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Nasenspray-Impfung soll immun gegen Karies machen  
  US-Forscher wollen den Kampf gegen Karies mit einem Nasenspray aufnehmen. Sie haben jene Moleküle identifiziert, die die Nasenschleimhäute zur Produktion von Antikörpern gegen kariesverursachende Bakterien anregen.  
Erste Immunisierungsversuche an Tieren waren bereits erfolgreich; Impfungen am Menschen sollen folgen. Die größte Erfolgsrate versprechen sich die Wissenschaftler bei der Impfung von Kleinkindern im Alter von zwölf Monaten.
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Die Studie "The scientific and public-health imperative for a vaccine against dental caries" von Martin A. Taubman und David A. Nash ist als Online-Vorabveröffentlichung in den "Nature Reviews Immunology" am 26. Mai 2006 erschienen (doi: 10.1038/nri1857).
->   Zum Abstract der Studie
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Eine der am meisten verbreiteten Infektionskrankheiten
Zahnkaries ist eine Infektionskrankheit, die dann auftritt, wenn sich Mikroorganismen am Zahn anlagern und Zucker zu Säure umwandeln, die den Zahnschmelz angreift.

Berichten der WHO zufolge leiden weltweit fünf Milliarden Menschen an Karies. In den Industrieländern sind 60 bis 90 Prozent aller Schulkinder davon betroffen; in den USA erkranken fünf Mal so viele Kinder an Karies wie an Asthma. Besonders Kinder aus ärmeren Schichten leiden nicht nur an chronischen Zahnschmerzen, sondern werden aufgrund ihrer schlechten Zähne häufig auch sozial stigmatisiert.

Da gesunde Zähne eine wesentliche Grundlage für einen gesunden Organismus darstellen, sind hier effiziente Gegenstrategien gefragt. Sie sollen langfristig auch die Gesundheitsbudgets entlasten: In den USA beispielsweise werden jährlich mehr als fünf Prozent des gesamten Gesundheitsbudgets für die Behandlung von Zahnkrankheiten ausgegeben.
Impfung gegen Karies nicht länger Zukunftsmusik
Wissenschaftler arbeiten daher schon seit längerem an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Zahnfäule. Der Immunologe Martin Taubman vom Forsyth-Institut in Boston und sein Kollege David Nash vom College of Dentistry an der University of Kentucky sind diesem Ziel nun entscheidend näher gekommen.

Die beiden Forscher konnten erfolgreich die Produktion von Antikörpern stimulieren, die verhindern, dass sich Bakterien an den Zähnen anlagern.
Kleinkinder als Hauptzielgruppe
Nach Ansicht von Taubman und Nash könnten Kinder am effizientesten vor Karies geschützt werden, wenn man sie bereits im Alter von zwölf Monaten gegen die Krankheit impft. Zu diesem Zeitpunkt ragen ihre Zähne bereits aus dem Zahnfleisch hervor, sind aber noch frei von den gefährlichen Streptokokken.

Das Immunsystem von Kleinkindern ist in diesem Alter bereits weit genug entwickelt, um Antikörper gegen die Anlagerung von Bakterien auszubilden. Denn wenn sich die Streptokokken erst einmal auf den Zähnen angesammelt haben, ist das Faulen der Zähne nicht mehr aufzuhalten.
Impfstoff per Nasenspray injiziert
Die Verabreichung der Anti-Karies-Impfung soll mittels eines Nasensprays erfolgen. Einerseits wird dadurch die Nasenschleimhaut optimal zur Ausbildung von Antikörpern und deren Abgabe in den Speichel angeregt. Andererseits können so auch Kleinkinder leicht und schonend geimpft werden, meinen die Forscher.

[science.ORF.at, 29.6.06]
->   The Forsyth Insitute, Boston
->   College of Dentistry, University of Kentucky
->   Zahnkaries - Wikipedia
->   Mehr zum Thema Zahnkaries im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010