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Erdmagnetfeld schwindet erst seit kurzem deutlich  
  Seit dem Beginn exakter Aufzeichnungen im Jahr 1840 konnten Wissenschaftler beobachten, dass das Erdmagnetfeld deutlich schwächer wird. Doch dass dies nicht immer so war, hat nun eine Analyse jahrhundertealter Schiffslogbücher ergeben. Das Magnetfeld soll mindestens seit 1590 relativ stabil gewesen sein.  
Das ergaben die Untersuchungen von David Gubbins und Kollegen von der University of Leeds. Ungefähr ab dem Jahr der genaueren Aufzeichnungen ist es dann um rund fünf Prozent pro Jahrhundert schwächer geworden.
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Der Artikel "Fall in Earth's Magnetic Field is Erratic" von D. Gubbins et al. ist in der Fachzeitschrift "Science" (Bd. 312, S. 900, 12. Mai 2006) erschienen.
->   Abstract der Studie
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Schifflogbücher von 1590 bis 1840
Gubbins und sein Team haben zahlreiche Schifflogbücher aus den Jahren 1590 bis 1840 analysiert.

Mit Hilfe eines Rechenmodells konnten sie dabei aus den Navigationsdaten, die meist nur die Magnetfeldrichtung und -neigung (Deklination und Inklination) gegen den Horizont enthalten, auf die Feldstärke rückschließen.

Diese Rechnung ist zwar mit erheblichen Unsicherheiten verbunden, legt aber nahe, dass das Erdmagnetfeld in der untersuchten Zeit nur um rund 2,3 Nanotesla pro Jahr geschwunden ist, während die Abschwächung seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehr als sechs Mal so stark ausfiel.
->   Geographische Deklination bei Wikipedia
Kein gleichmäßiger Prozess
Diese Erkenntnis veranlasst die Forscher zu der Annahme, dass der gegenwärtig beobachtete Schwund des Erdmagnetfelds kein gleichmäßiger Prozess ist, sondern die Abschwächung mit schwankender Geschwindigkeit verläuft.

Aus der Erdgeschichte ist bekannt, dass sich das irdische Magnetfeld in großen Abständen wiederholt abgeschwächt und umgepolt hat. Für Lebewesen bedeutet dies unter anderem eine erhöhte Strahlenbelastung.
Fortsetzung des Trends?
Würde sich die derzeitige Abschwächung von fünf Prozent pro Jahrhundert fortsetzen, wäre das irdische Magnetfeld, das unter anderem energiereiche kosmische Strahlung abschirmt, in rund zweitausend Jahren verschwunden, vermerkt Masaru Kono von dem Tokyo Institute of Technology in einem Begleitartikel (Science, Bd. 312, S. 865).

[science.ORF.at/APA/dpa, 12.5.06]
->   University of Leeds
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01.01.2010