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20 Jahre Zuckerforschung in Tulln  
  Hopfen zur Desinfektion und Maisstärke im Spritzbeton: Das sind zwei Entwicklungen der Zuckerforschung Tulln. Das Forschungs- und Entwicklungsunternehmen feiert am Freitag sein 20-jähriges Bestehen.  
Süß und genießbar wie Haushaltszucker ist Zuckerforschung selten: z.B. wenn es um Stärke geht. Kartoffel- oder Maisstärke wird nicht nur in Pudding oder Tapetenkleister gerührt, auch in Spritzbeton.
"Gestärkter" Tunnel
Die Zuckerforschung Tulln (ZFT), das Forschungs- und Entwicklungs-Unternehmen des Zucker- und Stärke-Unternehmens Agrana, hat in ihrer 20-jährigen Geschichte ein spezielles Verfahren entwickelt, um Mörtel oder Beton durch Stärke-Zugabe fließfähig und gleichzeitig zäh zu halten - und das billig, schildert Johann Marihart, der Agrana-Vorstandsvorsitzende und Generaldirektor:

"Nachdem der Tunnel gebohrt ist, wird die Tunnelwand mit Spritzbeton stabilisiert. Das Hinaufspritzen führt dazu, dass ein erheblicher Anteil von Beton von Wand oder Decke wieder herunterfällt - der so genannte Rückprall. Der Rückprall wird durch den Zusatz von Stärkederivaten deutlich reduziert: nämlich halbiert!"

Das sei mit der speziellen Stärke kostengünstiger als Zusätze aus Zellulose. Der Stärkezusatz für Beton bzw. Zement werde in alle Welt geliefert - aus österreichischen Kartoffeln und Mais.
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"Dick" im Farbengeschäft
Eine weitere Innovation aus den Labors der "Zuckerforschung Tulln": Stärke aus Kartoffeln und Mais als Verdicker für Dispersionsfarbe.
->   Mehr zur Stärketechnologie der Zuckerforschung Tulln
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Hopfen zur "Desinfektion"
Ebenfalls in Tulln entwickelt wurden natürliche Biostabilisatoren auf Basis von Hopfen. Sie werden in der Zuckerproduktion anstelle von chemischen Desinfektionsmitteln verwendet.

Das patentierte Verfahren kommt laut Generaldirektor Johann Marihart weltweit zum Einsatz, z.B. in Deutschland, Großbritannien und den USA.
->   Mehr zu den Biostabilisatoren
90er: Gen-Kartoffel-Streit
In ihrer 20-jährigen Geschichte war die Zuckerforschung Tulln übrigens nicht unumstritten: In den 90er Jahren geriet sie wegen Freisetzungs-Versuchen von gentechnisch veränderten Kartoffeln in die Schlagzeilen.

Nach Protesten wurden die Anträge zurückgezogen. Heute sind die Feldversuche zur Gänze eingestellt und auch im Labor wird laut Johann Marihart nicht an gentechnisch veränderten Pflanzen geforscht.
Süße Einblicke - zur ZFT allgemein
Die klassische Zuckerrübe ist abgesehen davon natürlich auch Forschungsthema in Tulln. Die Zukunft gehört den nachwachsenden Rohstoffen.

Für Forschung und Entwicklung gibt der Mutterkonzern Agrana pro Jahr zehn Millionen Euro aus. Im Forschungszentrum Tulln sind 55 Personen beschäftigt. Weitere Forschungslabors befinden sich in Gleisdorf in der Steiermark, in Frankreich und den USA

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft, 12.5.06
->   Zuckerforschung Tulln
->   Agrana
 
 
 
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01.01.2010