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Selbstheilung des Herzens  
  Das wichtigste Organ des Menschen, das Herz, galt bisher als nicht regenerationsfähig. Eine neue Studie bringt dieses Dogma ins Wanken. Erstmals konnte nach Herzinfarkten ein massives Wachstum von Herzzellen beobachtet werden.  
Das Team um Dr. Piero Anversa, Direktor des Cardiovascular Research Institute des New York Medical College, nahm Gewebeproben von Herzinfarktpatienten und untersuchte diese auf Anzeichen von Zellteilungsaktivitäten. Die Ergebnisse der Untersuchungen wurden in dem Fachmagazin 'New England Journal of Medicine' veröffentlicht
Ein eindeutiger Hinweis
Die Wissenschaftler konnten eindeutig das Vorhandensein des Proteins Ki67 fest stellen. Dieses Protein kommt im Kern sich teilender Herzmuskelzellen vor, spielt eine wesentliche Rolle während des Lebenszyklus einer Zelle und ist somit ein starker Hinweis auf Zellteilungstätigkeit.
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Es wurden die Herzmuskelzellen von 13 Patienten untersucht, deren Herzinfarkt vor vier bis 12 Tagen statt gefunden hatte. Die Proben wurden an der Grenze des zerstörten Gewebes und an einer weiter entfernten Stelle genommen. Zum Vergleich wurden auch zehn Patienten, die keinerlei Herzbeschwerden hatten, untersucht.
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Ein weiteres Indiz
Neben dem Vorkommen von Ki67 konnten die Wissenschaftler auch eindeutige äußerliche Anzeichen einer Zellteilung beobachten. Insgesamt stellten sie in dem durch den Herzinfarkt verletzten Gewebe eine bis zu 84-fach erhöhte Zellteilungsrate fest.
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Diese Beobachtungen sprechen für die Regenerationsfähigkeit von verletztem Herzgewebe. Zwar reicht diese bei einem massiven Infarkt nicht aus, wenn große Bereiche absterben und letztendlich vernarben. Allerdings ist es möglich, dass viele kleine ''subklinische'' Herzschäden bei Blockade kleiner Kapillaren so repariert werden.
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Der nächste Schritt
Als nächstes muss, so Anversa, der Grund für Zellteilungsaktivität gefunden werden. ''Sind diese sich teilenden Zellen Sub-Populationen von bekannten Zellen, die sich die Fähigkeit zur Teilung bewahrt haben, oder handelt es sich um Zellen, die von Stammzellen abstammen, die im Herz beheimatet sind?''

Laut Anversa gibt es Hinweise auf ein Vorhandensein von Stammzellen im Herzen. Möglicherweise haben diese Zellen die Fähigkeit, sich in die verschiedenen Zelltypen des Herzen zu verwandeln, und können so die entstandenen Schäden beheben.
Neue Perspektive der Heilung
''Wenn wir das Vorhandensein dieser Stammzellen beweisen und sie gezielt in die beschädigten Regionen des Herzens einschleusen könnten, dann wären wir in der Lage, die Schäden eines Herzinfarktes oder eines Herzfehlers nachhaltig zu beheben,'' meint Anversa.
Erste Erfolge bei Tieren
Möglicherweise führt die Fähigkeit zur Regeneration des Herzens schon bald zu einem neuen Behandlungskonzept des Herzinfarktes. Denn vor kurzem ist es sowohl bei Ratten wie bei Mäusen gelungen, Stammzellen aus dem Knochenmark zur Reparatur von Herzgewebe einzusetzen.

Nach einem herbeigeführten Infarkt bildeten diese Zellen sowohl funktionierendes Herzgewebe als auch neue Blutgefäße. Ein klinischer Einsatz dieser Methode ist allerdings noch nicht realistisch, denn die Stammzellen müssten kurz nach einem Infarkt bereit stehen.

(red)
->   New England Journal of Medicine
->   Wissenswertes über die Funktion des Herzens
 
 
 
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01.01.2010