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Planet Merkur hat einen geschmolzenen Kern  
  Um von einem Ei festzustellen, ob es innen hart oder flüssig ist, braucht man es nur auf einer Fläche rotieren zu lassen - die Art der Drehung lässt Rückschlüsse auf den inneren Zustand zu. Ein ähnliches Prinzip haben sich US-Forscher zu Nutze gemacht, um Genaueres über das Innenleben des Merkur zu erfahren. Und die Rotation hat ihnen verraten: Der kleine Planet hat einen weichen Kern.  
Dass der Merkur "eiert" und deshalb innen nicht ganz fest ist, davon zeigten sich Jean-Luc Margot und seine Kollegen überrascht: Denn bisher war man davon ausgegangen, dass die kleinen Planeten wie Venus oder eben Merkur innen ausgekühlt seien. Ist der Kern tatsächlich weich, müsste das Material im Inneren des Merkur anders zusammengesetzt sein als angenommen.
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Die Studie "Large Longitude Libration of Mercury Reveals a Molten Core" von Jean-Luc Margot und Kollegen ist am 3. Mai 2007 in "Science" erschienen (Band 316, S. 710-714, DOI:10.1126/science.1140514).
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Mit Radiosignal Schwankungen gemessen
 
Bild: Bill Saxton, NRAO/AUI/NSF

Die Forscher der Cornell University hielten nach kleinen Veränderungen in den Drehungen des Merkur um die eigene Achse Ausschau. Während sie den Planeten mit drei Teleskopen beobachteten, schickten sie starke Radiowellen und warteten auf das Echo. Das reflektierte Signal bildete markante Muster auf der Oberfläche des Planeten ab.

Dann maßen die Wissenschaftler, wie lange es dauerte, bis sich der Planet soweit weitergedreht hatte, dass das Radiosignal die gleiche Reflexion produzierte. Dadurch konnten sie die Umdrehungszeit des Planeten sehr genau vermessen - inklusive aller Schwankungen.
30 Jahre altes Rätsel gelöst
Bild: Nicolle Ragger Fuller, National Science Foundation
Die Ergebnisse zeigten, dass die Schwankungen doppelt groß waren als bei einem im Inneren völlig festen Himmelskörper. Ihre Bandbreite lässt sich aber erklären, wenn man davon ausgeht, dass der Merkur nur außen fest ist, aber einen geschmolzenen Kern hat.

Mit dieser Erkenntnis können die Forscher auch ein 30 Jahre altes Rätsel klären: Mitte der 1970er Jahre sendete die Raumsonde Mariner 10 neben Bildern des Merkur verblüffende Zusatzdaten. Damals stellte man fest, dass der Planet - wie die Erde - ein Magnetfeld hat und sich darin von Mond, Venus und Mars unterscheidet.

Wie das Magnetfeld entstanden war, darüber wurde seither gerätselt. Nun bieten die US-Forscher mit ihren Erkenntnissen zum weichen Kern des Merkur eine Erklärung an.
Zusammensetzung des "Innenlebens" überdacht
Auch das Verhältnis der Materialien, aus denen der Planet besteht, muss neu definiert werden. Damit ein Planet ein weiches "Herz" über Milliarden Jahre erhalten kann, muss in seinem Inneren ein leichtes Element wie Schwefel vorhanden sein, das sich mit dem Eisen vermischt und dessen Schmelzpunkt gesenkt hat. Doch um diese Fragen zu beantworten, fehlen verlässliche Messdaten.

Die Forscher hoffen deshalb auf die Daten der NASA-Raumsonde Messenger, die bereits im August 2004 losgeschickt wurde. 2008 wird sie zum ersten Mal am Merkur vorbeifliegen und ihn ab 2011 in einer Umlaufbahn umrunden.

[science.ORF.at, 7.5.07]
->   Website von Jean-Luc Margot
->   Cornell University
Mehr über den Merkur in science.ORF.at:
->   Warum Merkurs Magnetfeld schwächelt (21.12.06)
->   Seltenes Treffen von Venus, Merkur und Saturn (23.6.05)
->   Raumsonde "Messenger" zum Merkur gestartet (3.8.04)
 
 
 
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01.01.2010