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Kometen sind keine Randerscheinung  
  Sieben Jahre lang war die NASA-Sonde "Stardust" im Weltraum unterwegs. Nach einem Abstecher beim Kometen "Wild 2" kehrte sie im Jänner dieses Jahres zur Erde zurück. Eine Analyse kosmischer Staubproben zeigt, dass Wild 2 nicht allein aus dem Material vom fernen Rand des Sonnensystems besteht, sondern auch mineralische Bestandteile aus dessen heißem Zentrum in sich trägt.  
Bisher gingen die Experten davon aus, dass der Geburtsort von Kometen vor 4,6 Milliarden Jahren ausschließlich am Rand unseres Sonnensystems lag, in der kalten Region jenseits von Neptun und Pluto. "Das ist so überraschend, wie einen Stein aus Neuseeland in seinem Vorgarten zu finden", erklärte der Chefwissenschaftler der Stardust-Mission, Donald Brownlee.
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Zur Stardust-Mission erschien in der Zeitschrift "Science" (Bd. 314, S. 1708-39; Ausgabe vom 15. Dezember 2006) ein Schwerpunkt mit sieben Studien und zwei Begleitartikeln.
->   Special Section zu Stardust
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Isolationsthese widerlegt
"Viele Leute meinten, dass Kometen in völliger Isolation vom Rest des übrigen Sonnensystems entstanden sind. Wir haben gezeigt, dass diese Ansicht falsch ist", erklärt Brownlee, der eine Studie mit 183 Autoren von 99 verschiedenen Institutionen anführt:

"Als sich vor 4,6 Millarden Jahren das Sonnensystem bildete, bewegte sich Material von dessen innersten Bereich bis an den Rand desselben. Ich stelle mir das so vor, als habe sich beim Sonnensystem das Innere förmlich nach außen gekehrt."
Ein Milligramm in sieben Jahren
 
Bild: Science

Seit den Mondmissionen der siebziger Jahre waren keine festen Bestandteile von Himmelskörpern mehr aus dem All zur Erde gebracht worden. Im Jänner 2006, nach der Rückkehr von Stardust, war es endlich wieder soweit: Die Sonde fing während ihrer 4,6 Milliarden Kilometer langen Reise Material aus den Weiten des Kosmos ein - unter anderem Partikel aus der Staubwolke des Kometen P81/Wild 2.

Das geschah mit Hilfe eines so genannten Aerogels, eine Substanz extrem geringer Dichte (siehe Bild oben), gewissermaßen ein dreidimensionaler Putzlappen für kosmischen Staub. Gesamtausbeute des Unternehmens: etwa ein Milligramm.
Heißer als gedacht
 
Bild: Science

Bis zu einem Zehntel der Mineralien aus dem Kometenstaub seien bei der Entstehung des Himmelskörpers mehr als 1.700 Grad Celsius heiß gewesen, heißt es in "Science". Deshalb müssen sie aus dem inneren Sonnensystem herausgeschleudert worden seien, folgern die Wissenschaftler.

Bild oben: Partikel aus der Staubwolke von Stardust. Deren Größe (inkl. "Bremsspur" im Gel) liegt zwischen 0,12 und 3,2 Millimeter.
Großräumige Durchmischung
Das bedeute, dass sich bei der Entstehung des Sonnensystems viel mehr Stoffe miteinander gemischt hätten als bisher angenommen, so Brownlee. Wie genau diese Durchmischung stattgefunden habe, sei aber noch unklar.

Zwei Beispiele aus der chemischen Analyse: Die Forscher fanden u.a. Einschlüsse aus Aluminium und Kalzium sowie Magnesium-Olivin, das etwa auch im grünen Sand einiger Strände auf Hawaii enthalten ist.

Stardust wurde 1999 gestartet und durchflog die Staubwolke des Kometen P81/Wild 2 im Jänner 2004. Darüber hinaus brachte die Sonde winzige Staubteile zur Erde zurück, die aus anderen Galaxien in unser Sonnensystem gedriftet sind. Die Expedition kostete rund 168 Millionen Dollar (126,6 Mio. Euro).

[science.ORF.at/dpa, 15.12.06]
->   Donald Brownlee - University of Washington
->   Stardust - Wikipedia
->   Stardust - NASA
->   Mehr zu Stardust im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010