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Österreich hinkt bei Frauenanteil in Forschung nach  
  Nur etwas mehr als ein Fünftel der Wissenschaftler in Österreich sind weiblich. Österreich liegt damit beim Frauenanteil in der Forschung unter dem EU-Durchschnitt. Das zeigen die neuen "Shefigures 2006" der EU-Kommission.  
Um mehr Frauen in die Forschung zu bringen, ist es nach Ansicht von EU-Kommissar für Forschung Janez Potocnik nötig, dass Politik, Universitäten und Betriebe mitspielen.

Dabei sei das richtige Klima wichtiger als irgendwelche Quoten, sagte Potocnik bei einer Pressekonferenz anlässlich der "European Conference Re-searching Women in Science and Technology", die am Montag in Wien über die Bühne ging. Präsentiert wurde am Kongress auch die jüngste SheFigures-Erhebung.
->   Programm der Konferenz (15.-16.5.06)
Problem beginnt in der Schule
Laut Josefine van Zanten von Hewlett Packard fängt das Problem bereits in den Schulen an. So würden Lehrer nachweislich in Fächern wie Physik oder Mathematik Burschen mehr Zeit widmen als Mädchen.

Wenn es in den Betrieben an der Basis an Frauen in technischen Berufen fehle, so sei es auch schwer, "Stars" heraus zu arbeiten und in leitende Positionen zu bringen.

Grundsätzlich bräuchten forschungsintensive Betriebe "die besten Köpfe" unabhängig vom Geschlecht für das wirtschaftliche Florieren.
Gorbach: Frau kann sich entscheiden
Für Vizekanzler Hubert Gorbach (BZÖ) ist es vor allem eine Frage der Motivation, Frauen in technische Berufe und in die Forschung zu bringen. Diese müsste bereits im Kindergarten beginnen.

Spontane Kritik erntete Gorbach für seine Aussage, dass es das österreichische Bildungssystem grundsätzlich erlaube, dass Frauen Karriere machen oder zu Hause bei den Kindern bleiben könnten.

Für die Gentechnikerin Renee Schroeder (Uni Wien) ist genau das das Problem.
Schroeder: Beides muss möglich sein
Eine Frau dürfe sich entscheiden müssen, ob sie Kinder bekomme oder in die Forschung gehe. Die Bedingungen müssten vielmehr beides ermöglichen.

Ein Problem ist für die Wissenschaftlerin dabei etwa das Kindergeld und die Zuverdienstgrenze. "Sogar meine Dissertantinnen haben Probleme, diese Grenze für den weiteren Erhalt des Kindergeldes nicht zu überschreiten", bemängelte Schroeder.
Österreich liegt bei Quote hinter EU-Schnitt
Grafik: APA
Österreich hinkt beim Frauenanteil in der Forschung im EU-Vergleich nach. Das zeigen die am Montag veröffentlichten "Shefigures 2006" der EU-Kommission.

Demnach sind in Österreich (Stand 2003) nur 21 Prozent aller Forscher Frauen - geringere Werte weisen nur Luxemburg, die Niederlande (je 17 Prozent) und Deutschland (19 Prozent) auf.

Der EU-Schnitt liegt bei 29 Prozent. Einziges Land, in dem mehr Frauen als Männer in der Forschung tätig sind, ist Lettland (53 Prozent).

Gegenüber der letzten SheFigures-Erhebung vor drei Jahren mit Daten aus dem Jahr 1999 ist der Frauenanteil bei den Forschern in Österreich um zwei Prozentpunkte gestiegen.
Besonders wenige Frauen im Industriesektor
Zurückzuführen ist die geringe Frauenquote vor allem auf den niedrigen Forscherinnen-Anteil im Industriesektor, wo in Österreich nur zehn Prozent aller Wissenschaftler weiblich sind.

Einen geringeren Wert weisen in der EU nur die Niederlande (neun Prozent) aus, Spitzenreiter ist Lettland mit 54 Prozent. Der EU-Schnitt beträgt 18 Prozent.
Hochschulbereich: 35 Prozent Frauenanteil
Im Hochschulbereich liegt die Frauenquote bei den Wissenschaftlern in Österreich immerhin bei 30 Prozent (EU-Schnitt: 35 Prozent).

Europa-Spitze sind in diesem Bereich Finnland und Lettland mit je 53 Prozent. Im öffentlichen Sektor beträgt der Frauenanteil bei den Forschern mit 35 Prozent genau im EU-Schnitt, den Spitzenwert erreicht hier Estland mit 60 Prozent.
Statistik: Forschungsquote berücksichtigen
Auffällig bei den Statistiken ist jeweils der hohe Frauenanteil der baltischen Staaten. Dort ist aber umgekehrt die Forschungsquote (Anteil der F&E-Ausgaben am Bruttoinlandprodukt) vergleichsweise gering. Gleiches gilt für das bei der Frauenquote bestplatzierte "alte" EU-Land Portugal (44 Prozent Frauenanteil).

Schweden und Finnland weisen dagegen sowohl eine vergleichsweise hohe Frauenquote bei den Wissenschaftlern (36 bzw. 30 Prozent) als auch Top-Positionen bei der Forschungsquote auf.

Österreich lag bei der Forschungsquote überdurchschnittlich, bei der Frauenquote dagegen unter dem Durchschnitt.

[science.ORF.at/APA, 15.5.06]
->   EU Kommission - Generaldirektion Forschung
->   FEMtech - Frauen in Forschung und Technologie
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01.01.2010