000 Menschen aus der ganzen Welt unter schlimmsten Bedingungen gefangen. Etwa die Hälfte von ihnen überlebte diese Vernichtungsmaschinerie nicht. Neben tausenden Frauen befanden sich im März 1945 in Mauthausen 15.000 namentlich registrierte Kinder und Jugendliche.

[science.ORF.at/APA, 8.5.06]
->   KZ Mauthausen - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010