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"Gesicht auf dem Mars" neu fotografiert  
  Vor 30 Jahren hat eine Aufnahme der Cydonia-Region auf dem Mars für Aufregung gesorgt, weil viele darauf ein gigantisches Gesicht zu erkennen glaubten. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) präsentierte nun neue Aufnahmen der Region. Dabei zeigte sich - wenig überraschend -, dass das "Marsgesicht" gar kein Gesicht ist, sondern ein erodierter Berg.  
NASA 1976: "... menschlichem Kopf ähnlich"
Ralf Jaumann vom DLR-Institut für Planetenforschung erinnert sich an die Zeit, als die amerikanische Viking-I-Sonde Bilder eines Bergmassivs aus der Cydonia-Region zur Erde funkte. In einer NASA-Pressemitteilung vom 31. Juli 1976 wurde es als "einem menschlichen Kopf ähnlich" beschrieben. Jaumann: "Schon damals gingen jedoch sämtliche an Viking beteiligten Marsforscher von einer optischen Täuschung aus."
Augen, Nase, Mund
 
Bild: NASA/JPL

Der Beleuchtungseffekt ergab sich durch den speziellen Sonnenstand, der die Oberflächenformen an diesem Berg Schatten werfen ließ. Dies erweckte den Anschein, dass die Formation Augen, Nase und Mund habe (Bild oben).
Spekulationen als Folge
In den folgenden Jahren war das "Gesicht auf dem Mars" Ursache für zahlreiche Spekulationen über künstliche Strukturen auf diesem Planeten, deren möglichen Ursprung und ihren eventuellen Zweck.

Das Marsgesicht ist dabei die berühmteste Formation in einer Reihe von Geländemerkmalen, die von manchen Weltraum-Enthusiasten als mutmaßlich künstliche Landschaften, wie potenzielle Pyramiden und sogar eine zerfallene Stadt, interpretiert wurden.

Die Vorstellung, dass der Mars früher Lebensraum intelligenter Lebewesen gewesen sein könnte, beflügelte die Fantasie einer Reihe von Interessierten. Auch die Medien beteiligten sich rege an diesen Spekulationen, die ihren Ausdruck in zahlreichen mehr oder weniger ernsthaften Zeitungsartikeln, in Werken der Science-Fiction-Literatur, in TV-Beiträgen, in Computerspielen und auf einer Vielzahl von Websites fanden.
Durch natürliche Erosion entstanden
Die offizielle Lesart der Wissenschaftler hat sich dabei nie geändert: Das Gesicht auf dem Mars blieb ein rein optisches Phänomen, bedingt durch den Schattenwurf von Erhebungen auf eine Oberfläche, die durch natürliche Erosion geformt wurde.

Erst im April 1998 konnte dieser Standpunkt mit Hilfe weiterer Bilddaten der Mars Orbiter Camera auf der NASA-Mission Mars Global Surveyor bekräftigt werden. Auch spätere Aufnahmen derselben Sonde aus dem Jahre 2001 und von einer Kamera auf dem Orbiter Mars Odyssey bestätigten diese Interpretation.
Neue Bilder - alte Deutung
 
Bild: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum)

Die neuen Bilder der Region wurden im vergangenen Juli von der hochauflösenden Stereokamera (HRSC) aufgenommen, die das DLR an Bord von "Mars Express" betreibt. Die Fotos haben eine Auflösung von etwa 13,7 Metern pro Bildpunkt.
Gesicht als Schutthalde
Bild: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum) und Malin Space Science Systems
Cydonia liegt in der Region Arabia Terra und gehört zur Übergangszone zwischen den südlichen Mars-Hochländern und den nördlichen Mars-Tiefländern. Diese Übergangszone, auch unter der Bezeichnung Dichotomiegrenze bekannt, ist durch breite schuttgefüllte Täler und Einzelberge unterschiedlicher Größe und Form charakterisiert.

In Nachbarregionen von Cydonia sind diese von der Erosion ausgenommenen "Zeugenberge" an ihrer Basis oft von Halden aus Schutt, wahrscheinlich mit einem Gehalt an Wassereis, umgeben. An einigen vergleichsweise kleinen Restbergen in Cydonia fehlen diese Schutthalden. Die Morphologie der Schutthalden wird durch Details der Hangrutschungsprozesse beeinflusst.

Die Marsgesicht-Formation (rechts: 3D-Aufnahme) weist einen solchen charakteristischen Bergrutsch und ein frühes Stadium einer Schutthalde auf.

[science.ORF.at/DLR, 22.9.06]
->   Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
->   Cydonia Mensae - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010