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Taubheits-Mutation fördert Wundheilung  
  Eine Genveränderung, die taub machen kann, lässt zugleich Wunden besser heilen, berichteten Forscher auf der Jahrestagung der European Society of Human Genetics in Amsterdam.  
Die Erkenntnis wecke die Hoffnung auf ein Medikament, das die Wirkung dieses Gens in Wunden vorübergehend blockieren und damit die Heilung beschleunigen kann, so ein Team um Stella Man von der Londoner Queen Mary's University.
Mutation verbreitet
Das fragliche Gen namens GJB2 produziert ein Eiweiß mit der Bezeichnung Cx26. Sind bei einem Menschen beide Kopien des Gens mutiert, ist er taub, wie Teamleiter David Kelsell bereits vor Jahren gezeigt hatte. Ist nur eine der beiden Genkopien mutiert, können die Betroffenen hören.

Die Wissenschaftler fragten sich jedoch, warum die Mutation vergleichsweise weit verbreitet ist. "Wir nahmen an, dass damit ein evolutionärer Vorteil verbunden sein könnte, daher beschlossen wir zu untersuchen, wie die Mutation die Zellkommunikation in der Oberhaut beeinflusst, wo Cx26 ebenfalls produziert wird", erläuterte Kelsell.
Ansatzpunkt für neue Medikamente
In den Labortests zeigte sich dann ein direkter Zusammenhang des Proteins mit der Wundheilung und der Bakterieninvasion in die Haut. "Wir schließen daraus, dass die Mutation definitiv einen Gewinn für den Träger darstellt", sagte Kelsell.

Mit einem Wirkstoff, der vorübergehend Cx26 blockiert, ließe sich die Heilung zahlreicher Arten von Hautwunden fördern, meinen die Forscher. Als nächstes wollen sie die Wirkung der Genmutation in anderen so genannten Epithelzellen wie etwa in der Darmwand testen, wo die Abwehr von Infektionen ebenfalls eine wichtige Rolle spielt.

[science.ORF.at/dpa, 8.5.06]
->   European Society of Human Genetics
->   Connexin 26 and deafness
 
 
 
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01.01.2010