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Partnerwahl: Aufschlussreicher Blick ins Gesicht  
  Wenn es um die Suche nach dem idealen Lebenspartner geht, sagt offenbar ein Blick ins Gesicht mehr als tausend Worte. Das legt zumindest eine Studie von US-Psychologen nahe. Demnach können Frauen anhand von Fotografien beurteilen, ob Männer kinderlieb sind und einen hohen Testosteronspiegel aufweisen.  
Besonders attraktiv wirken jene Männer, bei denen beide Eigenschaften zutreffen, berichtet ein Team um James R. Roney von der University of California in Santa Barbara.
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Die Studie "Reading men's faces: women's mate attractiveness judgments track men's testosterone and interest in infants" von James R. Roney et al. erscheint demnächst in den "Proceedings of the Royal Society B" (doi: 10.1098/rspb.2006.3569).
->   Zur Studie (sobald online)
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Schönheit, Fitness, gute Gene
"Alles, was ein Mann schöner ist wie ein Aff', ist ein Luxus." Ganz unrecht hatte Torbergs Tante Jolesch nicht, wenn man die Theorien der modernen Verhaltensforschung betrachtet. Denn die Partnerwahl hat tatsächlich etwas mit Schönheit und Luxus zu tun.

Laut dem Konzept der sexuellen Selektion sind zwei Eigenschaften von Geschlechtspartnern entscheidend: Zum einen die Frage, ob potenzielle Eltern "gute Gene" besitzen, also die Fitness der Nachkommen möglichst positiv beeinflussen. Zum zweiten zählt freilich auch die Bereitschaft, Zeit und Energie in die Aufzucht der Kinder zu investieren.
"... der Gene Bildung im Gesicht zu lesen"
Fragt sich nur: Wie erkennt beispielsweise eine Frau, ob nun ein Mann mit einem exzellenten Erbgut ausgestattet ist? Die Antwort der evolutionären Ästhetik lautet: durch einen Blick ins Gesicht.

Betont männliche Gesichter gelten als relativ verlässlicher Hinweis auf gute genetische Ausstattung, weil Maskulinität vom Testosteronspiegel abhängt und das Testosteron wiederum als Immunsuppressivum wirkt, sprich: die natürlichen Immunreaktionen im Körper unterdrückt.

Demzufolge ist ein überdurchschnittlich hoher Testosteronspiegel eigentlich ein Luxus, den sich nur jener "leisten" kann, der die immunologischen Nebenwirkungen locker wegsteckt. Und dafür sind wiederum gute Gene notwendig, womit sich der argumentative Kreis schließt.
Experiment mit Fotos
Dass damit nicht unbedingt Aussagen über Einzelpersonen möglich sind, ist klar. Der Zusammenhang besteht lediglich statistisch, lässt sich aber dennoch durch Verhaltenstests belegen. Ob und wie auch gute Väter durch einen Blick ins Gesicht erkennbar sind, wurde bis dato noch nicht überprüft.

Das hat nun ein Team um den US-Psychologen James R. Roney nachgeholt. Zu diesem Behufe baten er und seine Kollegen 39 Männer ins Labor, nahmen eine Speichelprobe zwecks Bestimmung des Testosterongehalts, fotografierten sie und legten ihnen Paare von Bildern vor, auf denen jeweils ein Baby und ein Erwachsener zu sehen waren. Von diesen Bildern mussten die Probanden das jeweils bevorzugte auswählen.
Gesucht: Männlich und kinderlieb
Dann kamen die weiblichen Testpersonen ins Spiel. Sie mussten anhand der Männer-Fotografien beurteilen, ob diese attraktiv, männlich und potenziell kinderlieb sind.

Die Statistik sprach auch bei diesem Versuch eine klare Sprache: Als männlich wurden tendenziell jene Probanden beurteilt, die einen relativ hohen Testosterongehalt im Speichel aufwiesen. Und einen kinderlieben Eindruck hinterließen solche, die im Bildertest oft Babyfotos ausgewählt hatten.

Als besonders attraktiv empfanden die Frauen just jene Männer, die in beiden Kategorien gut abschnitten: "Unsere Untersuchung erbringt den ersten Hinweis, dass die weibliche Beurteilung von Attraktivität zweierlei Dinge aufspürt: die Neigung von Männern gegenüber Kindern und deren Hormonstatus", so Dario Maestripieri, ein Co-Autor der Studie.

[science.ORF.at, 10.5.06]
->   Website von James R. Roney
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01.01.2010