News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Allergiebericht: 20 Prozent in Österreich betroffen  
  Ein Expertenteam hat den ersten österreichischen Allergiebericht vorgestellt: Rund 20 Prozent der Menschen leiden an allergischen Reaktionen wie etwa "laufender" Nase, triefenden Augen oder juckender Haut.  
"Allergien im weitesten Sinn sind ungeheuer weit verbreitet. Sie gehören zu den wirklichen Leiden der Menschen", sagte am Donnerstag der Wiener Sozialmediziner Michael Kunze anlässlich der Vorstellung des ersten österreichischen Allergieberichts, der von einem Team um Thomas Dorner (Sozialmedizin) erstellt worden ist.

Wahrscheinlich könnten mehr Patienten ursächlich per Hyposensibilisierung behandelt werden.
20 Prozent oder 1,6 Mio. Menschen
Dorner: "In Österreich leiden rund 20 Prozent der Bevölkerung an Allergien. Hochgerechnet sind das 1,6 Millionen Menschen.

In Wien haben 27,6 Prozent der Männer und 32,3 Prozent der Frauen schon solche Erkrankungen gehabt. 19,6 Prozent der Männer und 22,4 Prozent der Frauen geben an, im vorangegangenen Jahr an Allergien gelitten zu haben."
Rhinitis am häufigsten
Grafik: APA
Die Daten aus der Untersuchung in Wien decken sich mit den Angaben der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (ÖGAM) aus den Gesundenuntersuchungen, wonach 20,8 Prozent der Männer und 23,1 Prozent der Frauen solche Probleme haben.

Am häufigsten ist die allergische Rhinitis (darunter auch der "Heuschnupfen") mit einer Häufigkeit von 16 bis 17 Prozent. Die Häufigkeit von Asthma wird mit um die sieben Prozent angegeben.

Aus den Stellungsuntersuchungen ließ sich in den vergangenen Jahren bzw. Jahrzehnten ein steigender Trend bei den Allergien mit einer Verdopplung- bis Verdreifachung des Anteils der Betroffenen ablesen, in jüngster Vergangenheit dürfte die Entwicklung aber ein Plateau erreicht haben bzw. die Raten sogar zurück gehen.
->   Rhinitis bei Wikipedia
Frühzeitige Diagnose wichtig
Wichtig wäre eine frühzeitige Diagnose und - so sinnvoll - eine ursächliche Therapie. Der Lungenspezialist Wolfgang Pohl: "Wir müssen diesen 'Allergie-Marsch' verhindern. Das erste Symptom ist zumeist die allergische Rhinitis, der Heuschnupfen. Die Patienten akzeptieren diese Erkrankung. In dieser Zeit aber versäumen sie zu bemerken, dass die Allergie voranschreitet. Dabei müsste man alles tun, um das allergische Asthma hinauszuzögern oder gar zu verhindern."

20 bis 40 Prozent der "Heuschnupfen"-Patienten gleiten in die schwerere Erkrankung des Asthmas ab, 80 Prozent der Asthmatiker haben auch eine allergische Rhinitis.
Desensibilisierung: Wäre für 20 Prozent sinnvoll
Die einzige Therapie, die das verhindern könnte, wäre eine Desensibilisierung (Hyposensibilisierung, "Allergie-Impfung"), bei der über Injektionen, Tropfen (weniger wirksam) oder bald per "Gräserpollen-Tablette" dem Körper regelmäßig steigende Dosen des Allergens zugeführt werden.

Dadurch wird das Immunsystem wieder tolerant gegenüber dem Reiz. Die Ausbildung eines allergischen Asthmas lässt sich hemmen.

Waltraud Emminger von einem Fachlabor in Wien: "Nur rund zehn Prozent der dafür in Frage kommenden Allergiker erhält eine solche Immuntherapie. Ein Anteil von 20 Prozent wäre möglich."

Die subkutanen Injektionen erfolgen anfangs wöchentlich, dann alle paar Wochen. Die Therapie dauert allerdings an die drei Jahre. Sie ist vor allem bei Pollen- und speziell bei Insektengift-Allergikern hoch wirksam. Die "Gräserpollen-Tablette" dürfte schneller wirken, es könnte auch eine kürzere Behandlung ausreichen.
Durch Therapie Gesamtkosten sparen
Beate Hartinger, stellvertretende Generaldirektorin des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger: "Die Krankenkassen geben pro Jahr für Asthmatiker rund 75 Mio. Euro aus."

9,1 Millionen Euro waren es im Jahr 2004 für Antihistaminika (Tabletten, Saft), 4,3 Millionen für antiallergische Nasentropfen etc. und rund zehn Millionen Euro für die "Allergie-Impfung".

Sollten die wissenschaftlichen Daten dafür sprechen, werde die Krankenkasse auch die erst in Schweden zugelassenen "Gräserpollen-Tabletten" bezahlen. Man könnte nämlich durch die Hyposensibilisierung durch Verhinderung von Asthma an Gesamtkosten einsparen.

[science.ORF.at/APA, 1.6.06]
->   Alle Beiträge zum Stichwort Allergie im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010