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Auch Affen können Sätze bilden  
  Forscher haben eine Affenart beim Sprechen von Sätzen belauscht: Zwei Laute, die die Primaten normalerweise zur Warnung vor Leoparden oder vor kreisenden Adlern von sich geben, kombinierten diese zu einem dritten.  
Diese zusammengesetzte Lautfolge ist die Anweisung, sich möglichst rasch und weit in sicheres Gebiet zurück zu ziehen.

Die Sprachbegabung beobachteten die Psychologen Kate Arnold und Klaus Zuberbühler von der University of St. Andrews bei den "Großen Weißnasenmeerkatzen".
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Der Artikel "Semantic combinations in primate calls" ist in der Fachzeitzschrift "Nature" (Bd. 441, 18. Mai 2006) erschienen.
->   Artikel
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Lauschangriff auf die Großen Weißnasenmeerkatzen
 
Bild: Kate Arnold, Nature

Die 'Große Weißnasenmeerkatze' mit dem charakteristischen weißen Nasenfleck

Die Fähigkeit, zwei Wörter zu einer Botschaft zusammen zu setzen, ist bisher nur dem Menschen zugesprochen worden. Doch nun scheint die in Afrika verbreitete Affenart den Kreis der Wortkünstler zu erweitern.

Arnold und Zuberbühler nahmen die Laute der Großen Weißnasenmeerkatzen (Cercopithecus nictitans) in freier Wildbahn auf und verfolgten die Reaktion der Tiere.
->   Große Weißnasenmeerkatze - Wikipedia
Leoparden-Knurren vorgespielt
Zwei grundlegende Warnrufe der Großen Weißnasenmeerkatze sind "pyows" und "hacks". Ersterer warnt die Gruppe vor Leoparden, Letzterer vor kreisenden Adlern.

Im Experiment spielten die Forscher über Lautsprecher 17 Gruppen dieser Primatenart das Knurren eines Leoparden vor.
"pyows" und "hacks"
Bild: Kate Arnold, Nature
In neun Gruppen gab eine männliche Weißnasenmeerkatze eine Serie des kombinierten Lauts von sich. In den restlichen Gruppen warnten die Männchen mit einem einfachen Laut vor Leoparden.

Der kombinierte Laut war eine Folge aus mehreren "pyows" gefolgt von ein paar "hacks".

Dabei stellte das Forscherteam fest, dass die Gruppen, in denen die Lautfolge zu hören war, sich wesentlich weiter von der vermeintlichen Gefahrenquelle entfernten als die, in der es nur einfache Laute gab.

Die "Sätze" sollen laut der Wissenschaftler einer gefährdeten Gruppe befehlen, einen sicheren Platz aufzusuchen.
->   Hörprobe 1: Eine Serie von "pyows" (Audio file, Länge: 30 s)
->   Hörprobe 2: Eine "pyow-hack"-Folge (Audio file, Länge: 6 s)
Durch Lautfolgen mehr Botschaften
Das Kombinieren vorhandener Laute zu Sätzen mit Bedeutung erhöht die Anzahl von Botschaften, die Große Weißnasenmeerkatzen äußern können, heißt es in der Fachzeitschrift "Nature".

[science.ORF.at/APA/dpa, 18.5.06]
->   Klaus Zuberbühler, School of Psychology
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01.01.2010