News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
"Werkzeug-Beweis": Nächste Runde im Hobbit-Streit  
  Eine weitere Runde im Ping-Pong-Spiel rund um die "Hobbits" - jene Schädelfunde, die vor zwei Jahren in Indonesien gemacht wurden und die Fachwelt entzweien: Die einen betrachten sie als unbekannte Zwergmenschenart, die anderen simpel als Schrumpfhirn. Vertreter der "Zwergmensch-These" haben nun Steinwerkzeuge aus der Umgebung der Fundstelle untersucht - und ihre Herkunft wenig überraschend dem Homo floresiensis zugeschrieben.  
Die Technik hätten die kleinen Urmenschen aus Indonesien wahrscheinlich von ihren Vorfahren gelernt.

Das ergab ein Vergleich der Hobbit-Werkzeuge mit sehr viel älteren Fundstücken, den Adam Brumm von der Australian National University (Canberra) und seine Mitarbeiter angestellt haben.
...
Die Studie "Early stone technology on Flores and its implications for Homo floresiensis" ist in "Nature" (Bd. 441, S. 624, Ausgabe vom 1.6.06) erschienen.
->   Nature
...
Experten sind uneins
Die neue Untersuchung spricht gegen die von einigen Wissenschaftlern geäußerte Vermutung, die zusammen mit den "Hobbits" gefundenen Werkzeuge seien so komplex, dass sie nur von modernen Menschen hergestellt worden sein können.

In den vergangenen zwei Jahren tobte eine heftige Debatte darüber, ob der Flores-Mensch Vertreter tatsächlich einer bislang unbekannten Spezies angehört oder schlichtweg ein moderner Mensch mit abnorm verkleinertem Schädel ist.

In unregelmäßigen Abständen werden Studien publiziert, die jeweils die eine oder die andere These bestätigen.
->   Mehr dazu: Weiter Streit um Hirn des Flores-Menschen (19.5.06)
Hunderttausende Jahre alte Werkzeugtradition
Adam Brumm und sein Team haben nun mehr als 500 Steinartefakte aus Mata Menge untersucht, einer rund 50 Kilometer vom Fundort der Flores-Menschen entfernt gelegenen Grabungsstätte.

Die entdeckten Steine wurden bereits vor mehr als 800.000 Jahren von den damals dort lebenden Frühmenschen behauen. Eine Analyse ergab nun, dass die Steine auf die gleiche Weise bearbeitet wurden wie die mehr als 700.000 Jahre später hergestellten Werkzeuge, die bei den Flores-Menschen gefunden wurden.
Moderner Mensch erst seit 10.500 Jahre auf Insel?
Die Tradition der Steinbearbeitung wurde also auf der Insel von Generation zu Generation weitergegeben, folgern die Forscher.

Moderne Menschen (Homo sapiens) tauchten laut den Forschern auf Flores erst vor rund 10.500 Jahren auf. Mit ihnen veränderte sich die Herstellungsweise, so dass sie als Produzenten der Flores-Steinwerkzeuge ausscheiden.

[science.ORF.at/APA/dpa, 1.6.06]
->   Australian National University
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Zwergmensch war trotz Minihirn intelligent (3.3.05)
->   Unbekannte Zwergmenschenart in Indonesien entdeckt (28.10.04)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010