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Unbekannter Mini-Dino in Deutschland entdeckt  
  Deutsche Forscher haben eine unbekannte Art eines "Zwerg-Dinosauriers" entdeckt: In der Gruppe der Riesensaurier könnte er mit einer Länge von 1,7 bis 6,2 Metern der Kleinste gewesen sein.  
Bild: Dinopark Munchehagen / Nature
Rekonstruktion des Schädels
Der Paläontologe Martin Sander von der Universität Bonn, der die Erkenntnisse über das Tier in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Nature" vorstellt, wurde 2003 von einem Hobbywissenschaftler auf Knochen in einem Steinbruch im Harz aufmerksam gemacht.

Die nach dem Entdecker Holger Luedtke benannte neue Art Europasaurus holgeri lebte vor rund 150 Millionen Jahren auf einer Insel im Gebiet des heutigen Norddeutschland.
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Der Artikel "Bone histology indicates insular dwarfism in a new Late Jurassic sauropod dinosaur" von P. Martin Sander et al. ist in der Fachzeitschrift "Nature" (Bd. 441, S. 739, 8. Juni 2006) erschienen.
->   Abstract
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Knochenstruktur: Nicht Jungtier, sondern ausgewachsen
 
Bild: Martin Sander, University of Bonn / Nature

Die Knochenstruktur des Fossils unter dem Mikroskop: Die Wachstumsmarken ähneln den Jahresringen bei Bäumen

Zunächst dachten die Fachleute, es mit Überresten junger Dinosaurier zu tun zu haben. Doch eine Analyse der Knochenstruktur zeigte, dass es sich um ausgewachsene Tiere handelte.

An den fossilen Dino-Knochen aus dem Steinbruch am nördlichen Harzrand hatten die Wissenschaftler so genannte Wachstumsmarken entdeckt, ähnlich den Jahresringen bei Bäumen.

Bei jungen Tieren, die noch schnell wachsen, liegen diese Marken nach Auskunft der Forscher weit auseinander. Hat der Saurier seine Maximalgröße erreicht, rücken die Marken eng aneinander.

"Und genau diese dicht gedrängten Marken haben wir knapp unter der Oberfläche der fossilen Knochen entdeckt", sagte Sander.
Ein Zwerg unter Riesen
 
Bild: Octavio Mateus, Museu da Lourinha / Nature

Eine grafische Darstellung eines ausgewachsenen und jungen Tieres im Vergleich zur Größe eines Menschen. Die weißen Stellen zeigen, welche Teile des Skeletts von Europasaurus bekannt sind

Das Tier wird der Familie der pflanzenfressenden Sauropoden zugeordnet. Die Pflanzenfresser wurden kaum länger und schwerer als ein Auto, berichtete Sander am Mittwoch im Dinosaurierpark Münchehagen: "Bei sechs Metern Länge und einer Tonne Körpermasse war Schluss."

Der Europasaurus holgeri sei somit der kleinste Vertreter unter den so genannten Riesendinosauriern, der je gefunden worden ist. Zum Vergleich: Die nächsten Verwandten, die Brachiosaurier, wurden bis zu 45 Meter lang und brachten 80 Tonnen auf die Waage.

Die Wissenschaftler hatten vor acht Jahren die Überreste von mindestens elf Tieren verschiedenen Alters gefunden.
"Insel-Dinosaurier-Gattung"
Die 150 Millionen Jahre alten Dinosaurierfossilien gehören nach Auskunft des Paläontologen zu einer neuen und weltweit einzigartigen "Insel-Dinosaurier-Gattung".

Damals lagen weite Teile Deutschlands unter Wasser, wie die Bonner Universität schilderte. Nur wenige Inseln erhoben sich über den Meeresspiegel.

Während das Wasser stieg, wurde die Nahrung für Dinosaurier als Landtiere knapp. Kleine Tiere, die weniger Nahrung brauchten, hatten somit auch bessere Überlebenschancen. Die Wissenschaftler nehmen an, dass durch diesen Evolutionsdruck die Mini-Dinosaurier entstanden sind.

[science.ORF.at/APA/AP/dpa, 8.6.06]
->   Martin Sander, Institut für Paläontologie, Universität Bonn
->   Alle Beiträge zum Stichwort Dino im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010