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Bereits 800 potenziell gefährliche Asteroiden entdeckt  
  Die Zahl der von der US-Weltraumbehörde NASA aufgelisteten erdnahen, potenziell gefährlichen Asteroiden erreichte dieser Tage erstmals die 800er-Marke. Diese Himmelskörper kreuzen die Erdbahn und könnten dabei mit der Erde zusammenstoßen.  
Die NASA begann 1998 ihre Bemühungen zur systematischen Entdeckung und Katalogisierung von erdnahen Himmelsobjekten wie etwa Asteroiden und Kometen. Ziel ist es, bis Ende 2008 mehr als 90 Prozent der Objekte mit mehr als einem Kilometer Durchmesser zu erfassen - bisher liegt die Erfolgsquote bei 80 Prozent.

Der Einschlag eines derartig großen Himmelskörpers auf der Erde würde verheerende globale Verwüstungen nach sich ziehen. Eine Gruppe dieser Objekte bilden die erdnahen potenziell gefährlichen Asteroiden oder "Potentially Hazardous Asteroids" - kurz PHAs, die im Rahmen des "Near Earth Object Program" der NASA im Auge behalten werden.
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Die Klasse der PHAs
"Potentially Hazardous Asteroids" (PHAs) sind Asteroiden, die die Erde in einer Distanz von weniger als 7.480.000 Kilometer (Entfernung zur Sonne: 150.000.000 Kilometer) passieren und einen Durchmesser von mindestens 150 Meter aufweisen. Bei ihnen besteht zumindest eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass sie mit der Erde kollidieren könnten. Durch ihre Größe würden gewaltige Verwüstungen entstehen.
->   Aktuelle Liste der potentiell gefährlichen Asteroiden
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Programme zur Himmelsüberwachung
 
Bild: NASA

Meteoriten-Krater in Arizona nahe Flagstaff (Barringer-Krater): Einschlag vor 20-50.000 Jahren, Durchmesser 1,5 Kilometer und 170 Meter tief

Bei der Suche nach für die Erde gefährlichen Asteroiden arbeiten derzeit weltweit sieben Institutionen zusammen. Dazu zählen u. a. die Lincoln Near-Earth Asteroid Research (LINEAR) in den USA, die Japanese Spaceguard Association (JSGA) in Japan und die Asiago DLR Asteroid Survey (ADAS) in Italien und Deutschland.

Als ein weiteres Instrument für die Asteroidensuche soll 2007 in Hawaii eines von später vier Teleskopen, das Panoramic Survey Telescope & Rapid Response System (Pan-STARRS), in Betrieb gehen.

Dafür bauen Techniker derzeit die größten elektronischen Kameras der Welt und entwickeln spezielle Computertechnik, um die riesigen Datenmengen zu verarbeiten. Es soll die Erfassung von Objekten bis zu 140 Meter Durchmesser ermöglichen.
Risikoabschätzung
Die Einschlaghäufigkeit von Asteroiden kann nur statistisch berechnet werden. Ein globales Ereignis, wie es vor 65 Millionen Jahren die Dinosaurier auslöschte, droht etwa alle 15 bis 60 Millionen Jahre. Ein Asteroid mit 50 Meter Durchmesser kann die Erde aber alle 100 bis 400 Jahre treffen.

Die Risikoabschätzung erfolgte derzeit über zwei Skalen: die einfachere Torino-Skala und die komplexere Palermo-Skala.

Die Torino-Skala reicht von Null bis Zehn. Dabei bedeutet Null ein Objekt mit einer vernachlässigbar kleinen Einschlagswahrscheinlichkeit auf der Erde - oder das Objekt ist zu klein, um als Ganzes durch die Erdatmosphäre zu kommen. Eine Zehn bedeutet eine sichere Kollision mit globaler Zerstörung.
->   Torinio-Skala
->   Palermo-Skala
Nachdenken über Abwehrsysteme
 
Bild: NASA

Künstlerische Darstellung eines Meteoriten-Einschlags

Experten - und nicht nur Filmemacher - dachten bereits darüber nach, wie mögliche Abwehrsysteme gegen die erdbedrohlichen Asteroiden aussehen könnten. Dazu ist es nötig zu wissen, wie ein Objekt beschaffen ist: Ist es porös, ist es eher Staub oder hat es eine glatte, harte Oberfläche?

Erst danach kann man überlegen, wie man dem Asteroiden beikommt. Eine Sprengung wäre ein Mittel, wenn die Vorwarnzeit sehr kurz ist. Zerbricht der Asteroid daraufhin, und seine Teile behalten die ursprüngliche Bahn bei, wäre das Problem allerdings nicht gelöst.

Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, die Bahn des Asteroiden durch eine solargetriebene Rakete zu verändern. Dies würde wiederum Jahrzehnte dauern und eine entsprechend lange Vorwarnzeit voraussetzen.
->   ESA-Mission zu Asteroiden-Abwehr
Erdnahe Vorbeiflüge - Apophis
Erdnahe Vorbeiflüge von Asteroiden kommen immer wieder vor. Große Aufregung bestand nach der Entdeckung des Asteroiden Apophis im Juni 2004.

Das Objekt erhielt vorübergehend die Risikostufe Vier auf der Torino-Skala. Dies ist die höchste bisher erreichte Marke.

Mittlerweile wurde der Asteroid aber aufgrund neuer Bahnberechnungen auf Stufe Eins rückgesetzt. Apophis zählt damit aber noch immer zu den gefährlichsten bekannten Asteroiden, wie beispielsweise auch die Fachzeitschrift "New Scientist" berichtete (1.3.06).

Apophis wird die Erde am 13. April 2029 passieren - in einer Entfernung, die nur dem etwa dreifachen Erddurchmesser entspricht. Solch ein Ereignis kommt laut Angaben der Universität in Michigan nur alle 1.300 Jahre vor.

Manfred W.K. Fischer, 28.07.06
->   Asteroid and Comet Impact Hazards (NASA)
->   "Near Earth Object Program" mit Anzahl der PHAs
->   Apophis bei Wikipedia
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Asteroid an Erde vorbeigerast (03.07.2006)
->   Asteroid "Itokawa" ist ein kosmischer Geröllhaufen (02.06.2006)
->   NASA will weiter Asteroiden erforschen (29.03.2006)
 
 
 
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01.01.2010