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"SMART-1"-Mission planmäßig beendet  
  Europas erste Mondmission ist am Sonntagmorgen
zu Ende gegangen. Die Raumsonde "SMART-1" zerschellte planmäßig um 07.42 Uhr MESZ auf der Oberfläche des Mondes, wie die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) mitteilte.
 
Am Sonntag ließ die ESA die Sonde "SMART-1" über dem Erdtrabanten abstürzen.16 Monate lang hatte das unbemannte Raumfahrzeug den Mond umkreist und komplett neu fotografiert. Die Mission diente der ESA vor allem zum Testen neuer Raumfahrttechnologie.
Absturz am Sonntag
Sonntag früh verstummte das Funksignal von "SMART-1" für immer. Die 366 Kilogramm schwere Raumsonde schlug um 7.42 Uhr auf der Südhalbkugel des Mondes ein.

Großteleskope verfolgten den Crash auf den Mond, bei dem die kühlschrankgroße Sonde einen kleinen Krater hinterließ.

"Es ist ein Abschied mit Stil", beurteilte Detlef Koschny, "SMART-1"-Experte bei der ESA im niederländischen Noordwijk, den geplanten Aufprall noch einige Tage zuvor.
Mondforschung rund 18 Monate lang
 
Bild: ESA

"SMART-1": Erste Mission der "Small Missions for Advanced Research in Technology" der ESA

Knapp eineinhalb Jahre lang hat sich die Raumsonde der Mondforschung gewidmet. Sensationell Neues wurde während der rund 120 Millionen Euro teuren Mission nicht gefunden, wie die ESA offen zugibt.

"Wissenschaftlich ist kein großer Durchbruch gelungen", betonte auch Koschny. Im Vordergrund stand bei der Mondmission der Einsatz einer Vielzahl neuer Geräte, die in den nächsten Jahrzehnten Raumschiffe besser und effizienter machen sollen.
Sonde lieferte Bilder und testete Instrumente
So konnte die ESA nach eigenen Angaben erfolgreich OBAN (On-Board Autonomous Navigation) testen, ein autonomes Navigationssystem, das es einem unbemannten Raumschiff erlaubt, selbstständig den Weg durchs All zu finden.

Bilder vom Mond in bisher unerreichter Qualität lieferte die digitale Miniaturkamera AMIE (Asteroid-Moon Micro-Imager Experiment), mit deren Hilfe der Erdtrabant komplett neu kartografiert werden konnte.
Kommunikation auf Laserbasis erfolgreich
Auf Anhieb geklappt hat nach Koschnys Worten auch der Einsatz eines neuen Kommunikationssystems auf Laserbasis. Dabei wurde zwischen der Sonde und einer Bodenstation auf Teneriffa einer Verbindung aus Laserlicht etabliert, die es erlaubte, deutlich höhere Datenmengen auszutauschen als bei konventionellem Funkverkehr, wie der Wissenschaftler erklärt: "Das ist wie das Umsteigen von ISDN auf DSL."
"Fünf-Liter-Auto" der Raumschiffe
Auch einen Weltrekord im Spritsparen dürfte "SMART-1" aufgestellt haben. Insgesamt ein Jahr lang kurvte die im September 2003 gestartete Sonde durch das Weltall, bevor sie in eine Umlaufbahn um den Mond einschwenkte.

Für diese 100 Millionen Kilometer lange Reise brauchte die Sonde nicht mehr als 60 Liter Treibstoff. "SMART-1 ist das Fünf-Liter-Auto unter den Raumschiffen", erklärte Koschny.
Mit Ionentriebwerk unterwegs
Erstmals erprobte die ESA bei "SMART-1" ein so genanntes Ionentriebwerk. Der Raketenmotor arbeitete mit dem Edelgas Xenon, dessen Atome elektrisch geladen und auf etwa 16.000 Stundenkilometer beschleunigt wurden.

Ionentriebwerke gelten als Schlüsseltechnologie für künftige interplanetare Raummissionen. Zwar ist ihr Schub gering, doch im Gegensatz zu Feststoff- oder Flüssigraketen, die nach wenigen Minuten abgebrannt sind, können Ionentriebwerke jahrelang arbeiten und dabei das Raumschiff mehr und mehr beschleunigen.
->   Ionenantrieb: Treibstoff für die Reise zum Mars? (2.2.05)
Länger unterwegs als ursprünglich geplant
Ursprünglich sollte die Mission bereits im Sommer 2005 zu Ende gehen. Doch weil die Raumsonde zu vorzüglich funktionierte, bewilligte die Europäische Raumfahrtagentur einen Budgetnachschlag von rund zehn Millionen Euro und ermöglichte so eine Verlängerung um ein Jahr.

Traurig über das nun endgültige Missionsende seien die "SMART-1" betreuenden Wissenschaftler aber nicht, erklärte Koschny: "Irgendwann ist Schluss bei allen Missionen."

Guido Rijkhoek, AP/APA, 3.9.06
->   "SMART-1" bei der ESA
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   ESA-Mond-Sonde "Smart-1" lieferte erste Bilder (28.1.05)
->   "SMART-1": Erfolgreicher Eintritt in Mond-Umlaufbahn (16.11.04)
->   "SMART-1" erreicht Mond-Umlaufbahn (15.11.04)
 
 
 
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01.01.2010