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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Klimastudie: "Hockey Stick" bestätigt  
  Ein Bericht der US-National Academy of Sciences hat ergeben, dass die Erde in den vergangenen 400 Jahren noch nie so heiß war wie heute. Damit wurde eine viel diskutierte Klimastudie aus den 1990er Jahren bestätigt, die das Bild des mittlerweile berühmten "Hockey Sticks" prägte: Demzufolge gleicht der Temperaturverlauf der letzten 1.000 Jahre einem Hockeyschläger - mit einem kurzen, dafür rasanten Temperaturanstieg seit 1900.  
Laut der aktuellen Untersuchung, die am Donnerstag in Washington veröffentlicht wurde, stieg die Temperatur allein innerhalb des 20. Jahrhunderts um mindestens 0,6 Grad Celsius an.
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Der 155-seitige Bericht "Surface Temperature Reconstructions for the Last 2.000 Years" wird vom United States National Research Council, einem Beratungsorgan der Regierung und des Kongresses, veröffentlicht.
->   Prepublication Online
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Gletscher, Korallen und Bäume als Archive
Der Klimaforscher Michael Mann von der Pennsylvania State University und sein Team rekonstruierten in den 1990er Jahren an Hand so genannter Proxydaten (u. a. Baumringe, Korallen, Gletscherdaten) die Oberflächentemperaturen der letzten Jahrhunderte. Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass die durchschnittlichen Temperaturen auf der Nordhalbkugel in den 1990er Jahren höher waren als seit dem Jahr 1400 - insbesondere ausgelöst durch die hohen Werte an Treibhausgasen, die mit der Industrialisierung seit dem 19. Jahrhundert anstiegen.

Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse damals zunächst 1998 in der Fachzeitschrift "Nature" (Bd. 392, S. 779) und 1999 in den "Geophysical Research Letters" (Bd. 26, S. 759).
Der "Hockey Stick"
 
Bild: IPCC

Auf ihre Ergebnisse geht auch der viel diskutierte "Hockey Stick" zurück - ein Diagramm, dessen "Klimalinie" bis 1900 relativ geradlinig, danach steil nach oben verläuft. Letzterer Abschnitt stellt dabei die nach oben steigende Spitze des Hockeyschlägers dar.

Bild oben: Direkte Temperaturmessungen sind rot, Proxydaten blau eingezeichnet. Die grauen Felder geben den Grad der Unsicherheit der eingezeichneten Werte an.
Heiße Diskussionen um den Hockeyschläger
Im Jahr 2001 bezog sich das "Intergovernmental Panel on Climate Change" in einem Bericht auf die Daten der Klimaforscher um Mann.

Tenor des Berichts: Der Klimawandel würde hauptsächlich durch menschliche Aktivitäten ausgelöst und es sei eine umfassende Reduktion der Treibhausgasemissionen gefordert.

Die Ergebnisse von Klimaforscher Mann und seinem Team wurden allerdings in der Folge viel diskutiert. Kritiker warfen den Studienautoren u. a. Schwachstellen beim methodischen Vorgehen und mangelhafte Akkuratesse bei den Daten vor.

Auf Grund der anhaltenden Kontroverse beauftragte der US-Kongress den National Research Council, Klimastudien der letzten Jahre zu prüfen.
Studie: 1990er Jahre das wärmste Jahrzehnt
Der aktuellen Studie zufolge waren die 1990er Jahre das wärmste Jahrzehnt und 1998 das wärmste messbare Jahr in der Geschichte.

Als Hauptursache für die globale Erwärmung machen die Wissenschaftler "menschliche Aktivitäten" seit der industriellen Revolution verantwortlich.

Klimaforscher könnten durch die Untersuchung von Korallen, Baumringen, Gletschern und Ablagerungen im Ozean Schwankungen in der Erdtemperatur zurückverfolgen, heißt es in der Studie.
Warm - kleine Eiszeit - immer wärmer
Die Wissenschaftler des National Research Council teilten mit, dass es ihrer Untersuchung zufolge um das Jahr 1000 in der nördlichen Hemisphäre relativ warme Klimabedingungen gegeben hat, während zwischen 1500 und 1850 eine "kleine Eiszeit" herrschte.

Aber in den vergangenen 2.000 Jahren sei es zu keinem Zeitpunkt wärmer gewesen als Ende des 20. Jahrhunderts.

Damit sehen sich die Studienautoren um Michael Mann bestätigt, wie sie gegenüber der US-Zeitung "Baltimore Sun" mitteilten. Doch die aktuelle Studie nimmt den Kritikern noch nicht allen Wind aus den Segeln, wie die Zeitung "The Boston Globe" berichtet. Diese bestätige zwar, dass der Trend in den letzten 400 Jahren nachzuvollziehen sei, allerdings gebe es für die Zeit davor noch größere - nicht geklärte - Unsicherheiten.

[science.ORF.at/APA/dpa, 23.6.06]
->   Temperature record of the past 1000 years - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010