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Genexpression wird im Alter variabel  
  Nicht jeder Mensch altert gleich schnell. Deutsche und britische Forscher haben nun entdeckt, dass dies auch auf der Ebene der Gene zutrifft: Sie aktivieren sich im Alter zunehmend unterschiedlich.  
Das berichten Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und von der University of Cambridge, die die Genexpression bei Menschen und Ratten untersucht haben. Ihre Forschungsergebnisse gewähren Einblicke in jene molekulären Kräfte, die altersbezogene Veränderungen regulieren.
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Die Studie "Gene expression becomes heterogenous with age" von Mehmet Somel et. al. ist in "Current Biology" vom 23. Mai 2006 (Bd. 16, S. 359f.) erschienen.
->   Studie
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Menschen altern unterschiedlich
Aus langfristigen Beobachtungen weiß man, dass der Alterungsprozess beim Menschen höchst unterschiedlich verläuft. Bislang gab es jedoch kaum Belege dafür, dass es vergleichbare Unterschiede auch auf der Ebene der Genexpression gibt. Unter dem Begriff "Genexpression" verstehen Forscher jenen Prozess der Aktivierung, der Geninformationen in Zellstrukturen und Signale übersetzt.

Der Mangel solcher Belege stützte im Gegenteil Hypothesen, die von einem "programmierten Alterungsprozess" ausgehen - und sprach gegen die Annahme, dass der Alterungsprozess von biologischen "Zufällen" gesteuert wird.
Genexpression bei Menschen und Ratten
Bei ihrer Untersuchung eines breiten Datensatzes von Menschen und Ratten stellten Mehmet Somel und sein Team fest, dass sich der Grad der Genexpression mit dem Alter immer stärker ändert - sowohl bei Menschen als auch bei Tieren. Die Tendenz zu stärkerer Variabilität beschränkt sich dabei nicht nur auf ein bestimmtes Set von Genen.

Diese Beobachtungen stärken die These, wonach der Alterungsprozess durchaus von zufälligen und chaotischen Ereignissen getragen wird.
Noch Spielraum für Interpretationen
Allerdings sind die beobachteten Varietätssteigerungen überraschend klein. Sie lassen jede Menge Spielraum für weitere Erklärungsansätze zu, die der Beziehung zwischen den altersbedingten Veränderungen des Organismus und den molekularen Mechanismen des Alterns nachgehen.

Eines zeigen die Ergebnisse jedoch schon jetzt: Je mehr molekulare Daten den Forschern zur Verfügung stehen, desto besser werden auch die Chancen der Wissenschaft, die alte Frage nach der Natur des Alterns beantworten zu können.

[science.ORF.at, 23.05.06]
->   Genexpression - Wikipedia
->   Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
->   Institute of Biotechnology, University of Cambridge
 
 
 
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01.01.2010