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Asteroid "Itokawa" ist ein kosmischer Geröllhaufen  
  Letzten November landete die japanische Raumsonde "Hayabusa" mit einem spektakulären Manöver auf einem rund 500 Meter großen Asteroiden namens "Itokawa". Nun wurden die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse dieses Rendezvous im Weltall veröffentlicht. Offenbar handelt es sich bei Itokawa nicht wie bei anderen Asteroiden um einen massiven Felsbrocken, sondern um eine Art losen, kosmischen Geröllhaufen.  
Hayabusa versuchte auf dem erdnuss- bis kartoffelförmigen Asteroiden auch Material einzusammeln. Ob die Probennahme erfolgreich war, erfährt man allerdings erst im Jahr 2010. Erst dann nämlich soll die Sonde ihre Fracht über Australien abwerfen.
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Das US-Fachjournal "Science" (Bd. 312) widmet dem Thema diese Woche einen Schwerpunkt: Es erschienen satte sieben Studien (S. 1530-53) sowie ein begleitendes Kommentar (S. 1528-30).
->   Einleitung zum Science-Schwerpunkt
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Poröse Oberfläche ohne Krater
Das Geröll sei sehr locker und porös und werde nur knapp durch die geringe Schwerkraft des kleinen Asteroiden zusammengehalten, schreibt ein Forscherteam um Akira Fujiwara von der japanischen Weltraumagentur JAXA. Wenn ein Objekt mit Itokawa kollidiere, würde es wahrscheinlich wie ein Felsstück in einem Kübel voll Sand landen.

Da sich das lockere Geröll nach einem solchen Aufprall verschiebe, gebe es nur wenige Einschlagkrater auf Itokawa. Auf diese Weise könnte auch die Kopf- und Rumpf-Struktur des zweigeteilten Asteroiden entstanden sein, hieß es. Oder aber die beiden Teile seien einmal getrennte Geröllhaufen gewesen und miteinander verschmolzen.
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Physikalischer Steckbrief
Itokawa gehört zur so genannten S-Klasse der Asteroiden, ist 535 Meter lang und 209 Meter breit, wiegt 3,43 Millionen Tonnen und weist eine Dichte von 1,9 Gramm pro Kubikzentimeter auf. Seine Hauptbestandteile: Olivin, Pyroxen, Eisen, Plagioklas und Sulfide - jene Stoffe, aus denen auch Planeten gemacht werden.
->   Asteroid - Wikipedia
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Rau und samtig
 
Bild: Science

Die Struktur von Asteroiden, Relikte des frühen Sonnensystems, war für Wissenschaftler bisher weitgehend rätselhaft. Die Forscher um Fujiwara berichten nun, dass Itokawas Oberfläche anders als bei zuvor erforschten Asteroiden sowohl raues Terrain wie auch "samtige Seen" aus feineren Kiespartikeln aufweisen - "Sagamihara" und "Muses Sea" im Bild oben. Letzteres ist übrigens ein Wortspiel, da Hayabusa ursprünglich "MUSES-C" genannt wurde.
Orbit von Erde und Mars gekreuzt
 
Bild: JPL/NASA: NEO - Orbit Diagrams

Itokawa dreht sich mehrmals täglich um seine Achse und braucht etwa 1,5 Erdenjahre um die Sonne zu umrunden. Dabei kreuzt er sowohl den Orbit der Erde, als auch jenen des Mars. Dadurch wird er Schwerkrafteinflüssen ausgesetzt, die seiner Umlaufbahn langfristig eine chaotische Charaktersitik verleihen. (Auf dem Bild oben Itokawas Position vom 1. Juni '06, errechnet auf der Website "NEO - Orbit Diagrams").

Erdnahe Asteroiden stellen nicht nur eine potenzielle Gefahr dar, sie könnten dereinst auch als kosmische Fähren für Reisen zwischen den Planeten verwendet werden, schreibt Erik Asphaug von der University of California in Santa Cruz in einem Kommentar.
->   NASA: NEO - Orbit Diagrams
Der Falke nahm eine Probe
Bild: ISAS/JAXA
Die 2003 gestartete Sonde Hayabusa, japanisch für Falke, hatte im Herbst vergangenen Jahres den nach einem japanischen Raketenwissenschaftler benannten Asteroiden umkreist und detailliert fotografiert.

Zudem war sie einem Falken ähnlich in der Region Muses Sea auf den Asteroiden hinabgestoßen und hatte versucht, Bodenproben zu nehmen. Dazu hatte sie eine kleine Metallkugel von rund einem Zentimeter Durchmesser auf die Oberfläche des Asteroiden geschossen. Durch den Aufprall sollte der Boden gelockert und die auffliegenden Teilchen von der Sonde aufgesammelt werden.

Auf dem Bild rechts zu sehen ist ein Foto, das kurz vor der Landung aufgenommen wurde. Man erkennt den Schatten von Hayabusa sowie ein leuchtendes Objekt, das für die Autonavigation der Sonde abgeworfen wurde.
Warten bis 2010
Ob die Probennahme erfolgreich war, wird erst feststehen, wenn die Sonde wie geplant zur Erde zurückkehrt. Nach einer Reihe von Pannen gleitet "Hayabusa" nun mit nur noch wenig Treibstoff zur Erde zurück. Die erwartete Rückkehr hat sich von 2007 auf das Jahr 2010 verschoben. Dann soll der Falke seine Beute über der australischen Wüste abwerfen.

[science.ORF.at/dpa, 2.6.06]
->   Itokawa - Wikipedia
->   Hayabusa - Wikipedia
->   Japan Aerospace Exploration Agency
->   Mehr zu Asteroiden im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010