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Neue Magnetresonanz-Technologie ohne Strahlung  
  Linzer Forscher haben eine Magnetresonanz-Technik entwickelt, die ohne Strahlung auskommt. Sie könnte im Vergleich mit der heute üblichen Magnetresonanz-Tomografie (MRT) schonender Körperbilder liefern.  
Auch wenn diese im medizinischen Alltag ohne Radioaktivität auskommt, wird der menschliche Körper doch mit einer hohen Dosis so genannter Radiofrequenz-Strahlung belastet.

Von der neuen Technologie berichten Wissenschaftler des Instituts für Organische Chemie der Uni Linz um Norbert Müller.
Bisher Grenzwerte für Strahlenbelastung
Inwieweit MRT der Gesundheit schadet, ist umstritten. Sicher ist, dass es bei sehr hohen Dosen an Radiofrequenz-Strahlung zu einer Erwärmung des Gewebes kommt.

"Es gibt daher auch Grenzwerte, die nicht überschritten werden dürfen und diese sind für Weiterentwicklung und Forschung hinderlich", erklärte Müller.
Wie MRT funktioniert
Bei der herkömmlichen MRT wird die Radiofrequenz-Strahlung gebraucht, um Wasserstoff-Kerne, etwa in einem Gewebe, gleichsam zum Schwingen zu bringen. Gleichzeitig wird ein starkes Magnetfeld aufgebaut.

Wenn die Kerne anschließend wieder in ihren Ausgangszustand zurückfallen, senden sie selbst Strahlung in Form von Radiowellen aus. Diese Strahlung wird über Sensoren abgerastert und aufgefangen und daraus beispielsweise das Bild aus dem Inneren des Körpers kreiert.
"Rauschen" muss entschlüsselt werden
Die Linzer Forscher haben nun herausgefunden, dass die Wasserstoff-Kerne aber auch ohne Radiofrequenz-Strahlung von außen Signale abgeben. Nur ist das Ganze eher ein Rauschen, vergleichbar mit dem Bild auf einem Fernsehapparat ohne Antenne.

Nach Auffangen der Signale kann dann über ein mathematisches Verfahren dennoch die Dichte der Wasserstoff-Kerne ermittelt und daraus ein Bild - ähnlich dem eines MRT - gezeichnet werden.
Schonender, aber langsamer
Verschiedene Gewebearten haben unterschiedliche Gehalte an Wasser und somit auch unterschiedliche Mengen an Wasserstoff-Kernen. Die Wissenschaftler hoffen daher, mit ihrem Verfahren Einblicke in Gewebe und Organe zu erhalten.

Ob es sich jemals auch für medizinische Zwecke eignen wird, ist derzeit noch nicht absehbar. Noch laufen grundlegende Experimente. Was in einem kommerziellen MRT derzeit rund eine Minute Zeit in Anspruch nimmt, dauert im strahlungsfreien MR-Verfahren derzeit rund eine halbe Stunde.
Ein Fall für Ötzi?
Müller glaubt eher, dass das Verfahren vorerst etwa in der Mikroskopie eingesetzt wird. Da bei der Untersuchung absolut keine Wärme frei wird, könnte es sich aber auch eignen, um etwa das Innenleben der Gletschermumie Ötzi aufzuklären. Aus Gründen der Konservierung ist für Ötzi jede Art von Erwärmung schädlich.

[science.ORF.at/APA, 13.6.06]
->   Institut für Organische Chemie, Uni Linz
->   MRT (Wikipedia)
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Medizin-Nobelpreis 2003 für "Magnetresonanz-Abbildung" (6.10.03)
 
 
 
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01.01.2010