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Drei neue Planeten für unser Sonnensystem  
  Das Sonnensystem bekommt voraussichtlich drei neue Planeten. Ihre Namen: Ceres, Charon und "2003 UB313" (inoffiziell Xena genannt). Das ist die Konsequenz der ersten wissenschaftlichen Definition des Begriffs "Planet" - die Zahl der Planeten in unserem System erhöht sich daher von neun auf mindestens zwölf, berichtet die Internationale Astronomische Union (IAU) anlässlich ihrer Vollversammlung in Prag.  
Die IAU-Vollversammlung, die noch bis Freitag nächster Woche tagt, muss den Beschluss allerdings noch annehmen. Lexika und Lehrbücher müssten dann umgeschrieben werden.
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Die Aussendung "The IAU draft definition of 'planet' and 'plutons'" erschien auf der Website der IAU. Dort gibt es auch einen ausführlichen "Question and Answer Sheet" der eventuelle Unklarheiten über unser neu formiertes Sonnensystem beseitigen sollte.
->   Zur Aussendung
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Ceres, Charon und Xena
 
Bild: IAU

Die möglichen zusätzlichen Planeten sind keine neu entdeckten Himmelskörper, sondern die bekannten Objekte Ceres, Charon und der noch namenlose 2003 UB313, der von seinen Entdeckern den inoffiziellen Namen Xena - nach einer TV-Amazone - erhalten hatte (Bild oben). Darüber hinaus könnten zahlreiche weitere Kandidaten nach der neuen Definition möglicherweise zu Planeten erklärt werden.
Neue Definition notwendig
Die bisherige Bestimmung von Planeten ("große runde Himmelskörper") erwies sich als zu ungenau, besonders im Hinblick auf mögliche Grenzfälle. So konnte die Definition etwa nicht klären, ab wann Asteroiden bereits als Planeten angesehen werden dürfen. Ebenso bereitete es Schwierigkeiten, Planeten von braunen Zwergen und Sternen abzugrenzen.

Der zweite Grund für die Erarbeitung einer neuen Definition war die steigende Zahl von Entdeckungen kleinerer Himmelskörper im äußeren Sonnensystem, die durch die modernen Beobachtungstechniken ermöglicht wurde.
"Ein Planet ist ein Himmelskörper, der ..."
Daher hat eine Arbeitsgruppe der IAU in den vergangenen beiden Jahren die erste Bestimmung von Planeten nach rein wissenschaftlichen Kriterien erarbeitet. Ein Planet ist demnach ein Himmelskörper, "der (a) genügend Masse und damit Gravitationskräfte aufweist, sodass sich der Körper in hydrostatischem Gleichgewicht befindet, also eine annähernd runde Form annimmt. Und der (b) einen Stern umkreist, wobei der Planet weder ein Stern noch ein Satellit eines anderen Planeten sein darf."

Richard Blinzel, der dem Komitee zur Erarbeitung einer befriedigenden Definition angehört: "Unser Ziel war, eine wissenschaftliche Basis für eine neue Definition von Planeten zu finden. Wir wählten die Gravitation als den bestimmenden Faktor. Damit entscheidet die Natur, ob ein Objekt ein Planet ist - oder nicht."

Physikalisch gesehen liegt die untere Grenze für den Planetenstatus bei einer Masse von rund 5 mal 1020 kg bzw. bei einem Durchmesser von etwa 800 km.
Plutons als Subkategorie
Zudem bestimmte die IAU auch eine Unterkategorie von Planeten, die so genannten "Plutons". Ein Pluton unterscheidet sich demzufolge von klassischen Planeten insofern, als seine komplette Wanderung um die Sonne mehr als 200 Jahre benötigt - d.h., der Orbit von Plutons liegt außerhalb der Umlaufbahn des Neptun.

Plutons weisen im Vergleich zu klassischen Planeten zudem eine starke Bahnneigung (technisch gesprochen: "große orbitale Inklination") auf. Außerdem unterschiedet sich ihr Orbit sehr stark von der Kreisform ("große orbitale Exzentrizität"). Diese Eigenschaften sind laut IAU insofern wichtig, weil sie auf eine andere Entstehungsgeschichte als bei den klassischen Planeten hinweisen.
Planeten und Kandidaten
 
Bild: IAU

Die Liste der Planeten unseres Sonnesystems lautet mit heutigen Stand: Merkur, Venus, Erde, Mars, Ceres, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto, Charon und 2003 UB313 (offizieller Name noch nicht bestimmt).

Auf der Planeten-Kandidatenliste stehen laut IAU folgende Objekte: 2003 EL61, 2005 FY9, Sedna, Orcus, Quaoar, Varuna, 2002 TX300, Ixion, 2002 AW197, Vesta, Pallas und Hygiea.

[science.ORF.at/dpa, 16.8.06]
->   Planet - Wikipedia
->   The International Astronomical Union
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01.01.2010