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Erstmals Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs  
  Junge Frauen können sich bald durch eine Impfung vor Gebärmutterhalskrebs schützen. Nachdem der Impfstoff in der vergangenen Woche in den USA zugelassen wurde, soll Europa in etwa einem halben Jahr folgen. An der Entwicklung des Vakzins waren auch österreichische Forscher beteiligt.  
Reinhard Kirnbauer von der Medizinischen Universität Wien hat im Rahmen eines Schrödinger Stipendiums am National Institute of Health Grundlagenforschung für den neuen Impfstoff betrieben, berichtet der Fonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung (FWF) in einer aktuellen Aussendung.
Gebärmutterhalskrebs zweithäufigstes Karzinom bei Frauen
Gebärmutterhalskrebs ist nach Brustkrebs das am häufigsten auftretende Karzinom bei Frauen. Auslöser für diese Krebserkrankung sind meist Humane Papilloma-Viren (HPV), die sexuell übertragen werden und zur Ausbildung potenziell gefährlicher Warzen im Genitalbereich führen können. Sie sind nach bisheriger Erkenntnis für zumindest 70 Prozent der Krebserkrankungen am Gebärmutterhals verantwortlich.

HPV-Infektionen gehören zu den häufigsten sexuell übertragenen Infektionen des Genitaltrakts überhaupt: Mehr als 50 Prozent der sexuell aktiven Männer und Frauen werden im Laufe ihres Lebens mit genitalen HPV-Viren infiziert
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Österreich: 530 Neuerkrankungen jährlich
Trotz der der gynäkologischen Krebsvorsorge gibt es auch in Österreich jährlich 530 Neuerkrankungen; im Jahr 2000 starben 138 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Weltweit sind jährlich 470.000 Neuerkrankungen und 233.000 Todesfälle zu verzeichnen. Vorstufen und Frühformen des Krebses werden überwiegend bei 20- bis 40-Jährigen festgestellt
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Impfstoff für Frauen zwischen 9 und 26 bestimmt
Der neue Impfstoff Gardasil des US-Pharmaunternehmens Merck & Co soll nach der offiziellen Zulassung durch die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA vergangenen Donnerstag in wenigen Wochen im Handel sein. Er ist für Mädchen und Frauen zwischen 9 und 26 Jahren bestimmt. Ein zweites Vakzin gegen dieselben Krebs auslösenden Viren, Cervarix von GlaxoSmithKline, wird Ende 2006 erwartet. Für beide Impfstoffe ist auch die EU-Zulassung beantragt.

Die vorbeugende Behandlung mit Gardasil besteht aus drei Injektionen, die über sechs Monaten verabreicht werden, und kostet etwa 360 Dollar (284 Euro). Der Impfstoff, der vier entscheidende Typen von HPV fast 100-prozentig abwehrt, wurde bei sechsmonatigen klinischen Tests an 21.000 Frauen weltweit erprobt. Die Nebenwirkungen beschränken sich auf vorwiegend milde schmerzhafte Reaktionen an der Injektionsstelle.
Auch Männer sollten sich impfen lassen
Auch Männer können sich mit Papillomviren infizieren und diese auf ihre Partnerinnen übertragen. Das heißt, dass auch das Impfen von Männern der Verbreitung der Erreger Einhalt gebieten könnte.

Allerdings wird es nach Meinung von Gesundheitsexperten schwer sein, junge Männer davon zu überzeugen, sich gegen Gebärmutterhalskrebs impfen zu lassen.

Die Forschungsgruppe um Reinhard Kirnbauer arbeitet nun an einem verbesserten Anti-HPV-Impfstoff, welcher einen noch breiteren Schutz gegen weitere hoch-riskante HPV-Typen bieten soll. Das Projekt wird vom FWF gefördert.

[science.ORF.at/dpa, 12.06.06]
->   Humanes Papilloma-Virus (HPV) - Wikipedia
->   Kurzbeschreibung des Projekts "Breit-Spektrum humane Papillomvirus (HPV) Vakzine" - FWF
->   Klinik für Dermatologie, Medizinische Universität Wien
 
 
 
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01.01.2010