News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Durch Kauen erfolgreich  
  Die Entdeckung eines 260 Millionen alten Reptils wirft ein neues Licht auf die Entwicklung der Säugetiere: Mit seinem großen Kiefer und seinen Zähnen war es möglicherweise das erste Wirbeltier, das gut kauen konnte - eine Grundvoraussetzung, um landbeherrschend zu werden.  
30 Zentimeter lang, große Augen, starker Kiefer

Der Schädel des Suminia getmanovi
Suminia getmanovi - so heißt das Reptil - ist ungefähr 30 Zentimeter lang und hat einen fünf Zentimeter langen Kopf mit riesigen Augen und stark ausgeprägtem Kiefer, so die aktuelle Ausgabe von "Nature".

Das affenähnliche Tier lebte rund 50 Millionen Jahre bevor die ersten Dinosaurier auf der Erdoberfläche auftauchten - und es dürfte über hervorragende Kau-Fähigkeiten verfügt haben.
Schlauer Kauer
Im Gegensatz zu anderen Pflanzenfressern jener Urzeit nämlich, die Blätter einfach ausrissen und als ganzes verschluckten, konnte Suminia die grüne Nahrung mit seinen mächtigen Zähnen kauen und zermahlen. Was bedeutete, dass es mehr essen und die Nährstoffe auch besser verarbeiten konnte.

Die relativ großen Zähne und das damit verbundene Nahrungsverhalten könnten jetzt erklären helfen, warum die Wirbeltiere einst die Herrschaft über das Land gewonnen haben.
...
Schon vor elf Jahren entdeckt
Robert Reisz von der University Toronto und Natalia Rybczynski von der Duke University in North Carolina untersuchten die fossilen Überreste von Zähnen und Schädel des Suminia, der vor bereits elf Jahren am Fluss Vyatka in Zentralrussland, etwa 800 Kilometer östlich von Moskau gefunden worden war.
...
Vorläufer der Säugetiere?
Mit dem Suminia getmanovi könnten Reisz und Rybczynski den ältesten Vorläufer der Säugetiere gefunden haben. Diese traten erst rund 60 Millionen Jahre später auf. Ihr überlegener Stoffwechsel habe sie zu Warmblütlern werden lassen, glauben die Forscher.
Evolutions-Vorteil: Pflanzen fressen

Rybczynski mit einem vierfach vergrößerten Modell des Suminia-Schädels.
"Im Tierreich haben sich jene Pflanzenfresser durchgesetzt, die ihre Nahrung gut gekaut haben. Die Ausbildung der dafür nötigen Werkzeuge stellt für uns einen großen Fortschritt der Evolution dar", meint Robert Reisz.

"Kauen ist außerordentlich wichtig", betont auch Rybczynski. "Je effektiver ein Tier sein Futter kaut, um so besser kann es verdauen und die Nahrungsaufnahme beschleunigen."

Das Kauen könnte dem Reptil zu einem Stoffwechsel verholfen haben, der jenen von Säugetieren nicht unähnlich ist, vermutet die Forscherin.
Eroberung des Landes
"Die Entwicklung der landlebenden Wirbeltiere bekam einen mächtigen Schub, nachdem sie die Fähigkeit erworben hatten, Grünkost effektiv zu verwerten", ergänzt Reisz.

Und in der Tat tauchte das Suminia getmanovi etwa zu jenem Zeitpunkt auf, als die Wirbeltiere das Land eroberten.
Pflanzenfresser in der Mehrheit
Auch heute sind Pflanzenfresser weltweit in der Überzahl. Ihre Fähigkeit, aus der fasrigen Nahrung Energie zu gewinnen, könnte entscheidend für das Durchsetzungsvermögen warmblütiger Tiere gewesen sein.

"Die Entwicklung, die zu den heutigen Ökosystemen geführt hat - mit einer großen Menge an Pflanzenfressern, die die wenigen fleischfressenden Jäger unterstützen - basiert auf der Fähigkeit von Tieren, Grünzeug effektiv zu essen und zu verarbeiten", resümiert Reisz.

(red)
->   Die Mitteilung zum Fund des Reptils der Duke University
->   Originaltext in Nature " Earliest evidence for efficient oral processing in a terrestrial herbivore" (kostenpflichtig)
->   Department of Biological Anthropology and Anatomy, Duke University
->   Robert Reisz an der University of Toronto
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010