News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
AKH Wien: Suche nach Nierenzellen-Reparatur  
  Wiener Forscher suchen - parallel zu anderen führenden europäischen Expertengruppen - nach "Reparaturmaterial" für Nierenschädigungen, die im Rahmen einer seltenen angeborenen Erkrankung bei Kindern auftritt.  
In diesen Tagen wird das "Kidstem"-Projekt gestartet, an dem eine Arbeitsgruppe um den Genetiker Markus Hengstschläger von der Universitäts-Frauenklinik am Wiener AKH beteiligt ist.
Erstmals mit EU-Förderungen
"Wir wollen mit dieser ersten internationalen Förderung eines solchen Projekts durch die EU die für eine Therapie (von chronischen Nierenschäden, Anm.) am besten geeigneten Stammzellen identifizieren.

Die teilnehmenden Wissenschaftlergruppen werden untersuchen, ob embryonale Stammzellen, Knochenmarkzellen, Stammzellen, die man auch in der Niere selbst finden kann, oder die von uns vor drei Jahren im humanen Fruchtwasser entdeckten adulten Stammzellen am besten dazu geeignet sind, um aus ihnen funktionierende Nierenzellen zu generieren", sagte Hengstschläger der APA.
Ethisch umstritten
Bisher ist nicht klar, wie man am besten an solches "Reparaturmaterial" für geschädigtes Nierengewebe herankommt. Außerdem sind Forschung und Verwendung von embryonalen humanen Stammzellen ethisch umstritten, in Österreich auch gar nicht erlaubt.

Hengstschläger und sein Team haben sich deshalb schon vor Jahren auf die Suche nach Stammzell-Quellen begeben, deren Nutzung auf jeden Fall ethisch unbedenklich ist.
Verschiedene Stammzellen, gleiches Ziel
Im Rahmen des nun gestarteten EU-Großprojekts werden sechs Stammzell-Forschergruppen in Liverpool, Turin, Dresden, Edinburgh, Bergamo und Wien nun jeweils mit der von ihnen untersuchten Art von Stammzellen (embryonale, Knochenmark- etc.) versuchen, funktionierende Nierenzellen zu "züchten".

Hengstschläger: "Wir mussten Brüssel davon überzeugen, in einem großen Forschungsprojekt den direkten Vergleich zu fördern."

In Großbritannien ist das Arbeiten mit embryonalen Stammzellen erlaubt. Daher werden diese Teile des Projekts dort durchgeführt, die Wiener Experten konzentrieren sich auf die Stammzellen aus dem Fruchtwasser.
Hoffnung auf neue Therapien
Das Forschungsvorhaben ist längst nicht nur theoretischer Natur. Das Ziel könnte die Entwicklung einer neuen Therapieform für Kinder sein, die an einer chronischen Nierenerkrankung leiden.

Hengstschläger: "Die oft angeborene Neigung zu Rückfluss von Harn aus der Blase in die Niere stellt ein sehr ernstes Problem im Säuglings- bzw. Kindesalter dar. Permanente bakterielle Harnweginfekte führen mit fortschreitendem Alter der Kinder oft zu dauerhaften Schädigungen, die Dialyse bzw. Nierentransplantation notwendig machen.

Dies ist nur eine der vielen möglichen Ursachen für schwere Nierenschädigungen, die bereits im Säuglings- bzw. Kindesalter auftreten können."

[science.ORF.at/APA/ AP, 12.5.06]
->   Frauenklinik, AKH Wien
->   science.ORF.at-Archiv zu Markus Hengstschläger
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010