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Pluto wurde Planetenstatus aberkannt  
  Drei Schritte nach vorne - und vier zurück, hat das Motto auf der Tagung der Internationalen Astronomischen Union (IAU) in Prag gelautet: Nachdem die IAU Mitte August angekündigt hatte, dass unser Sonnensystem auf Grund einer neuen Planetendefinition drei zusätzliche Planeten aufweisen werde, ist es nun sogar einer weniger. Der 1930 entdeckte Himmelskörper Pluto gilt ab sofort nicht mehr als Planet.  
Damit bleiben künftig acht klassische Planeten (Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun).
Streit seit über siebzig Jahren
Der Streit um den 1930 von Clyde Tombaugh (1906-1997) entdeckten Pluto geht bereits über Jahrzehnte. Ursprünglich auf Erdgröße geschätzt, wurde sein Durchmesser laufend nach unten revidiert. Nach jüngsten Bestimmungen sind es rund 2.300 Kilometer.

Zum Vergleich: Die Erde hat einen Äquator-Durchmesser von rund 12.750 Kilometern, der Erdenmond immerhin noch von rund 3.480 Kilometern.
Klein und falsch geneigt
Abgesehen von der geringen Größe ist ein Hauptargument der Experten, welche Pluto nicht als echten Planeten sehen, die Bahnneigung. Die Bahnebene ist gegenüber der Erdbahn nämlich um ganze 17 Grad geneigt.

Bei den restlichen acht Planeten differieren die Bahnneigungen lediglich um einige wenige Grad. Astronomen meinen daher, dass nur die Planeten von Merkur bis Neptun gemeinsam entstanden sind und dass Pluto und weitere Himmelskörper jenseits der Neptun-Bahn gleichsam später eingefangen wurden.
Xena brachte Diskussion wieder in Schwung
So richtig aufgeflammt ist die Diskussion über Pluto durch die Entdeckung des Objekts UB313 im Vorjahr. Xena, wie das Objekt mittlerweile genannt wird, ist mit rund 3.000 Kilometer Durchmesser sogar größer als Pluto, aber drei Mal so weit von der Sonne entfernt.
Neue Klasse von "Planetinos"
Nun wird es nach der Entscheidung neben den acht Planeten so genannte Zwergplaneten geben, die laut einem Antrag eines US-Wissenschaftlers Planetinos genannt werden könnten. Zu ihnen würde Pluto gehören, aber auch sein größter Mond Charon, der Asteroid Ceres sowie UB313.
Keine "Plutons"
Eine ursprünglich diskutierte Idee, eine eigene Planetenklasse namens Plutons für sehr ferne Sonnenbegleiter einzuführen, wurde bei der Sitzung wieder verworfen. Planeten unseres Sonnensystems sind nun definiert als Objekte, die die Sonne umkreisen, genug Masse haben, dass ihre eigene Schwerkraft sie zu annähernd kugelförmiger Gestalt zusammenpresst, und ihre kosmische Nachbarschaft von anderen Objekten freigeräumt haben.

Letzteres trifft auf Pluto nicht zu, der sich im so genannten Kuiper-Gürtel mit zahlreichen anderen Himmelskörpern bewegt. Pluto soll daher künftig ein Zwergplanet sein. Zwergplaneten sind nach Auffassung der IAU trotz des Namens keine Planeten. Eine Resolution, die acht Planeten als "klassische Planeten" zu bezeichnen, wurde abgelehnt.
Kritische Reaktionen
Dass die ursprünglich an klaren Kriterien orientierte Planetendefinition abgelehnt wurde, freut nicht alle Astronomen. Viele sprechen von einem "konfusen Kompromiss". Wobei vor allem die Regelung, dass Zwergplaneten wie Pluto nun keine Planeten mehr sein sollen, für nicht ganz glücklich befunden wird. Auf Widerstand stößt indes auch die Formulierung in der Planetendefinition: "Objekte, die ... ihre kosmische Nachbarschaft von anderen Objekten freigeräumt haben".

Der US-Astronom Karl Glazebrook von der Johns Hopkins University meinte in einer ersten Reaktion: "Was bedeutet genau 'freigeräumte Umlaufbahn'? Wie verhält es sich mit den Überlappungen, die mit der Umlaufbahn des Neptun bestehen? Offensichtlich hat Neptun seine kosmische Nachbarschaft nicht freigeräumt."

"Sie hätten ein eindeutigeres Kriterium wie etwa die Größe heranziehen sollen. Für mich ist das ein fauler Kompromiss, der nur Probleme verursachen wird. Die Frage wird in Zukunft wohl noch einmal diskutiert werden müssen", so Glazebrook.

[science.ORF.at/APA/AP, 24.8.06]
->   Internationale Astronomische Union
->   Pluto (Nine Planets)
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01.01.2010